Bohnen, Weizenkleie und Hafer gegen erhöhte Blutfettwerte – Das rät der Ernährungswissenschafter

Mit einem guten Lebensstil bringt man ungünstige Blutfettwerte schon mittelfristig unter Kontrolle. Bei Hypercholesterinämie helfen bereits die Modifikation des Fettsäuremusters und eine erhöhte Ballaststoffzufuhr. Betrachtet man die tägliche Fettmenge, sollte mengenmäßig der Anteil gesättigter Fette maximal ein Drittel betragen. Mehr als ein Drittel darf auf ungesättigte Fettsäuren entfallen, also auf Pflanzenöle, Nüsse, Kerne und Samen. Der Anteil der mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die man vorwiegend über Fisch, Sesam, Leinsamen und deren Öle zu sich nimmt, liegt unter einem Drittel – eine regelmäßige Zufuhr reicht allerdings auch bei dieser Menge für nachhaltige Effekte auf das LDL-Cholesterin, das Gesamtcholesterin und die Triglyzeridwerte. Fast gänzlich zu meiden sind Transfettsäuren. Auf verpackte Backwaren, Frittiertes und Knabbereien gilt es also weitgehend zu verzichten. Margarine weist im Gegensatz zu früher und entgegen sich hartnäckig haltenden Gerüchten nur noch Spuren von Transfetten auf. Wer beim Fett spart, greift gerne zu mehr Kohlenhydraten – von irgendwo muss das „Glück“ aus der Nahrung ja schließlich herkommen. Zu begrüßen ist diese Mehrzufuhr dann, wenn der Ballaststoffanteil über Vollkornprodukte, Gemüse und Hülsenfrüchte ausreichend hoch ist und Kohlenhydrate nicht in Kombination mit viel Fett zugeführt werden – Stichwort Mehlspeisen und Schokolade. Aber auch die Art der Kohlenhydrate ist entscheidend. Lebensmittel mit hohem gly­kämischen Index erhöhen nämlich das Gesamt- und das LDL-Cholesterin im Serum. Produkte mit hoher glykämischer Last wiederum führen zu einer Erhöhung der triglyzeridreichen VLDL im Serum, wodurch die atherosklerotische Plaquebildung begünstigt wird. In größeren Mengen begünstigt übrigens auch Alkohol die Synthese dieser VLDL und hemmt außerdem noch deren Abbau. Bei einem alkoholischen Getränk pro Tag stellt sich diese Problematik nicht. Einen positiven Effekt auf die HDL-Fraktion des Cholesterins übt Weizenkleie aus. Hafer und Bohnen senken den Gesamt- und den LDL-Cholesterinspiegel. Der Cholesterinpool wird aufgrund der erhöhten Gallensäureausscheidung mit den Fäzes kleiner und dadurch die Cholesterinabsorption im Dünndarm geringer.1

Ein wichtiger Hinweis für alle, die wegen erhöhter Blutfettwerte in Therapie sind, betrifft die Mikronährstoffversorgung. Lipid- und cholesterinsenkende Arzneimittel üben teilweise einen negativen Einfluss auf den Mikronährstoffhaushalt im Körper aus. Bekannt ist die Interaktion von Statinen mit der endogenen Coenzym-Q10-Synthese. Coenzym Q10 wird nämlich physiologisch auf einem ähnlichen Syntheseweg wie Cholesterin gebildet und ist für den mitochondrialen Energiestoffwechsel bedeutend. Statine beeinflussen durch Hemmung der HMG-CoA-Reduktase auch die Bildung von Coenzym Q10. Wer also Statine einnimmt, sollte unbedingt auf die Versorgung mit diesem Ubichinon achten; eine Substitution erscheint sinnvoll.2 In Lebensmitteln findet man die Substanz in Muskelfleisch, Fisch, Leber und Eiern. Pflanzliche Nahrungsmittel weisen nur niedrige Gehalte auf.3 Eine weitere Folge von Statinen kann ein Absinken des Selenspiegels sein, weil die Bildung von Selenoproteinen gehemmt wird. Sollten bei erhöhten Triglyzeridwerten Fibrate verschrieben worden sein, sollten die Stoffe Folsäure, Vitamin B6 und B12 vermehrt zugeführt werden, um eine Erhöhung des Homocysteinspiegels zu verhindern.

Literatur:

1 Schek A, Umschau Zeitschriftenverlag 2013

2 Gröber U, Arzneimittel und Mikronährstoffe, 2. Auflage 2012

3 Hahn A, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2006