Jahrelang war Mag. pharm. Karin Hofinger als Ansprechpartnerin an der Tara mit den Folgen falscher Ernährung und entsprechenden Fragen konfrontiert, ehe sie 2005 umsattelte. Mittlerweile beschreibt sie sich als ganzheitliche „Gesundheitsimpulserin“ und arbeitet unter anderem als Ernährungsberaterin, Mikronährstoff-Trainerin (zum Beispiel für die Nährstoff-Akademie-Salzburg und die Apothekerkammer) und Yogalehrerin. In einem neuen Buch möchte sie die Menschen zu einer modernen, alltagstauglichen Vital-Küche motivieren und stellt ein Modell vor, bei dem die oft spröden Ernährungsempfehlungen auf den Teller gebracht werden.
Karin Hofinger: Als Apothekerin kenne ich die vielen Gesundheitsprobleme, die im Zusammenhang mit ungesunder Ernährung, Übergewicht und bewegungsarmem Lebensstil entstehen. Ich möchte inspirieren, informieren und meine Begeisterung für Kochen, Kräuter und Gewürze vermitteln. Mit dieser Lektüre kann man sein Leben verändern – in eine gesündere, freudvollere Richtung, weil der Mensch auch ist, was und wie er isst. Ich will zu achtsamem Genießen animieren. Essen soll eine schöne Hauptsache im Leben meiner Leserinnen werden.
Das Buch ist ein Gesundheits-Ratgeber, der Fachwissen mit praktischen Tipps zum Kochen und Würzen vereinigt. Es ist gleichsam ein Lebenselixier zur Förderung von Genuss und Lebensfreude. Über 200 variantenreiche Rezepte sollen dazu motivieren, die gewohnten Gerichte abzuwandeln. Im Ernährungsratgeber-Teil erfahren die Leserinnen dann in verständlicher Sprache die wichtigsten Aspekte zu gesunder Ernährung, Lebensmitteln, Nährstoffen, Kräutern und Gewürzen sowie zu den wichtigsten ernährungsbedingten Erkrankungen.
Die Bausteine der Ernährung werden nach der Aufnahme zu Bestandteilen des Körpers. Den Merksatz „Mein Essen heute ist mein Körper morgen“ setze ich auch in der persönlichen Beratung immer wieder ein. Gesunde Ernährung sollte wieder mehr mit Hausverstand und Augenmaß betrachtet werden. Ohne Verteufelung, ohne Angst vor Fett, Eiern und anderen Nahrungsmitteln.
Das Modell ist ein praktischer Leitfaden für gesundes, alltagstaugliches Kochen. Dabei werden geltende Ernährungsempfehlungen auf den Teller umgelegt, denn die Ernährungspyramiden sind meiner Erfahrung nach beim Kochen und Essen nicht hilfreich. Es wird also veranschaulicht, wie sich eine ausgewogene Mahlzeit auf dem Teller darstellt. Es geht mir dabei um die richtige Kombination und Gewichtung der einzelnen Esskomponenten. Man benötigt kein Kalorienzählen. Wenn man dem Leitfaden folgt, dann stimmen Nährstoff- und Kalorienbilanz, egal ob man vegetarisch, indisch, mediterran oder traditionell-österreichisch kochen möchte. Die Idee für die bildliche Umsetzung des Modells ist vor rund zwei Jahren entstanden. Damals habe ich für mein ausgewogenes Nährstoff-Puzzle-Modell nach geviertelten Tellern für Fotos gesucht, aber immer nur Seniorenteller gefunden. Als ich dann bunte Untertassen auf einen Essteller stellte, war das Vital-Teller-Modell geboren.
Ein zentraler Punkt ist, viel Gemüse zu essen. Ebenfalls wichtig sind stärkehaltige Beilagen wie Vollkorngetreide, -reis und -nudeln sowie Getreideersatzprodukte. Vorgesehen sind weiters Eiweißzulagen aus Fleisch, Fisch, Eiern, Milchprodukten und Hülsenfrüchten. Was nicht fehlen darf, ist eine kleine – gezielt dosierte – Menge an Qualitätsfett aus Nüssen, Pflanzenölen, Ölsaaten und Butter oder Ghee. Auch ein bisschen etwas Süßes darf dabei sein. Das Modell ist also einfach und vielfältig zugleich. Wenn man innerhalb der symbolischen Teller-Abschnitte abwechslungsreich tauscht, kann man ganz individuell ausgewogene Lieblingsgerichte komponieren.
Anstelle der oft publizierten Empfehlung 5-mal Obst und Gemüse jeden Tag bevorzuge ich das 4:1-Modell, also 4-mal Gemüse und ein Stück Obst. Man kann aber auch 5-mal pro Tag Gemüse essen. Dies empfiehlt sich insbesondere bei Gewichtsproblemen, denn viele Menschen übersehen nämlich den Zuckergehalt des Obstes. Gemüse ist daher aus meiner Sicht das bessere Obst. Und Obst ist eher eine gesunde Süßigkeit.
Ja, es gibt in den USA das „ChooseMyPlate“-Modell. Allerdings gibt es drei wesentliche Unterschiede. In diesem Modell kommen Milchprodukte als zusätzlicher Kreis vor, Obst hat einen höheren Stellenwert, und das Fett fehlt in der grafischen Darstellung völlig. Bei meinem Modell steht Qualitätsfett – wohldosiert – bewusst im Zentrum.