Ministerium will bei Jobmisere helfen

Die Entwicklungen am pharmazeutischen Arbeitsmarkt überraschten sogar Experten. Seit knapp einem Jahr ist wie berichtet die Zahl der arbeitslosen Apotheker regelrecht explodiert. Im Dezember lag die Zahl der arbeitssuchenden Apotheker bei 151 – offene Stellen gab es 42. Zum Vergleich: Im Dezember 2012 lag die Zahl bei der Hälfte – damals waren 77 Pharmazeuten arbeitslos. Mit 74 offenen Stellen standen ihnen damals aber auch fast so viele Optionen offen. Das Gesundheitsministerium bestätigt nun, dass derzeit 135 Pharmazeuten und 70 Aspiranten auf Jobsuche sind. Eine Entspannung ist also nicht in Sicht. Der Grund liegt zum einen an der angespannten wirtschaftlichen Situation vieler Apotheken und andererseits auch an der hohen Anzahl von Studienanfängern in den vergangenen Jahren.

Aufgrund der angespannten Ertragssituation ist mittlerweile jede dritte der rund 1.360 Apotheken in Österreich ins Minus gerutscht. Laut einer Studie der KMU Forschung Austria weisen 29 Prozent aller Betriebe eine negative Umsatzrentabilität auf. Hinzu kommt – so der Apothekerverband –, dass die durchschnittliche Eigenkapitalquote der Apotheken seit Jahren rückläufig ist und mittlerweile bei dramatischen 2,4 Prozent steht. Das verschlechtert den betriebswirtschaftlichen Handlungsspiellaum der Betriebe. Dem Wunsch, das neu entwickelte Medikationsmanagement als Service im Gesundheitswesen von den Kassen extra honorieren zu lassen, erteilten diese zuletzt eine Absage. Das gehöre zur Kernaufgabe der Apotheken und sei mit den laufenden Spannen abgegolten, sagte Hauptverbandsgeneraldirektor Dr. Josef Probst im Interview mit der Apotheker Krone.

Um zumindest dem Nachwuchs Chancen zu geben, will Kammerpräsident Max Wellan versuchen, die Aspirantenstellen zu erhöhen. „Es gibt Überlegungen, dass man großen Apotheken erlaubt, eine zweite Stelle zu eröffnen oder auch Ausbildungsverbünde zu fördern, wo mehrere Apotheken gemeinsam einen Aspiranten ausbilden.“ Es sei wichtig, dass die jungen Pharmazeuten nach der Zeit, die sie zuletzt aufgrund der Engpässe im Studium verloren haben, nun nicht auch am Übergang in die Praxis auf Ausbildungsplätze warten müssten.

Gesundheitsministerin Dr. Sabine Oberhauser steht den Vorschlägen der Österreichischen Apothekerkammer im Sinne einer Erleichterung des Abschlusses der pharmazeutischen Ausbildung und damit der Reduktion der Zahl der stellenlosen Pharmazeutinnen und Pharmazeuten offen gegenüber, betont sie gegenüber der Apotheker Krone. „Aus Gründen des PatientInnenschutzes darf jedoch die Ausbildungsqualität nicht darunter leiden.“

Wir suchen Rezepte gegen die Krise. Suchen Sie mit!
Die jüngsten Entwicklungen im Jobmarkt sowie die wirtschaftlich zunehmend schwierige Situation auch für Apotheken treiben im Arzneimittelhandel Betriebe in die Krise und sogar Apotheker zum Arbeitsamt. Die Apotheker Krone startet deshalb die Initiative „Gesunde Wege statt Krise“ und lädt alle Beteiligten sowie Apotheken und Pharmazeuten ein, für unsere Leserinnen und Leser Ideen und Rezepte zu entwickeln, wie Apotheken auch in einem wirtschaftlich und gesundheitspolitisch schwieriger werdenden Umfeld gut reüssieren können. Senden Sie uns Ihre Vorschläge an m.ruemmele@medmedia.at.