Die Nummer 1 der Österreicher ist die Gesundheit!

Die absolute Nummer 1 im Fokus der Österreicher ist die Gesundheit: sie wird in einer aktuellen Umfrage von über 94% als sehr wichtig und von knapp 6% als wichtig im Vergleich zu anderen Staatsausgaben eingestuft, gefolgt von Ordnung und Sicherheit, die für 63% der Teilnehmer sehr wichtig sind. Am Herzen liegen den Österreichern auch die Themen Bildung und Umwelt, welchen jeweils rund 51% bzw. 48% der Befragten einen sehr wichtigen Stellenwert einräumen. Ganz anders verhält es sich bei den EU-Ausgaben und der Verwaltung, die von 74% bzw. 69% für weniger wichtig und unwichtig im Vergleich zu anderen Staatsausgaben gehalten werden. Und auch der Stellenwert der Landesverteidigung ist für 56,5% weniger wichtig bis unwichtig.
Aus der Befragung geht hervor, dass zwar „nur“ 11,77% nicht zufrieden mit der ärztlichen Versorgung in Österreich sind, aber auch nur 25,97% sind sehr zufrieden. Die absolute Mehrheit ist zufrieden (62,26%).

 

 

 

 

Klare Absage an Einsparungen im Bereich Gesundheit

Die großen Einsparungen, die die geplante Gesundheitsreform vorsieht, werden in der Bevölkerung nicht gutgeheißen. 78% der Befragten halten diese Maßnahmen für nicht sinnvoll, 16,32% für eher nicht sinnvoll. Dafür sehen die Österreicher Einsparungspotenzial in anderen Bereichen – beispielsweise sind 89,6% der Meinung, dass bei EU-Ausgaben vermehrt eingespart werden könnte. Auch in der Verwaltung und in der Landesverteidigung sehen die Befragten durchaus die Möglichkeit, Kosten zu sparen: 80,33% wären dafür, bei der Verwaltung vermehrt einzusparen, 59,23% sind es im Fall der Landesverteidigung.
Während in Bereichen wie Umwelt, Kultur oder Verkehr und Straßen die Mehrheit der Teilnehmer weder Kürzungen noch Aufstockungen der Kosten befürwortet, gibt es drei Punkte, in denen die Österreicher den Sparstift nicht ansetzen möchten: mehr als die Hälfte der Befragten würde Einsparungen im Bereich Bildung nicht willkommen heißen, 64% sind es im Bereich „Ordnung und Sicherheit“. Absoluter Spitzenreiter ist aber die Gesundheit: Hier wollen 92% der Teilnehmer nicht, dass gespart wird – damit erteilen sie den geplanten Einsparungen im Zuge der Gesundheitsreform eine klare Absage!
Bereits jetzt fehlen in Österreich 1.309 Kassenstellen, wobei bisher vor allem der ländliche Bereich unter Hausarztmangel litt. Zukünftig wird es auch zu Engpässen in der Versorgung in städtischen Gebieten kommen. Dass Ordinationen aus Einsparungsgründen geschlossen werden bzw. auslaufende Kassenverträge nicht mehr erneuert werden, erachten 44% der Befragten als ein großes Problem für die medizinische Versorgung, 51% sagen, dass dies Sparen am falschen Platz sei.
Auch die Versorgungsqualität in den Krankenhäusern wird leiden, wenn, wie geplant, Abteilungen zusammengelegt oder geschlossen werden bzw. sogar ganze Spitäler aufgelöst werden sollen. 44% sehen hier ein großes Problem für die medizinische Versorgung, 45% geben an, dass es sich hier für sie um Sparen am falschen Platz handle.

 

 

Starke Patientenschiene gefordert

Der Ruf der Ärzteschaft nach der Etablierung einer starken Patientenschiene, die in Steuerungsgremien vertreten sein soll, liegt im Sinne der Bevölkerung: 86% der Teilnehmer an der Umfrage wünschen sich, dass sie einen Patientenanwalt direkt wählen können, der dann ihre Interessen vertritt. Nur knapp über 3% sind für eine Beibehaltung des bisherigen Systems, in dem Patientenanwälte von der Politik bestellt werden.

 

 

Gute Nacht, Österreich

Wie behutsam auch in Zeiten von Schuldenkrise und Wirtschaftsflaute mit Gesundheitsfragen umzugehen wäre, sagen einem der gesunde Menschenverstand oder einfach nur das Bauchgefühl. So man darüber verfügt. Eigentlich ist es ja egal, ob die vom zeitgeistigen Ökonomisierungszwang beschatteten Politiker es einfach nicht glauben wollen, oder ob ihnen nur das notwendige Sensorium für das Volksempfinden fehlt. Jedenfalls haben die Österreicherinnen und Österreicher mit der politischen Absicht, dem Gesundheitssystem eine „modische“ Spar- und Zentralisierungsreform zu verpassen, so gar nichts am Hut.
Den Beweis liefert eine Leserbefragung von Kronen Zeitung und Ärzte Krone: Für alle Befragten haben die staatlichen Gesundheitsausgaben den höchsten Stellenwert. Öffentliche Infrastrukturausgaben rangieren in der Meinung Österreichs unter ferner liefen – was etwa dem Ehrgeiz, die Berge der Alpenrepublik milliardenschwer zu untertunneln, gar kein gutes Zeugnis ausstellt. Selbst Ordnung und Sicherheit, andere Sozialausgaben und Bildung liegen weit hinter der Gesundheit. Wenn es um das Sparen geht, zeigt sich das gleiche Bild, denn fast die gesamte Alpenrepublik hält finanzielle Einschränkungen im Gesundheitswesen für nicht sinnvoll. Die Auswirkungen der geplanten Einsparreform in Form von möglichen Schließungen bei Ordinationen oder Spitalsabteilungen bedeuten für die meisten Bürgerinnen und Bürger ein großes Problem oder Sparen am falschen Platz. Wie weit sind doch die Bedürfnisse des Volkes von der politischen Realität entfernt! Während die Verantwortlichen in Bund, Ländern und Sozialversicherungen auf Pressekonferenzen Kostendämpfungserfolge und Bilanzgewinne bejubeln, kracht es im personellen Gebälk der Krankenhäuser und Ordinationen. Bürokratielawinen verschütten die ärztliche Arbeit in Spital und Ordination, gesetzliche Arbeitszeiten sind Schall und Rauch, die Ausbildungssituation am Sand und der Ärztenachwuchs Mangelware. Wenn sich die Bedingungen nicht ändern, dann werden bald ganze Landstriche ärztlich versteppen, wie dies auch in Deutschland der Fall war. Dort hat man aber aus den Fehlern gelernt. Attraktive Konditionen veranlassen immer mehr junge österreichische Medizinerinnen und Mediziner, beim großen Nachbarn ihr berufliches Glück zu versuchen. Hierzulande aber freut man sich über „große Reformwürfe“ und euphorisiert sich an neuer Reformbürokratie: Zehn Zielsteuerungskommissionen mit zahlreichen zusätzlichen Funktionen und Amterln für Politiker und ihre Günstlinge, zehn Gesundheitskommissionen, Zielsteuerungsvereinbarungen, Richt- und Leitlinien, Medikamentenregime, Sanktionsmechanismen.
Gute Nacht, Österreich.

Dr. Johannes Steinhart
ist Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie Niedergelassene Ärzte