Asthma und COPD im Herbst

Gerade der Herbst bringt wieder eine Reihe zusätzlicher Belastungen für die Atemwege mit sich. So ist am Beginn der Heizsaison die Belastung durch Hausstaubmilben besonders hoch – durch einen Zykluswechsel wird das Allergen der Hausstaubmilbe „aktiv“. Die Milbe vermehrt sich im feucht-warmen Sommer besonders stark, die Eiweißstoffe ihrer Ausscheidungen besitzen eine hohe allergene Potenz. Im Herbst, mit dem Aufdrehen der Heizung und der trockeneren Raumluft, zerfallen die Milben-Kotbällchen in kleinste Teilchen, die besonders lange in der Luft bleiben. Mit dem Staub aufgewirbelt gelangen sie über die Atemluft auf die Schleimhäute der Augen, der Nase und der Atemwege.
„Die möglichen Folgen für sensibilisierte Menschen sind Fließschnupfen, Niesattacken, tränende Augen und in schlimmeren Fällen Atemnot und Asthmaanfälle. Bleibt der allergische Schnupfen unbehandelt, breitet sich die Entzündung aus und wandert von Augen und Nase in Richtung Lunge, wo sie deutlich mehr Schaden anrichten kann“, schildert Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Popp, Leiter der 11. Medizinischen Abteilung mit Lungenkrankheiten und Langzeitbeatmungszentrum im Geriatriezentrum Am Wienerwald. Vor allem Kinder reagieren oftmals allergisch auf Milben, etwa jedes fünfte Kind ist bereits gegen diverse Allergene sensibilisiert.

 

COPD: Neue Behandlungsstrategienach Risikostratifizierung

Weltweit leiden 600 Millionen Menschen an der chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), für 3 Millionen Menschen verläuft die Erkrankung tödlich. Die Kosten der Erkrankung sind in den letzten zehn Jahren rasant gestiegen: um 180% bei Akutinterventionen in der Erstversorgung, eine ähnlich hohe Zunahme besteht hinsichtlich der Kosten für Medikamente. Am stärksten sind jedoch die Kosten der Spitalaufenthalte gestiegen. Dr. Sylvia Hartl, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, hält fest: „Durch ein verbessertes COPD-Management bei dem die präventiven Maßnahmen besser ausgeschöpft werden, könnten viele Patienten die verfrüht sterben gerettet, und die Kosten ökonomisiert werden.“ Dafür ist es erforderlich eine Risikostratifizierung der Erkrankung durchzuführen, die das Risiko der Patienten nach Stabilität der Symptome und nach der Anzahl der Exazerbationen beurteilt. Nach der neuen Einteilung werden Patienten also nach Schwere der Lungenfunktionseinschränkung, nach Stabilität der Symptome und der Anzahl der Exazerbationen im letzten Jahr einem Risikograd (A, B, C oder D) zugeordnet.

 

Deutlich mehr Risikopatienten als angenommen

Klassifiziert man die Patienten nach dieser neuen Risikobeurteilung, zeigt sich auch bei den früheren milden Stadien der Erkrankung, bereits bei einem Drittel ein erhöhter Risikograd. Die Quelle für das Risiko kann unterschiedlich sein: Einerseits sind unbehandelte Patienten oder solche mit schlechter Therapie-Compliance gefährdet, andererseits sind auch Co-Erkrankungen für erhöhte Symptome und Mortalität verantwortlich. Es gibt vier Komponenten die im unterschiedlichen Ausmaß für den Krankheitsverlauf von COPD-Patienten verantwortlich sind: die Lungenfunktionseinschränkung, die den Grad der Behinderung bedingt, das Entzündungsprofil, das für das Fortschreiten verantwortlich ist, die Symptomlast, die die Begleiterkrankungen enthält und das genetische und epigenetische Profil, das derzeit am wenigsten erforscht und beeinflussbar ist. „Die Einbeziehung dieses Wissens in die interdisziplinäre Behandlung ist daher für die COPD mit erhöhtem Risikoprofil dringend anzuraten. Aber auch andere Faktoren, wie der Lebensstil, beeinflussen den Krankheitsverlauf: Derzeit sind in Österreich bei Spitaleinweisung wegen einer Exazerbation leider immer noch 35% der COPD-Patienten aktuelle Raucher. Hier muss man in der Therapie der COPD von schweren Mängeln sprechen“, erklärt Hartl. Experten der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie entwickeln, dieser Strategie folgend, gerade neue Empfehlungen für die Behandlung der COPD in Österreich. Ebenso werden Vorschläge erarbeitet, wie diese in der Behandlung rasch umgesetzt werden können.

 

Komorbiditäten bei COPD

COPD-Patienten leiden oft an Komorbiditäten, die Einfluss auf Lebensqualität und Lebenserwartung haben. Besonders oft treten in diesem Zusammenhang kardiovaskuläre Erkrankungen auf. Bei COPD-Patienten ist das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen fünffach erhöht. Das Risiko für einen Schlaganfall ist mehr als dreifach erhöht. Schätzungen zufolge ist ein Drittel der Patienten von einer Form der Herzinsuffizienz betroffen. Dr. Robab Breyer-Kohansal, Studienleiterin im Bereich COPD und Pneumologische Epidemiologie des Ludwig Boltzmann Instituts, erklärt die daraus folgenden häufigsten Todesursachen für COPD-Patienten im Detail: „Im Zusammenhang mit einer schweren COPD ist das respiratorische Versagen die häufigste Todesursache. Bei Patienten mit weniger schwerer COPD wird die Mortalität primär durch Herz-Kreislauf-Probleme verursacht. Das bestätigt, dass bei Patienten mit COPD eine Komorbidität durchaus eine Herausforderung in der medizinischen Behandlung darstellt und eine beträchtliche Rolle spielt.“ Ein möglicher Grund ist die von der Lunge ausgehende Entzündung, die auf weitere Organe wie z. B. das Herz übergreifen kann. Außerdem ist bei COPD-Patienten vermehrt mit einem Diabetes mellitus zu rechnen.