Nahrungsergänzungsmittel: Unseriöser Direktvertrieb

Der VKI testete die Produkte sowie die Verkaufsgespräche der Firmen Amway, FitLine, Herbalife, Juice Plus und Vemma, wobei bei letzterer kein Kontakt zustande kam. Beim Direktvertrieb verkaufen Selbständige, als so genannte Direktberater, Waren auf Rechnung und Namen eines Direktvertriebunternehmens. Gleichzeitig versuchen sie gewonnene Kunden als Direktberater anzuwerben (Multilevelmarketing). Die Krux an diesem System ist, dass die Verkäufer keinerlei Fachwissen benötigen, sondern nur über einen Gewerbeschein verfügen müssen.

Fremdwort Anamnese

Grundsätzlich sind Nahrungsergänzungsmittel zwar „nur“ Lebensmittel, sie können aber auch kontraindiziert sein bzw. Wechsel- und Nebenwirkungen verursachen. Ein Beispiel ist Kalzium, das bei bestimmten Krebsleiden oder bei Nierenfunktionsstörungen kontraindiziert ist. Zudem kann es bspw. die Aufnahme von verschiedenen Antibiotika und die Wirkung von Kalzium-Antagonisten vermindern sowie die Wirkung von Herzglykosiden verstärken. Deshalb bedarf es vor der Abgabe einer ernährungsphysiologischen Beratung durch geschulte Fachkräfte, wie Arzt, Apotheker oder Ernährungswissenschaftler. Beim VKI-Test kam von keinem Berater der Hinweis, vor der Einnahme eine Fachperson aufzusuchen, Juice Plus hielt eine Anamnese gar für überflüssig.

Unseriöse Beratung

Immerhin, kein Berater bewarb seine Produkte mit krankheitsbezogenen Aussagen, wobei manche Aussagen vom VKI als „grenzwertig“ eingestuft wurden, so z. B., dass ein Präparat von Amway angeblich Schnupfen verhindert bzw. gab ein Berater an, er hätte nun seinen Diabetes im Griff. Stattdessen verbreiteten die Berater unseriöse Behauptungen: „Die Böden sind ausgelaugt, weshalb unsere Lebensmittel kaum noch Nährstoffe enthalten“, oder „Wir brauchen heute wesentlich mehr Vitamine und Spurenelemente als noch vor einigen Jahren, um nicht vorzeitig zu altern“. Gleichzeitig priesen sie ihre Produkte an, mit Eigenschaften wie: mehr Fitness und Wohlbefinden, erhöhte Leistungsfähigkeit, enthält alle benötigten Vitamine.

Vorsicht: Überdosierung

Bei letzterem Argument meinten es einige Direktvertriebler bei der Zusammensetzung ihrer Produkte wohl zu gut. Der VKI hält fest, dass die D-A-CH-Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr in einigen Fällen überschritten wurden: Bei FitLine waren 7 Vitamine bzw. Mineralstoffe überdosiert, bei Amway 4 bzw. 3 und bei Juice Plus 3. Gesundheitliche Folgen bei einer langfristigen Einnahme können so nicht ausgeschlossen werden. Umso wichtiger ist der Hinweis beim Kunden an der Tara, dass NEM am besten in der Apotheke bezogen werden sollen, die über geprüfte Präparate und beratungskompetente Mitarbeiter verfügt.

 

Quelle: „Überdosiert“, Konsument 2/2013