E-Medikation: „Zentrale Technik funktioniert“

Apotheker Krone: Die Ärzte sind aus dem Probebetrieb für die E-Medikation ausgestiegen und kritisieren die Technik. Wackelt damit der Zeitplan für die Umsetzung?

Susanne Herbek: Die zentralen Komponenten funktionieren klaglos. Wir mischen uns hier nicht in die Gespräche ein. Es gibt aber Entwicklungen, dass sich Sozialversicherung und Ärztekammer wieder finden. Wichtig ist, dass die jeweils lokale Software funktioniert. Das läuft aber über die jeweiligen Softwarehersteller der Ärztesoftware. Den Unternehmen standen die Testumgebungen seit November 2015 zur Verfügung. Ich denke, dass sich das auch lösen wird.

Wie zentral ist die E-Medikation für die Gesundheitsakte ELGA?

Herbek: Durch ELGA werden Diagnose- und Behandlungsverläufe nachvollziehbarer. Die behandelnden Ärzte erhalten einen umfassenden Eindruck über die Gesundheit der Patienten, indem sie jederzeit auf vorangegangene ELGA-Befunde und Medikationsdaten zugreifen können. Unnötige Doppelbefunde und Mehrfachuntersuchungen können so reduziert werden. Gerade die E-Medikation ist ein Meilenstein in Bezug auf die Patientensicherheit: Sie minimiert die Risiken unerwünschter Wechselwirkungen beziehungsweise Mehrfachverordnungen und erhöht die Sicherheit gerade bei älteren Menschen, die mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen, deutlich.

Wie ist insgesamt der Stand bei der Umsetzung der Gesundheitsakte?

Herbek: Steiermark und Wien waren die ersten beiden Bundesländer, die im vergangenen Dezember mit ELGA in Betrieb gegangen sind. Die Bilanz nach einem dreiviertel Jahr ELGA-Betrieb kann sich sehen lassen: Mehr als zwei Millionen e-Befunde bei rund einer Million Patientinnen und Patienten sind entstanden. Mittlerweile arbeiten schon mehr als 60 Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen mit ELGA.

Und die weiteren Schritte?

Herbek: Derzeit laufen die Vorbereitungen für die ELGA-Anbindung weiterer Bundesländer sowie der Ordensplattform der Vinzenz Gruppe und der Barmherzigen Brüder. Der niedergelassene Bereich schließt daran an, ebenso die Ambulatorien und Privatkrankenanstalten. Gleichzeitig mit dem Start der Spitäler in den Bundesländern nimmt auch die ELGA-Ombudsstelle bei den jeweiligen Patientenanwaltschaften ihre Tätigkeit auf. Diese agiert unabhängig, berät und unterstützt die Menschen bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer Rechte in Angelegenheiten von ELGA und im Hinblick auf den Datenschutz.

Wie ist der Zeitplan im Hinblick auf den niedergelassenen Bereich, wo ja die E-Medikation zentral ist?

Herbek: Ab dem kommenden Jahr sollen E-Medikation und der niedergelassene Bereich gemeinsam ausgerollt werden. Mit dem Gesundheitsministerium gibt es hier auch Gespräche mit den Ärzten über die Finanzierung. Ich möchte mich hier nicht auf einen Termin festlegen – das Ministerium hat gesagt, dass man startet, wenn alles geklärt ist und funktioniert. Wie gesagt: Unsere zentralen Komponenten funktionieren klaglos. Projektverantwortlich ist die SVC der Sozialversicherungen, die wir in der strategischen Planung unterstützen. Plan ist, dass im kommenden Jahr alle öffentlichen Krankenhäuser angebunden sind. Dann folgen Privatkrankenanstalten, Ambulatorien und Pflegeeinrichtungen.

Wie schätzen Sie generell die Entwicklungen im Bereich e-Health ein?

Herbek: Durch den Einsatz von ELGA und e-Health öffnet sich Österreichs Gesundheitswesen für moderne Informations- und Kommunikationstechnologien und wird damit zukunftsfit. Eine zunehmend älter werdende Gesellschaft, komplexe Behandlungsabläufe bei chronischen Krankheiten und der steigende Dokumentationsbedarf stellen neue Herausforderungen im Gesundheitswesen dar. Dies setzt voraus, dass alle Gesundheitsdienste möglichst eng zusammenarbeiten und strukturiert kommunizieren. Mit der Umsetzung von ELGA sind wir europaweit Vorreiter im Bereich e-Health.

Zu Gast in der Apotheker Krone

Dr. Susanne Herbek ist Geschäftsführerin der Elga GmbH, Ärztin und Krankenhausmanagerin. Von 2005 bis 2010 war sie Direktorin der Teilunternehmung Krankenanstalten der Stadt Wien.