Hausärztlicher Notdienst: Patientenversorgung betroffen

Der HÄND steht all jenen zur Verfügung, die außerhalb der Ordinationszeiten dringend einen Arzt brauchen. Allgemeinmediziner sind dafür abends, in der Nacht, an Wochenenden und Feiertagen im Einsatz. Wer gerade Bereitschaftsdienst hat, erfährt man über den Notruf 141. Zusätzlich zum hausärztlichen Notdienst in den einzelnen Sprengeln bzw. Bereichen gibt es einen übergeordneten Fahrdienst („Visitendienst“), der die Ärzte im Bereitschaftsdienst unterstützt. Keine Frage, der HÄND ist eine wichtige Versorgungsstruktur, die Zusammenlegung und damit Vergößerung von Sprengeln in Oberösterreich sorgt jedoch für Aufruhr.

In den Bezirken Perg, Eferding, Grieskirchen und Schärding wurde die Neuordnung des HÄND mit 1. Juli 2014 umgesetzt, in den Bezirken Rohrbach, Freistadt und Urfahr-Umgebung steht sie mit 1. Oktober an. Die zuständigen Bezirksärztevertreter und Allgemeinmediziner Dr. Erwin Rebhandl (Rohrbach), Dr. Josef Schützenberger (Freistadt) und Dr. Alexander Gallee (Urfahr-Umgebung) sehen Vorteile in der Neuorganisation der HÄND: „Wer als Mediziner nach einem regulären, langen Arbeitstag Bereitschaftsdienst in der Nacht hat, kommt 24 Stunden fast nicht zum Schlafen und startet so in den nächsten Ordinationstag. Für die Patienten ist es aber besser, wenn ihr Arzt fit und ausgeruht ist.“ Im größten Bezirk Vöcklabruck wird indes noch diskutiert, ob das neue Modell umgesetzt werden soll, da die bestehende Struktur großteils gut funktioniert.

Kommentar von Mag. pharm. Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr

„Der hausärztliche Notdienst (HÄND) ist eine wichtige Dienstleistung. Dessen Neuordnung durch Sprengelzusammenlegungen ist eine Besonderheit, die es nur in Oberösterreich gibt. Ein konkretes Beispiel: Bis vor Kurzem wurden 2 Gemeinden von 5 diensthabenden Ärzten in den Randzeiten betreut. Durch die Sprengelzusammenlegung werden heute 10 Gemeinden mit einem Durchmesser von 20–25 km zwar von 14 Ärzten betreut, jedoch versieht nur einer Dienst. Hinzu kommt, dass die ärztlichen Bereitschaftsdienste in jedem Sprengel nach individuellem Ermessen geregelt sind. Zudem werden die hausärztlichen Notdienste von Seiten der Ärzteschaft nicht mit den Bereitschaftsdiensten der Apotheken abgestimmt. Im Sinne der optimalen Patientenversorgung ist eine Abstimmung aber unerlässlich. Für uns steht jedenfalls fest, dass wir im Zusammenhang mit dem hausärztlichen Notdienst und den Sprengelzusammenlegungen auch die Apotheken-Bereitschaftsmodalitäten neu andenken müssen.“

 

Kommentar von Mag. Martin Keplinger

„Heute kommt man mit weniger Sprengeln aus, ohne Versorgungsprobleme befürchten zu müssen. Die alte Sprengeleinteilung stammt aus einer Zeit, in der die Menschen noch nicht so mobil waren wie jetzt. Heute hat fast jeder Haushalt mindestens ein Auto, es gibt Navigationsgeräte … die Wegstrecken in den neuen Sprengeln sind sowohl für die Patienten als auch für die Ärzte kein Problem. Die Neuorganisation der Dienste ist zudem wichtig, um die landärztliche Versorgung in Zukunft zu sichern. In den kommenden Jahren gehen immer mehr Landärzte in Pension. Schon jetzt ist es schwierig, Nachfolger zu finden. Gegensteuern kann man mit Maßnahmen, die den Beruf attraktiver machen. Weniger Notdienste tragen dazu sicher bei.
Weiters werden bereits tätige Hausärzte entlastet, zum Vorteil für ihr Familienleben, aber auch für ihre Patienten, denn für diese ist es besser, wenn ihr Arzt fit und ausgeschlafen ist. Die Rückmeldungen, die wir zu den neuen Sprengeleinteilungen bekommen, sind sehr positiv. Die HÄND-Dienste werden von den Ärzten in den jeweiligen Sprengeln koordiniert.“

 

 

Kommentar von Dr. Dominik Stockinger

„Von der Neuorganisation der HÄND halte ich grundsätzlich viel, da sie die ungeliebten Nachtdienste sowohl bei Apothekern als auch bei Ärzten reduziert. Die Einbindung der Apotheken in das HÄND-System, insbesondere die Abstimmung der Notdiensträder mit den Bereitschaftsdiensten der Apotheken, ist zwingend notwendig. Diesbezüglich gab es in Vöcklabruck bereits Gespräche mit den Kammervertretern. Klar ist aus meiner Sicht auch, dass die Apotheker weiterhin für die Medikamentenversorgung bzw. deren Bereitstellung für Visitenautos zuständig sein sollen.
Die Umsetzung der „HÄND-Neu“ im Bezirk Vöcklabruck ist derzeit noch in Diskussion. Sowohl die Beibehaltung des klassischen Notdienstes als auch die Einführung des neuen Modells oder auch andere Lösungen sind möglich. Es besteht jedoch kein akuter Handlungsbedarf, da die alten Sprengellösungen großteils noch gut funktionieren. Nachbesetzungsprobleme mit Ärzten konnten in einzelnen Sprengeln vorerst gelöst werden, auch indem Sprengelzusammenlegungen nach dem alten Modell durchgeführt wurden.“