Massive Engpässe im Pharmazie-Studium

Die Warteschlangen vor den Labors des Pharmazie-Studiums an der Karl-Franzens-Universität Graz werden immer länger. Allein im Herbst 2012 haben neuerlich 356 Erstsemestrige das Studium begonnen. Die Anfängerzahl hat sich in den vergangenen 5 Jahren mehr als verdreifacht und sprengt jede Kapazität. Nun wird die Misere durch eine Novelle des Universitätsgesetzes 2002 auch noch festgeschrieben. Ab Herbst müssen jedes Jahr 390 Anfänger an der Uni Graz aufgenommen werden, obwohl die derzeitige Laborkapazität nur für 60 reicht.

Dringender Handlungsbedarf

Die Universität will nun mit einem Maßnahmenpaket und mit Unterstützung der Apothekerkammer die größten Leiden lindern. Bei einem Pressegespräch am 26. Februar 2013 an der KFU Graz waren sich Univ.-Prof. Dr. Christa Neuper, Rektorin der KFU Graz, Ao.-Univ.-Prof. Dr. Martin Polaschek, Vizerektor für Studium und Lehre, Vertreter der Fakultät und dem Institut für Pharmazeutische Wissenschaften, eine Studierendenvertreterin und Dr. Gerhard Kobinger, Präsident der Apothekerkammer Steiermark, einig, dass eine Studienanfängerzahl von 390 für die bestehenden 60 Laborplätze völlig illusorisch ist und dringender Handlungsbedarf besteht.
„Die vorgeschriebenen Anfänger zahlen basieren weder auf den vorhandenen Ausbildungsmöglichkeiten noch berücksichtigen sie die vorhandenen Ressourcen“, so Polaschek. Um auf Basis künftiger Studierendenzahlen die erforderlichen Kapazitäten bereitstellen zu können, müssten vergleichsweise die Fläche des Gebäudes am Universitätsplatz 1, das derzeit generalsaniert wird, bis Ende des Jahres auf etwa 20.000 Quadratmeter verdoppelt und zusätzlich 30 Vollzeit-Stellen geschaffen werden.

Zusätzliche Lehrkräfte, mehr Laborfläche

Die Uni Graz hat daher im Jänner zu einem Round Table Pharmazie geladen. Das Ergebnis: Durch den Einsatz von zusätzlichen „Senior Lecturers“ für die Praktikumsbetreuung und zusätzliche Laborflächen soll die Kapazität bis Herbst 2013 auf 80 Plätze erweitert werden, was den Output an Pharmazeuten an der Uni Graz um ein Drittel erhöhen wird. Die dafür erforderlichen laufenden Mittel werden von der Universität aufzubringen bzw. umzuschichten sein. Darüber hinaus ging der dringende Appell an die Politik, von den unrealistischen, gesetzlich festgeschriebenen Anfängerzahlen abzurücken, da diese (österreichweit über 1300!) Studienanfänger jährlich weder qualitativ auszubilden noch am Arbeitsmarkt unterzubringen seien.
Univ.-Prof. Dr. Rudolf Bauer, Vorstand des Instituts für Pharmazeutische Wissenschaften geht davon aus, dass unter Berücksichtigung einer durchschnittlichen Drop-out-Quote etwa 100 Studienanfänger gut betreut werden können. Kobinger begrüßte die Laborplatzausweitung und stellte den bestehenden Fachkräftemangel in den österreichischen Apotheken dar. Die Apothekerkammer werde sich in diese Kapazitätsausweitung verstärkt einbringen und prüfe die Möglichkeit, diese durch eine einmalige Anschubfinanzierung für die Einrichtung der zusätzlichen Laborplätze zu unterstützen.

 

Inhalte des Maßnahmenpakets

  • Derzeit 60 Laborplätze. Ausbau um weitere 20 bis Herbst 2013
  • 5 zusätzliche Professuren für die drei Universitätsstandorte, davon erhält die Uni Graz zwei
  • Zusätzliche Lecturer-Stellen für die Laborlehre

 

Quelle: Presseaussendung der Uni Graz