Mit Pflanzen das Herz schützen

Ein akuter Herzinfarkt darf neuesten Erkenntnissen zu Folge nicht mehr isoliert betrachtet werden. Wie eine Studie der Medizinischen Universität Wien ergeben hat, sind auch andere Organe wie Leber und Milz betroffen. An einem Herzinfarkt sind tausende Gene beteiligt. Im Großtiermodell, das laut Wissenschaftern auf den Menschen übertragbar ist, änderte ein Infarkt die Expression von rund 9.000 Genen im Herzen, jedoch auch von 900 Genen in der Leber und 350 in der Milz innerhalb von 24 Stunden. Dem Transkriptionsfaktor Klf4 – einem Protein, das für die Aktivierung vieler anderer Gene wichtig ist – dürfte dabei eine bedeutende Rolle zukommen. Diese Ergebnisse führen zu einem Umdenken und eröffnen die Sichtweise auf den Myokardinfarkt als systemische Erkrankung. Bisher hat man mit monokausalen Ansätzen versucht, molekulare und zelluläre Prozesse nach einem Herzinfarkt zu verstehen. Sehr wenig war bislang auch über die Auswirkungen auf das Gewebe, die das Infarkt-Zentrum umgeben, sowie anderen Organe bekannt.1

Umso wichtiger sind somit alle Maßnahmen, um das Herz zu schützen und die Herzgesundheit möglichst lange zu erhalten. Dabei helfen Pflanzen wie der Weißdorn. In kontrollierten Doppelblindstudien, Anwendungsbeobachtungen und einer dreijährigen Kohortenstudie wurde die Wirksamkeit bei NYHA II und NYHA III belegt.2 NYHAII steht für jenes Stadium der Herzinsuffizienz, in dem es zu leichten Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit kommt. Bei leichter Anstrengung treten noch keine Beschwerden auf. In Stadium III kommt es zu einer höhergradigen Einschränkung der Leistungsfähigkeit. Eine geringe körperliche Belastung verursacht Erschöpfung, Rhythmusstörungen und Luftnot.3

In den zuvor erwähnten Studien verbesserten sich die Arbeitstoleranz, die anaerobe Schwelle, die Lebensqualität, die Belastungsdyspnoe sowie hämodynamische Parameter. Als Wirkungsmechanismen diskutiert werden die Hemmung der Phosphodiesterase mit intrazellulärem Anstieg von cAMP, eine Hemmung der membranständigen Na+/K+-ATPase mit vermehrter Bereitstellung von Kalziumionen in Herzmuskelzellen und eine beta-antagonistische Wirkung.2

Andere pflanzliche Wirkstoffe für Herz und Gefäße stammen aus Knoblauch und Ginkgo. Bei nervösen Herzbeschwerden wie Herzklopfen kann laut Kommission E Herzgespann verwendet werden.4 Die Verwendung von herzaktiven Pflanzen war bereits im Altertum Usus. So wurde die Meerzwiebel um rund 1.500 v. Chr. als Bestandteil einer ärztlichen Verordnung auf Papyrus-Schriften erwähnt. Damit dürfte sie eine der ältesten Heilpflanzen überhaupt sein. Kurioserweise war auch das getrocknete Sekret von Kröten als Droge in Umlauf und ein wichtiges Heilmittel der chinesischen Medizin. Hippokrates empfahl die heute als Christrose (Helleborus niger) bekannte Pflanze. Im 10. Jahrhundert wurde der Fingerhut erwähnt, und ab dem 15. Jahrhundert löste man sich von antiken Traditionen und schrieb in Kräuterbüchern über Maiglöckchen und Adonisröschen. Eine Therapie mit diesen Giftpflanzen gestaltete sich jedoch schwierig. Herzpatienten oder all jene, die vorbeugend etwas für ihr Herz tun möchten, können der modernen Pharmazie somit dankbar sein, dass es gut verträgliche und geprüfte Präparate gibt, die wissenschaftlich untersucht sind.

 

Literatur:

1 APA Science, 28. 06. 2017

2 Blaschek W, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016

3 New York Heart Association

4 Kooperation Phytopharmaka

5 Österreichische Apothekerkammer