Die Vaginalflora wieder in Balance bringen

Warnsignale aus dem Intimbereich sind auch an der Tara ein Thema. Viele Apotheker sind Ansprechpartner, wenn Frauen über Jucken und Brennen in der Scheide klagen. Dazu gesellt sich oft auch übelriechender Ausfluss. Diese bakterielle Vaginose ist eine der häufigsten mikrobiologischen Störungen des Scheidenmilieus bei Frauen.

Die Vaginalflora der Frau ist ein wichtiger Schutzschild vor pathogenen Keimen. Ihr Aufbau erfolgt bereits ab der Geburt durch die orale Aufnahme von nützlichen Bakterien. Milliarden von Laktobazillen sorgen für einen sauren pH-Wert (3,8–4,4) in der Scheide. Dieser sorgt dafür, dass sich unerwünschte Bakterien und Pilze nicht vermehren können. Es gibt allerdings verschiedene Faktoren, die diesen Schutzschild schwächen. Dazu zählen Stress, ein geschwächtes Immunsystem, Antibiotika, übertriebene Intimhygiene oder hormonelle Veränderungen. Die Folge ist eine Dysbiose: Während die wichtigen Laktobazillen reduziert werden, vermehren sich pathogene Bakterien und Pilze wie Escherichia coli, Gardnerella vaginalis oder Candida albicans. Neben Modifikationen in der Intimhygiene können ausgewählte probiotische Bakterienstämme dabei helfen, dieses Gleichgewicht wieder einzustellen. Die Wiederansiedlung bestimmter Laktobazillen führt dazu, dass wieder mehr Milchsäure produziert wird. Dabei werden nicht nur die Pathogene aus der Scheide verdrängt, sondern auch wiederkehrende Harnwegsinfekte verhindert.

Zwischen dem Scheidenmilieu und der Darmflora besteht ein enger Zusammenhang. Besonders bemerkenswert sind die Auswirkungen des Darmmikrobioms in der Schwangerschaft, wie Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien erläuterte. Eine gute Darmflora sorge für eine gute Scheidenflora. Das sei vorteilhaft bei einer Vaginalgeburt. Daher werden bei Kaiserschnittgeburten, bei denen es zu keiner Übertragung mütterlicher Keime auf das Kind kommt, bereits Wege gesucht, wie man das Kind dennoch mit der mütterlichen Scheidenflora in Kontakt kommen lassen kann – zur Unterstützung der Entwicklung des Immunsystems. Wie wichtig dabei „die intakte Scheidenflora ist, haben Untersuchungen bereits gezeigt. Offenbar beeinflussen die Keime der Mutter die Genexpression des Kindes. Dabei wird beispielsweise auch ein späteres Risiko für das atopische Ekzem determiniert.

Huber beschreibt die Problematik aus der Sicht der Gynäkologie: „25–30 % der Frauen wenden sich mit Vaginose an den Frauenarzt.“ Einflussfaktoren gebe es zahlreiche. So wäre zum Beispiel ein ungesunder Lebensstil mitverantwortlich. Auch beim Partner müsse nach Ursachen gesucht werden. Promiskuitive Tendenzen von Männern spielen hier laut Huber eine wichtige Rolle. Alles in allem handelt es sich bei der Vaginose um ein sehr häufiges Problem, für das Alternativen in der Behandlung wünschenswert seien. Hier kommen Laktobazillen ins Spiel, die laut Huber das Risiko einer bakteriellen Vaginose reduzieren.

Nochmals zurück zum Thema Schwangerschaft: Huber erklärte im Rahmen des Pressegesprächs einen spannenden Zusammenhang in Hinblick auf Stress. Diesbezüglich sei vor allem das zweite Trimenon eine heikle Phase. „Wenn es hier beispielsweise zu Mobbing kommt, dann verändert sich durch den negativen Stress der epigenetische Code der Mutter. Dies hat Auswirkungen auf den Stresscode des Kindes, und es kommt zu Veränderungen am Cortisolrezeptor.“ Was ist die Folge davon? „Später im Leben wird Stress als Schallverstärker empfunden.