Die Alpbacher Gesundheitsgespräche standen heuer ganz im Zeichen der „Kinder- und Jugendgesundheit“. „Die Zukunft beginnt heute“ lautete das Credo. Die Forderungen und Veränderungsvorschläge an die Politik sind umfangreich, in einigen Bereichen gibt es schon konkrete Umsetzungspläne, bei anderen fehlt noch ein Konsens der Stakeholder.
Vorschlag 1:
Investition in Elternkompetenz (Primärprävention) und in psychosoziale Früherkennungs- und Frühfördersysteme.
Es fällt Eltern zunehmend schwerer, ihren Kindern all das auf den Weg mitzugeben, was sie für die Entwicklung sozialer Kompetenzen und einer starken Persönlichkeit brauchen. Dies kann zu psychosozialen Problemen führen. Die Teilnehmer der Arbeitskreise wünschten sich u.a. Modelle nach schwedischem Vorbild, die Eltern von Beginn an unterstützen. Mit psychosozialen Früherkennungs- und Frühfördersystemen soll es möglich werden, Probleme von Kindern rasch zu erkennen. Eine Möglichkeit ist die Etablierung eines aufsuchenden Angebots beginnend mit jeder Schwangerschaft. Ungeklärt ist, wer dies machen soll.
Vorschlag 2:
Langfristige Health-in-all-policy
Von allen Podiumsteilnehmern wurde eine langfristige „Health-in-all-policy“ gefordert – alle Gesetze sollten einem Gesundheitscheck unterzogen werden.
Vorschlag 3:
Etablierung des „Kinderforschungsnetzwerks“ für sichere Arzneimittel.
Dieser Punkt ist bereits in Umsetzung. Das Gesundheitsministerium wird gemeinsam mit der Pharmig in den nächsten 5 Jahren mit jeweils 150.000 Euro den Aufbau eines Forschungsnetzwerks finanzieren, das Medikamente auf ihre Kindertauglichkeit prüft. Die Aufnahme der operativen Tätigkeit ist für 2013 geplant.
Weitere Vorschläge:
Gesundheits- und Lebenskompetenz (v.a. Ernährung, Bewegung, psychosoziale Aspekte) bereits ab dem Kindergarten und dann in Schulen gut verankern
Schule als Lebensraum für den ganzen Tag mit verfügbaren freien Projekt- und Bewegungsflächen gestalten
Investition in beziehungsorientierte psychosoziale Aus- und Weiterbildung für alle Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten
Datensammlung und Versorgungsbedarfsplanung
Bei den Alpbacher Perspektiven im Rahmen des Arbeitskreises des „Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie“ (FOPI) zum Thema „Länger jünger – gesünder älter“, wurde u.a. das Besondere am oft zitierten niederländischen Gesundheitssystem präsentiert.
Einleitend wurde festgestellt: Im europäischen Vergleich von 18 Ländern liegt Österreich bei der ergebnisorientierten Performance im Mittelfeld, die Niederlande liegen 9 Plätze weiter vorne an erster Stelle. Die von der Wirtschaftskammer und FOPI in Auftrag gegebene IHS-Studie sowie die Analyse des niederländischen Systems sollen Optimierungspotenziale hinsichtlich der eingesetzten Ressourcen aufzeigen und zusätzliche Informationsquellen für politische Entscheidungsträger bieten. Ziel ist ein effizientes und effektives Gesundheitssystem in Österreich.
Was macht die Niederlande besonders?
Im Late Night Talk wurden Studienergebnisse zur Gesundheitskompetenz der ÖsterreicherInnen präsentiert. Bei den untersuchten 8 EU-Mitgliedsländern liegt die Gesundheitskompetenz bei durchschnittlich 48%. Österreich belegt mit 56% den drittletzten Platz, die Niederlande führen mit 29%. Wie zumeist in Gesundheitsfragen, zeigt sich auch hier ein Bundesländergefälle: in Vorarlberg ist die eingeschränkte Gesundheitskompetenz am geringsten (36%), in der Steiermark am höchsten (63%).
Einige Zusammenhänge
Beispiele für Indikatoren für Gesundheitskompetenz sind: Die Beurteilung, ob Informationen über Krankheiten in den Medien vertrauenswürdig sind (schwierig für 61%); Verstehen der Angaben auf Lebensmittelverpackungen (schwierig für jeden Zweiten); Verstehen, was der Arzt einem sagt (schwierig für ein Viertel).
In Österreich schneiden die Jugendlichen bei fast allen Fragen ähnlich ab wie Erwachsene. Lediglich das Finden von Informationen über Krankheitssymptome empfinden knapp 70% der 15-Jährigen schwieriger als die befragten Erwachsenen (knapp 30%). Entscheidungen zu Vorsorgeuntersuchungen empfindet knapp die Hälfte der Jugendlichen als schwierig.
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