Morbus Crohn: Neuer Test bei Bauchbeschwerden

Morbus Crohn kann den gesamten Gastrointestinaltrakt befallen. Im Gegensatz zur Colitis ulcerosa, deren Diagnose im Mittel schneller gestellt wird, wird der M. Crohn oft erst spät nach Auftreten der ersten Symptome diagnostiziert (> 5 Jahre). Verantwortlich dafür ist, dass massive Diarrhöen nur bei einem kleineren Prozentsatz der Erkrankten auftreten und viele Patienten lediglich über so genannte breiige bzw. ungeformte Stühle berichten. Oft stehen unspezifische Symptome wie Bauchschmerzen im Vordergrund. Die für diese Erkrankung charakteristische Entzündung führt letztendlich zu Fibrose und Obstruktionsphänomenen, die bei der Colitis ulcerosa (CU) kaum bzw. überhaupt nicht vorkommen. Über 80% der Erkrankten weisen einen Dünndarmbefall auf, 30% einen ausschließlichen Dünndarmbefall und 50% eine Ileocolitis. Der Rest der Patienten (20%) präsentiert sich als reine Crohn-Colitis.

Wer ist betroffen?

Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED) sind Erkrankungen des jungen Menschen mit Krankheitsgipfel zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr; neuere Studiendaten weisen darauf hin, dass diese Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter immer häufiger vorkommen. Beide Formen von CED zeigen in einem beträchtlichen Ausmaß (etwa jeder 5. Patient) extraintestinale Manifestationen, die Haut, Augen, Knochen und Gelenke betreffen.
Die Arbeitsgruppe CED der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH; Leitung: Univ.-Prof. Dr. W. Reinisch, AKH Wien) hat gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Allgemeinmedizin einen so genannten CED-Check entwickelt, der eine frühere Diagnosestellung in Zukunft ermöglichen sollte.

Typische Symptome

des M. Crohn sind Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Durchfall, Fieber und krampfartige Bauchschmerzen mit oft langer Anamnese. Bei reiner Ileitis treten Symptome aber häufig erst bei Vorliegen signifikanter Stenosen auf. Nach längerer Erkrankung (> 10 Jahre) findet man bei einem Drittel, nach 20 Jahren bei der Hälfte der Patienten enteroenterische, enterovesikale, retroperitoneale, anorektale und/oder enterokutane Fisteln. Fisteln bzw. Abszesse stellen allerdings auch immer wieder die erste Krankheitspräsentation dar, und das oft lange Zeit vor der gastrointestinalen Symptomatik bzw. vor der luminalen Erkrankung.

Differenzialdiagnosen

Bei beiden Erkrankungen stellt sich als wesentliche Differenzialdiagnose eine bakterielle Infektion. Zahlreiche Infektionen können Crohn-ähnliche Bilder (wie Campylobacter, Shigellen, Yersinien etc.) oder kolitisähnliche Bilder (Clostridium difficile, Amöbeninfektion) verursachen. Zudem können Infektion und CED parallel auftreten. Von klinischer Seite spielt hier sicherlich die Dauer der Erkrankung die entscheidende Rolle: Symptome, die länger als 4 Wochen andauern, sollten zur Abklärung hinsichtlich CED führen.
Eine weitere wichtige Differenzialdiagnose stellen funktionelle Erkrankungen wie das Reizdarmsyndrom dar. Das Reizdarmsyndrom grenzt sich generell von einer CED dadurch ab, dass Alarmsymptome wie Gewichtsabnahme und blutige Stühle fehlen. Der Erfassung nächtlicher Symptome kommt damit eine zentrale Bedeutung zu.

 

Abb.: Typische endoskopische Präsentation bei Crohn-Colitis (longitudinale Ulzerationen)

 

 

Zusammenfassung

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie M. Crohn und CU verlaufen schub­artig, zeichnen sich durch eine multifaktorielle Genese aus und sind mit hoher Morbidität und zum Teil auch erhöhter Mortalität assoziiert. Obwohl es sich unverändert um so genannte idiopathische Erkrankungen handelt, d.h. entsprechende ursächliche Faktoren nicht näher definiert sind, hat unser Wissen über diese Er­krankungen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Neben einer genetischen Prädisposition müssen offensichtlich verschiedene immunologische und mikrobiologische Faktoren zusammenkommen, um eine chronische Entzündung im Gastrointestinaltrakt zu verursachen. Der zentrale Fortschritt in den letzten Jahren besteht ­darin, dass es gelungen ist, Schlüsselmediatoren der zu Grunde liegenden Entzündung zu identifizieren und diese durch ­entsprechende neutralisierende Antikörper (wie Antikörper gegen Tumornekrose­faktor) in ihrer Aktivität zu hemmen. Diese Antikörpertherapien haben die Therapie des M. Crohn (aber auch der CU) deutlich verbessert.