Plastische Chirurgie – Einsatz vom Scheitel bis zur Sohle

Ärzte Krone: Frau Doz. Zink, wie lässt sich das Fach plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie am besten beschreiben?

Barbara Zink: Zunächst einmal behandelt die plastische Chirurgie nicht ausschließlich die Ästhetik. Die Schönheitsmedizin hat sich eigentlich aus der rekonstruktiven Chirurgie heraus entwickelt. Wenn man sich ansieht, wo der Trend hingeht, wird klar, dass man von den hochinvasiven Eingriffen abkommt und hin zu den sanfteren Formen der ästhetischen Behandlung geht.
Ein Beispiel hierfür ist der Gesichtsbereich. Vor einigen Jahren war das Facelift noch die alleinige Möglichkeit, ein Gesicht jung zu erhalten, oder jünger erscheinen zu lassen. Heute stehen viele zusätzliche minimalinvasive Möglichkeiten zur Verfügung. Es gibt die Möglichkeit, in kleinen Schritten mit Oberlidstraffung, mit Unterlidstraffung, mit Fillern, Hyaluronsäure und Botox zu arbeiten. Darüber hinaus gibt es verschiedenste Laser, um das Hautbild zu erhalten, oder im Fall der sonnengeschädigten Haut oder Aknehaut zu verbessern.

Welche Möglichkeiten bestehen im Bereich der Therapie von Venenerkrankungen?

Barbara Zink: Venenerkrankungen sind ein generalisiertes Problem besonders bei Frauen, da ihre hormonelle Situation deutlich östrogenlastiger ist als die der Männer, wodurch ihr Gewebe weicher ist. Vor allem bei stehenden Berufen, Schwangerschaften sowie Gewichtszu- und -abnahmen kommt es häufig zu Veränderungen der Venen.
Sind große Venen betroffen, steht die Ultraschalluntersuchung zur Verfügung. Ist beispielsweise die Stammvene im Leistenbereich geschädigt, muss operativ eingegriffen werden. Zu den am häufigsten angewendeten chirurgischen Methoden zählt nach wie vor das Venenstripping.
Die Entwicklungen der letzten Jahre haben auch neue endovenöse Ablationstechniken gebracht. Gleich ist ihnen, dass die betroffene Vene entweder durch eine physikalische (thermale) oder chemische Methode verletzt wird und anschließend im Heilungsprozess verödet. Dazu zählt beispielsweise die endovenöse Laserablation oder auch die Schaumverödung. Das therapeutische Vorgehen hängt vom Schweregrad der Erkrankung ab. Die Seitenäste werden über weite Strecken nach wie vor gestrippt und nicht verödet. Die neuen, minimalinvasiven perkutanen Verfahren bringen viele Vorteile wie weniger Schmerzen und kürzere Abheilungszeiten mit sich. Natürlich birgt zum Beispiel die Schaumverödung auch die Gefahr der allergischen Reaktionen in sich.
Für die Behandlung von Besenreisern gelten die gleichen Regeln wie für die Therapie großer Venen. Diese feinsten Venen lassen sich sehr gut mit dem Laser oder auch mit der Schaumsklerosierung behandeln.
In allen Fällen sollten diese Eingriffe in den Wintermonaten vorgenommen werden, da im Anschluss an die Behandlung Kompressionsstrümpfe getragen werden müssen.

Ein ebenfalls in medizinischer wie ästhetischer Hinsicht belastendes Problem sind (Verbrennungs-)Narben und Sonnenschäden. Wie geht man hier vor?

Barbara Zink: Die Haut ist ein Organ, das vor allem im Gesicht permanent der Sonne und damit diesen massivsten Schädigungen, die der Haut zukommen können, ausgesetzt ist. Zusätzlich werden die Menschen auch immer älter. Mit voranschreitender Alterung der Bevölkerung sollten wir danach trachten, die Haut auch im täglichen Leben vor der Sonne zu schützen. In meiner Klientel ist zunehmend zu sehen, dass die Haut im Alter dekompensiert und zahlreiche Hauttumore entstehen. Die meisten sind gut beherrschbar, müssen aber natürlich dennoch entfernt werden, wodurch Narben entstehen. Die Haut ist auch anderen Verletzungen, wie zum Beispiel Verbrennungen, ausgesetzt. Größere Verbrennungen müssen natürlich an einem Verbrennungszentrum behandelt werden und erfordern eine lange Nachbehandlung mit speziellen Salben und Kompressionswäsche, um auch die Bildung von überschießenden Narben zu verhindern.
Narben entstehen auch durch operative Eingriffe. Zur Behandlung gibt es spezielle Schemen, wie vorgegangen wird. Zunächst werden die Narben gepflegt bzw. gibt es auch hier Kompressionswäsche, die mechanischen Druck auf die Narben ausübt. Zur Verfügung stehen auch Silikongelpflaster, die ebenso durch die Ausübung von Druck die Bildung hypertropher Narben verhindern. Reichen diese Methoden nicht aus, besteht die Möglichkeit, die Narben zu lasern bzw. zu unterspritzen, damit sie abflachen und verblassen.
Narbenheilung braucht immer etwa ein Jahr, in dem man an einer möglichst ästhetischen Versorgung arbeiten kann. Man darf jedoch nie vergessen, dass jede Narbe, ob durch Verbrennung, Operation oder Verletzung, zeitlebens bestehen bleibt. Ein völliges Verschwinden von Narben ist sehr selten. Das Erscheinungsbild kann allerdings deutlich verbessert werden und eine gute Versorgung von Anfang an macht sehr viel aus.

Was sind denn die Hauptthemen, aufgrund derer Frauen zu Ihnen in die Ordination kommen?

Barbara Zink: Bei Frauen sind das Veränderungen an Brust und Gesicht. Auch Bauchdeckenstraffungen und Liposuktionen an den Oberschenkeln führen sie häufig zu mir. Natürlich ist aber auch Venenchirurgie ein großes Thema.

Gibt es Neuigkeiten auf dem Gebiet der Brustoperationen?

Barbara Zink: In Bezug auf Brustvergrößerungen sind Silikonimplantate nach wie vor die erste Wahl. Die Materialien sind heute sehr gut untersucht und müssen nicht mehr unbedingt ausgetauscht werden, wie es noch vor einigen Jahren der Fall war. Es gibt durch die Implantate auch keine Einschränkungen der Brustvorsorge mehr. Früher hatten wir noch das Problem, dass die Mammografie-Geräte die Streustrahlung nicht filtern konnten. Das ist aber heute möglich.
Bei der Brustverkleinerung oder -straffung gibt es ebenfalls gute Methoden. Der jeweilige Chirurg kann entscheiden, welche ihm am besten zusagt und mit welcher er die besten Erfolge hat. Es gibt jedenfalls mehrere parallele Techniken, die zu ansprechenden Ergebnissen führen können.
Natürlich ist der Erfolg immer vom Ausgangsmaterial abhängig. Bei einer sehr stark hängende Brust ist beispielsweise zumeist auch das Eigengewebe nicht gut. Somit darf man sich nicht erwarten, dass das Ergebnis eines Eingriffes die Brust einer Jugendlichen sein kann.

Bleiben wir bei der weiblichen Brust: Welche Rolle spielt der plastische Chirurg für Brustkrebspatientinnen?

Barbara Zink: Brustkrebs betrifft jede siebte Frau in Österreich. Die Zahl der Gesamt-Brustamputationen aufgrund eines Mammakarzinoms ist zwar zurückgegangen, aber die Zahl der entstellenden Operationen ist ungebrochen hoch. Hier ist der plastische Chirurg gefragt, der versucht, die Ungleichheit zwischen den Brüsten wieder zu verbessern. Besonders bei jungen Frauen ist der Brust-Wiederaufbau ein großes Thema.

Und mit welchen Problematiken wenden sich Männer an Sie?

Barbara Zink: Am häufigsten kommen Männer – so wie auch Frauen – für ästhetische Eingriffe im Gesicht in meine Ordination. Sie kommen allerdings ebenfalls mit Brustproblematiken. Sehr viele, vor allem junge Burschen, leiden aufgrund hormoneller Umstellungen in der Pubertät unter vergrößerten Brustdrüsen, die reduziert werden sollen.
Ansonsten konsultieren mich Männer häufig wegen Oberlidoperationen und auch für kleine korrektive Eingriffe bis hin zu Botox- und Hyaluronsäurebehandlungen im Gesicht in meine Ordination. Der Anteil der männlichen Patienten nimmt auch stetig zu.
Zu sagen ist hier auch, dass Männer tendenziell mehr an der Sonne sind, wodurch vor allem bei älteren Männern im Glatzenbereich die Hautkrebsproblematik stärker ausgeprägt ist als bei Frauen.

Gefragt sind plastische Chirurgen wohl auch nach starken Gewichtsabnahmen?

Barbara Zink: Ein Patient, der sein Gewicht stark reduziert, hat das Problem, dass sehr viel überschüssige Haut überbleibt, die entfernt werden muss. Diese doppelten und dreifachen Hautfalten sind nicht nur ästhetisch nicht ansprechend, sondern man schwitzt zwischen den Falten, und es kommt zu problematischen Hautekzemen. Durch derartige rekonstruktive Eingriffe entstehen natürlich auch sehr große, lange Narben, die betroffene Patienten allerdings gerne in Kauf nehmen.

Ist Ihre Klientel in der Regel psychisch stark belastet?

Barbara Zink: Meine Patienten sind psychisch durch ihr Manko belastet und kommen in die Ordination, um dem ein Ende zu bereiten. Ich sehe aber sehr selten Menschen, die an einem Dysmorphie-Syndrom leiden, sich also selbst verkennen und mit Wünschen an mich herantreten, die ich nicht erfüllen kann, weil ich das Problem gar nicht sehe. Die meisten Patienten haben durchaus realistische Vorstellungen. Ich musste aber auch tatsächlich schon Patienten ablehnen. Vor allem sehr junge Leute haben oftmals unrealistische Vorstellungen. Diesen muss man sagen, dass sie von dem Eingriff absehen sollten, da sie sonst Narben o.Ä. haben, die sie später bereuen. Auch wenn die Veränderung so gering ist, dass das Risiko des Eingriffs größer ist als der Nutzen, stimmt die Relation nicht – diese Fälle lehne ich ebenfalls ab.

Eine letzte Frage: Wie steht es um die plastische Chirurgie in Österreich im internationalen Vergleich?

Barbara Zink: In der Bevölkerung ist das Thema noch nicht gut akzeptiert. In den USA und Brasilien gibt es deutlich mehr Eingriffe. Fachlich sind wir allerdings gut aufgestellt.

Danke für das Gespräch!