Allergie im trauten Heim: Staubsaugen reicht nicht – Das rät die Apothekerin

Ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung leidet das ganze Jahr über unter allergischen Beschwerden. Der Grund lässt sich häufig in den eigenen vier Wänden finden: Zahlreiche Allergene umgeben uns tagsüber und auch nachts. Im Wohn- beziehungsweise Arbeitsbereich ist die Hausstaubmilbe (Dermatophagoides pteronyssinus) am bedeutendsten. Sie zählt zu den Spinnentieren und ist mit einer Größe von 0,1 bis 0,3 mm für den Menschen nur unter dem Mikroskop sichtbar. Ihr Lebensbereich ist – wie der Name schon sagt – der Hausstaub, wo sie als bevorzugte Nahrung abgeschilferte Hautschuppen, aber auch Bakterien und Schimmelpilze findet. Am wohlsten fühlt sich die lichtscheue Hausstaubmilbe bei 20 bis 30° C und einer Luftfeuchtigkeit von 70 bis 80 %, unter 60 % vermehrt sie sich kaum. Oberhalb einer Seehöhe von 1.500 m findet man keine Hausstaubmilben. Das Tier selbst ist für den Menschen völlig ungefährlich, es überträgt auch keine Krankheiten, das eigentliche Allergen sind die Exkremente der Hausstaubmilbe, wovon sie innerhalb von 2 bis 4 Monaten etwa das Drei- bis Vierhundertfache ihres Körpergewichtes produziert. Bedenkt man, dass sich pro Gramm Staub bis zu 10.000 Hausstaubmilben darin aufhalten, wird das Ausmaß der unsichtbaren Belastung deutlich.

Akute Beschwerden erfordern natürlich eine entsprechende medikamentöse Behandlung. Rezeptfrei stehen Antiallergika wie etwa Loratadin und Cetirizin zur oralen Anwendung beziehungsweise Levocabastin zur lokalen Applikation zur Verfügung. Langfristig ist jedoch eine Adaptierung des Wohnbereichs anzuraten, um die Allergenbelastung zu minimieren. Staubsaugen mit herkömmlichen Geräten bringt meist nur wenig Erfolg, da sich die Tiere mit ihren Beinen kräftig an den Textilfasern anklammern. Außerdem ist auf die Verwendung spezieller Staubsaugerfilter zu achten, um eine Verteilung der Allergene in der Raumluft zu verhindern. Allergiker sollten Reinigungsarbeiten generell mit Staubmasken vor Mund und Nase durchführen. Vor allem in den Schlafräumen sollte auf Teppiche, schwere Vorhänge, Zierpölster und Zimmerpflanzen verzichtet werden. Möbel und Böden müssen regelmäßig feucht gereinigt werden, auch unterhalb der Möbel (vor allem unter dem Bett) ist feuchtes Wischen notwendig. Für Polstermöbel eignen sich spezielle Schaumreiniger oder Sprays, wodurch die Belastung für einige Monate reduziert werden kann. Schaumstoffmatratzen mit glatten Oberflächen sind anderen Materialien vorzuziehen, zusätzliche milbenundurchlässige Überzüge sind empfehlenswert. Decke und Polster sollten alle 6 bis 8 Wochen bei 60° C gewaschen werden, die Bettwäsche wechselt man am besten wöchentlich. Das Bettzeug sollte täglich gelüftet werden, um die Feuchtigkeit möglichst gering zu halten. Kleidung und Schuhe wechselt man am besten nicht im Schlafzimmer.

Nicht zu vergessen: Milben fühlen sich auch bei Stofftieren sehr wohl: die Stofftiere daher regelmäßig bei 60° C waschen oder über Nacht in die Tiefkühltruhe verbannen. Eine Alternative ist die Behandlung des trockenen (!) Stofftieres im Wäschetrockner bei 60° C. Hundekörbchen etc. sind ebenfalls eine Brutstätte für Milben, weshalb Allergiker ihren Wohnbereich nicht mit einem Haustier teilen sollten. Auch die Zahl der Zimmerpflanzen sollte gering sein, da die Blätter ebenfalls als Staubfänger fungieren.

Schimmelpilz in Wohnräumen

Ähnliche Bedingungen wie die Hausstaubmilbe lieben auch Schimmelpilze (Temperaturen über 20° C, Luftfeuchtigkeit bei circa 80 %). In Innenräumen kann Schimmel daher besonders an schlecht durchlüfteten Stellen (zum Beispiel hinter Möbelstücken) oder in Räumen mit hoher Luftfeuchtigkeit wie etwa im Badezimmer auftreten. Auch Blumentöpfe oder Luftbefeuchter sind mögliche Schimmelquellen. Auch in diesem Fall besitzt die Entfernung des Schimmelpilzes höchste Priorität. Nur bei vollständiger Beseitigung des Allergens ist eine dauerhafte Beschwerdefreiheit sichergestellt. Neben einer Abtragung des befallenen Materials sollten zusätzlich fungizid beziehungsweise fungistatisch wirkende Chemikalien zum Einsatz kommen. In der Apotheke können dazu beispielsweise Aethanolum 70 %, Isopropanol oder Wasserstoffperoxid 3 % angeboten werden. Die Sanierung eines großflächigen Befalls sollte jedoch dem Fachmann vorbehalten bleiben.