Sitzen als Krankheit – was können wir Ärzte tun?

Bewegung in Alltag und Freizeit hat viele, positive Auswirkungen auf den ganzen Menschen. Langfristige Effekte wie Senkung von Morbidität, Gesamtmortalität und Infekthäufigkeit sowie Verbesserung der Lebensqualität sind durch viele Studien belegt. Ebenso die kurzfristigen oder Akuteffekte von Bewegung wie z.B. der Abbau von Stress. Bereits ab zehn Minuten kontinuierlicher Bewegung kommt es zu einer messbaren Reduktion von stressbedingten Effekten im Organismus (Porta 2003).
Bewegungsfelder der Vergangenheit wie der Fußweg zur Schule oder Arbeitsstätte, körperliche Tätigkeiten wie Tragen und Heben sind fast vollkommen aus unserem Alltag verschwunden. Wo früher (noch vor dreißig Jahren) diese Wege zu Fuß oder mit dem Fahrrad (10–30 Minuten täglich) zurückgelegt wurden, da werden heute das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Ich habe die Mutter eines Volksschulkindes gefragt, warum sie ihr Kind von der Schule abholt und 500 m nach Hause fährt. Die Antwort: „Weil so viel Verkehr ist?!“

Wie können wir als Ärzte Bewegungsmangel positiv beeinflussen?

Im Ablauf des Kernprozesses ärztlicher Tätigkeit (Anamnese, Untersuchung, Zusatzuntersuchungen [wie Ergometrie oder sportmotorische Tests], Befund, Diagnose und daraus abgeleiteter Therapie) haben wir in der Praxis nur die Möglichkeit der Anamnese, um Bewegungsmangel zu erfassen. Bei der therapeutischen Intervention bietet sich die Technik der Kurzintervention (Motivational-Interviewing) im Gespräch mit den Eltern an. Für Schulärzte besteht die Möglichkeit das Erfolgsmodell aus Eisenstadt, den Pedibus, zu empfehlen. Im Rahmen gemeindeärztlicher Tätigkeit können Aktionen wie „Sicherer Schulweg“, „Mit dem Rad in die Schule“ oder ähnliche Bewegungsangebote gefördert werden.
Den obersten Rahmen kann nur das Ministerium für Gesundheit vorgeben, analog den erfolgreichen Impfprogrammen wie sie im Österreichischen Impfplan enthalten sind.
Nur festzustellen, wie schlecht das Bewegungsverhalten unserer Jugendlichen ist, ist zu wenig! Die Therapie von Bewegungsmangel erfordert Aktivitäten auf vielen Ebenen. Wir als Ärzte haben die Verpflichtung, Bewegung als Gesundheitsfaktor zu empfehlen und zu fördern. Das sind wir unseren Kindern und Jugendlichen schuldig.