Kaltes meiden, langsam essen

Das oberste Ziel der Ernährungstherapie bei einer Refluxösophagitis oder GERD (Gastroesophageal Reflux Disease) ist die Linderung der Beschwerden und die Stärkung des Ösophagussphinkters. Einflüsse der Ernährung sind bei diesem Krankheitsbild natürlich naheliegend. Daten zur Wirksamkeit gibt es aber wenige. Die Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) rät in ihrer S3-Leitlinie dazu, Intoleranzen gegenüber bestimmten Nahrungs- und Genussmitteln zu berücksichtigen und eine Gewichtsreduktion individuell zu erwägen.*

Die Prinzipien der Ernährungstherapie lauten: kleine Mahlzeiten, eiweißbetont, fettbewusst. Diese Maßnahmen stärken den Sphinkter. Zur Verminderung der Magensäuresekretion sollte Kaffee, Alkohol, scharfe Gewürze, sehr saure Getränke und Speisen sowie Pfefferminze und histaminreiche Produkte gemieden werden. Neben diesen allgemeinen Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl gibt es eine Reihe von Nahrungsmitteln, die nach Aussagen von Reflux-Patienten häufig Beschwerden auslösen.*

Dazu zählen:*

  • scharfe Lebensmittel, wie Chili
  • Zitrusfrüchte
  • Tomaten
  • Alkohol
  • Frittiertes
  • Kuchen und Gebäck
  • Milch und Käse
  • Schokolade
  • Weißbrot
  • Nüsse
  • Cerealien mit Zucker
  • Rosinen
  • Aufschnitte
  • Zuckerhaltiges

Vorsicht gilt auch bei der Auswahl der nichtscharfen Gewürze. Knoblauch, Senf und Paprikapulver steigern die Säuresekretion und werden deshalb oft schlecht vertragen. Ansetzen kann man auch beim Essverhalten. Es ist nicht nur das oft verurteilte späte Essen am Abend, das Beschwerden hervorrufen kann, auch hastiges Essen verstärkt die Symptome. Der Pylorus hat eine Siebfunktion und entleert nur Partikel bis zu einem Durchmesser von ein bis zwei Millimeter. Daher liegt auch nahe, dass schlecht gekautes Essen für den Magen wenig bekömmlich ist.*

Kalte Speisen und Getränke reduzieren die Ösophagusmotilität und verlängern die ösophageale Clearance. Daher werden auch kalte Getränke nicht gut vertragen. Die vielgeliebte Schokolade verstärkt refluxbedingte Beschwerden. Als Grund dafür gilt nicht nur der Zuckergehalt, denn auch Bitterschokolade mit hohem Kakaogehalt verursacht Probleme. Der Grund liegt einerseits am Fettgehalt, andererseits auch am Inhaltsstoff Methylxanthin. Diese Substanz könnte auch für die negativen Wirkungen von Kaffee verantwortlich sein. Der Mechanismus dahinter: Methylxanthin vermindert den Druck im unteren Ösophagus. Gleiches gilt für Alkohol, der jedoch zusätzlich auch die Magensäuresekretion steigert. Wein und Bier zu Mahlzeiten getrunken, verlängert außerdem die Magenentleerungszeit. Der berühmte Verdauungsschnaps verkürzt diese Entleerungszeit nicht – er ist schlichtweg sinnlos. Besser ist – sofern die Gelegenheit besteht – ein Verdauungsspaziergang.*

Auch Vollkorn ist nicht immer das Paradies für den Reflux-Patienten. Ist es zu grob, wird es häufig nicht gut vertragen. Besser ist in diesem Fall ein Vollkornbrot aus fein ausgemahlenem Mehl. Abschließend noch ein Wort zum Thema Übergewicht: Hier zeigte eine Metaanalyse eine deutliche Assoziation. Ein ausgeprägter Fettansatz im Abdominalbereich erhöht vor allem bei Rückenlage den intraabdominellen Druck und begünstigt den Rückfluss des Mageninhaltes. Eine Gewichtsreduktion führt jedoch nicht zwangsläufig zur Verbesserung der Beschwerden, vielmehr sind die in diesem Bericht genannten Faktoren allesamt zu berücksichtigen. Sie ist aber alleine schon aufgrund anderer gesundheitlicher Vorteile anzustreben.

Literatur:

Groeneveld M, Ernährung im Fokus 2011