Zukunft des Impfens in Österreich

Keine andere Maßnahme der modernen Medizin hat mehr zur Lebensverlängerung beigetragen als das Impfen. So ist es gelungen, die Pocken auszurotten, und große Teile der Welt sind frei von Kinderlähmung, Diphtherie, Tetanus und invasiven Infektionen durch Haemophilus influenzae Typ B.

Kinderärzte für Erweiterung des öffentlichen Impfkonzeptes

Die medizinischen Erfolge stimulieren zur Entwicklung von immer mehr und immer besseren Impfstoffen und zur Erstellung immer detaillierterer Impfempfehlungen. Die Impfung gegen humane Papillomviren (HPV) ist nach der Impfung gegen Hepatitis B die zweite Impfung, die vor Krebs schützt. Die Einführung der praktisch nebenwirkungsfreien Impfung gegen humane Papillomviren wird unter anderem künftig mehr als 100 Frauen pro Jahr vor dem Tod an einem Gebärmutterhalskrebs bewahren. Für die Kinderärzte wünschenswert wäre jedoch eine Reduzierung des derzeit noch sehr hoch angesetzten Preises der HPV-Impfung bzw. die Aufnahme der HPV-Impfung ins öffentliche Impfkonzept.
Dazu Univ.-Prof. Dr. Werner Zenz von der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz: „Neben der Erweiterung des öffentlichen Impfkonzeptes durch die Einführung einer bezahlten HPV-Impfung würde die Umstellung von 10- auf 13-valenten Pneumokokkenimpfstoff die Abdeckrate invasiver Pneumokokkeninfektionen bei Österreichs Kindern von 52 auf 70% erhöhen. Die Einführung einer konjugierten Meningokokkenimpfung gegen die Gruppe C für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr würde dieser Altersgruppe etwa zehn Fälle invasiver Meningokokkenerkrankungen pro Jahr ersparen. Und die Einführung einer generellen zweimaligen Impfung gegen Varizellen könnte einen Großteil der 340 Spitalsaufnahmen pro Jahr durch diese Erkrankungen inklusive 40 neurologische Komplikationen verhindern.“

Durchbruch im Kampf gegen Meningokokkeninfektionen erwartet

Etwa 70% aller Meningokokkeninfektionen werden durch die Serogruppe B ausgelöst. Seit vielen Jahrzehnten bemüht man sich um die Herstellung eines Impfstoffes gegen diese Erkrankung. Wegen der immunologischen Ähnlichkeit von Oberflächenproteinen dieser Bakterien mit Bestandteilen des menschlichen Gehirns ist es aber bis dato nicht gelungen. Mittels der Technik der reversen Vakzinologie konnten nun aber vier Oberflächenantigene der Meningokokken identifiziert werden, die hoch immunogen sind, so dass künftig über die Impfung ein Schutz vor Infektionen durch Meningokokken der Gruppe B zu erwarten ist. Dieser Impfstoff steht knapp vor der Zulassung.

Kampf den Impfgegnern

Kinder haben laut UN-Kinderrechte ein Recht auf Impfungen Bei allem Enthusiasmus für die Wirksamkeit des Impfens darf die Sicht der zu impfenden Kinder und deren Eltern nicht aus den Augen verloren werden. Denn jede neue Impfung bedarf zusätzlicher Aufklärung, und angesichts des Rückganges der Bedrohung durch die Infektionserkrankungen wird es immer schwieriger, die Menschen zum Impfen zu motivieren.
Alternativ- und Esoterikbewegungen treten lautstark auf, und zunehmend mehr Leute werden impfkritisch und glauben, dass das Motto „Zurück zur Natur“ immer das Beste ist. Dazu Zenz: „Wenn eine impfpräventable Erkrankung in der Öffentlichkeit weniger bedrohlich erscheint als eine mögliche Nebenwirkung der Impfung, kann – wie wir alle wissen – auch eine Impfung gegen Krebs nicht angenommen werden. Auch die Behauptung der Impfgegner, dass es nicht notwendig sei, gegen Krankheiten, die kaum mehr auftreten, zu impfen, ist absolut falsch. Wenn die Durchimpfungsrate zu weit absinkt, ist eine neuerliche Verbreitung dieser Infektion sicher – siehe die immer wiederkehrenden Masernfälle in Österreich.“