Menopause: Schattenseite Herzleiden

Seit der Framingham Study von 1974 ist wissenschaftlich anerkannt, dass ein Östrogenmangel zu einem erhöhten Risiko für Erkrankungen der Herzkranzarterien führt. Insbesondere Frauen mit vorzeitiger Menopause (< 40 Jahren) und früher Menopause (< 45 Jahren) sind betroffen. Ursachen sind die nachlassende Östrogenproduktion bei gleichbleibender und damit relativ erhöhter Testosteronkonzentration und die folgliche vermehrte Speicherung von viszeralem Fettgewebe. Ein hoher Bauchfettanteil steht in Zusammenhang mit erhöhten Werten an freien Fettsäuren, Blutzucker sowie einer verringerten Insulinempfindlichkeit. Schließlich kommt es zu einer Verengung und Verkalkung der arteriellen Blutgefäße (Arteriosklerose) mit der möglichen Konsequenz von Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt und Insult. Erste Warnsymptome sind u. a. Leistungsknick, Schwindel oder Taubheitsgefühl in den Extremitäten. Ernste Warnzeichen sind u. a. Ohnmachtszustände, Herzrasen oder Herzstolpern und Schmerzen in der Brust. In jedem Fall ist ein Arztbesuch anzuraten.

Sichere menopausale Hormontherapie

Als überholt gilt die Behauptung, dass eine Hormongabe nach der Menopause das kardiovaskuläre Risiko erhöht. Ein große Studie, die Women’s-Health-Initiative-Studie (WHI-Studie), zeigt auf, dass die menopausale Hormontherapie (MHT) die koronare Herzkrankheit und Gesamtmortalität senken kann, wenn diese innerhalb der ersten 10 Jahre nach der Menopause oder vor dem 60. Lebensjahr begonnen wird. Konkret traten bei Frauen, die eine MHT nach dem 70. Lebensjahr begonnen hatten, 19 zusätzliche kardiovaskuläre Zwischenfälle pro 10.000 Frauen/Jahr auf. Hingegen kam es in der Altersgruppe von 50–59 Jahren zu einer Senkung der Sterblichkeit um 10 Todesfälle pro 10.000 Frauen/Jahr. Erklärt wird dieses Phänomen durch das so genannte „window of opportunity“, indem die MHT einen günstigen Einfluss auf die noch weitgehend gesunden Gefäße hat.

Risiko venöse ­Thromboembolie

Das Risiko für venöse Thromboembolien (VTE) steigt mit dem Alter und dem Gewicht an. Aus Studien geht hervor, dass die MHT in Tablettenform das VTE-Risiko um das Zwei- bis Dreifache steigert. In der WHI-Studie traten in der Altersgruppe der 50–59-Jährigen etwa 2 zusätzliche Fälle pro 10.000 Frauen/Jahr auf – allerdings nur in den ersten beiden Behandlungsjahren und nur bei übergewichtigen Frauen (BMI > 25). Bei einer transdermalen MHT trat das Risiko nicht auf.

Ischämische zerebrovaskuläre Insulte

Die WHI-Studie ergab in allen Altersgruppen ein absolutes zusätzliches Risiko für Schlaganfälle von 4 Fällen auf 1.000 Frauen innerhalb des fünfjährigen Behandlungszeitraums. Bei Frauen unter 60 wurde kein erhöhtes Schlaganfallrisiko beobachtet. Jedenfalls ist eine Hormonsubstitution nach der Menopause in der Sekundärprävention des Schlaganfalls nicht wirksam.

Präventive Maßnahmen

Die Primärprävention von kardiovaskulären Erkrankungen zielt auf die Senkung von Risikofaktoren (Blutdruck, Blutzucker und Fettstoffwechselstörung) ab. Mit einer konsequenten Lebensstiländerung können diese auf lange Sicht korrigiert werden. Gesunde Ernährung (mediterrane Kost) und regelmäßige Bewegung (mindestens 30 Minuten Sport dreimal pro Woche) helfen am besten. Patienten mit Übergewicht ist zudem eine gewichtsreduzierende Diät, Rauchern wiederum der Nikotinstopp zu empfehlen. Zur Unterstützung von Herz und Kreislauf stehen einige Drogenzubereitungen zur Verfügung (siehe Kasten). Welchen Beitrag supplementierte Vitamine und Mineralstoffe für das Herz leisten können, lesen Sie auf den folgenden Seiten.
Die kardiovaskulären Risikofaktoren sollten immer wieder kontrolliert und bei pathologischem Befund behandelt werden. Insbesondere ratsam ist die regelmäßige Blutdruckselbstkontrolle. Apotheken können ihrer tragenden Rolle in der Krankheitsprävention nachkommen, indem sie eine Blutdruckkontrolle im Rahmen eines Beratungsgesprächs anbieten.

 

Pflanzliche Zubereitungen für Herz und Kreislauf

  • Traubensilberkerzen-Wurzelstock zur Behandlung von Wechseljahrsbeschwerden1, 2
  • Lavendelblüten und Rosmarinblätter bei Kreislaufbeschwerden1
  • Weißdornblätter mit Blüten bei nervösen Herzbeschwerden und zur Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion2
  • Buchweizenkraut bei Mikrozirkulationsstörungen und zur Arterioskleroseprophylaxe (durch Studien belegt)
  • Knoblauch zur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte und zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen2, 3
  • Baldrianwurzel, Haferkraut, Hopfenzapfen, Lavendelblüten, Lindenblüten, Melissenblätter und Passionsblumenkraut zur Besserung leichter Stresssymptome1
  • Ginkgoblätter bei Schwindel2, 3: als Fertigarzneimittel verfügbar. Eine Teezubereitung wird nicht empfohlen, da die wirksame Dosis nicht erreicht wird (cave: schädliche Ginkgolsäuren in unkontrollierten Teezubereitungen).
Anerkannt von: 1) HMPC = Committee on Herbal Medicinal Products der EMA; 2) ESCOP = European Scientific Co-operative on Phytotherapy; 3) Kommission E = Abteilung des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte