Naturkosmetik: den wachsenden Markt nützen

Herr und Frau Österreicher gaben im Jahr 2013 1,5 Milliarden Euro für kosmetische Produkte aus. Gepflegt sein hat hierzulande einen hohen Stellenwert, denn 80 % gaben in einer Online-Umfrage (im Auftrag von Kosmetik transparent in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit) an, Kosmetika täglich zu verwenden. 13 % verwenden sie mehrmals pro Woche. Bei fast einem Drittel der Befragten ergab sich eine hohe Markentreue. Auch der Naturkosmetik-Markt wächst immer mehr und umfasst derzeit ein Volumen von 11 Millionen Euro.1

Mehr Aufklärung nötig

Es hat sich in der oben zitierten Befragung allerdings auch gezeigt, dass der Stand der Aufklärung über Naturkosmetik nicht ausreichend ist. Irrtümer über die Inhaltsstoffe (44 % vermuten „keine Chemie“) halten sich hartnäckig. Der Anspruch an kosmetische Produkte ist sehr hoch, vor allem was die Verträglichkeit betrifft. Neben den einschlägigen gesetzlichen Regelungen zu Kosmetikprodukten gibt es in Österreich noch die Richtlinien des Lebensmittelbuches (Codex Alimentarius Austria), das in Kapitel B33 ein Teilkapitel zu Naturkosmetik enthält. Demnach werden Naturkosmetika mit wenigen Ausnahmen fast ausschließlich aus Naturstoffen hergestellt. Für deren Gewinnung und Weiterverarbeitung sind nur einfache physikalische, mikrobiologische und enzymatische Verfahren erlaubt. Nicht eingesetzt werden gentechnisch veränderte Stoffe, synthetische Farb- und Duftstoffe. Auch die meisten Verfahren zur Herstellung von waschaktiven Substanzen wie Sulfatierung oder Phosphorisierung sowie Erdölprodukte wie Silikone oder Paraffine gelangen nicht zur Anwendung.2 Bestimmte im Codexkapitel aufgelistete Konservierungsmittel dürfen auch in naturidenter Qualität eingesetzt werden. Parabene und Phenoxyethanol sind zur Haltbarmachung nicht mehr erlaubt.3

Pflege mit Naturkosmetik

Hautmasken tragen dazu bei, trockene Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen. Sehr erfolgreich ist der Einsatz von ­Hyaluronsäure, die sich durch ihre hohe Wasserbindungskapazität auszeichnet. Auch Aloe barbadensis ist stark feuchtigkeitsbindend. Der Inhaltsstoff Grüntee weist ausgeprägte antioxidative Eigenschaften auf. Lichtbedingte Hautschäden bzw. Hautalterung können gelindert werden, indem die Zellen vor den Folgen der UV-Exposition geschützt werden. Synergistische Effekte mit Sonnenschutzmitteln sind daher denkbar.4 Süßholzwurzelextrakt wirkt beruhigend bei Hautreizungen. Der Inhaltsstoff Glycyrrhizin ist offensichtlich in der Lage, die Fähigkeit von geschädigter Haut in der Abwehr von Bakterien zu verbessern.5 Algenextrakte vermochten in Studien UV-exponierte Keratinozyten zu schützen, indem die Proteasom-Peptidase-Aktivität trotz Einfluss von UV-A- und UV-B-Strahlung erhalten wurde.6 Üblicherweise wird die Aktivität dieser Peptidasen durch UV-Licht reduziert, ein Vorgang, der ein entscheidender Faktor in der Hautalterung ist.7

Forschungsinnovation: Ersatz für Mikroplastik

In der Forschung befasst man sich derzeit damit, Alternativen zur Verwendung von Mikroplastik in kosmetischen Produkten zu finden, wie zum Beispiel alternative Werkstoffe in Form von Sand, Nussschalen oder Salzen. Allerdings wirken Sand und Nussschalen abrasiv in den Verarbeitungsanlagen und begünstigen den Verschleiß. Salze sind durch ihre Wasserlöslichkeit nicht für alle Produkte geeignet. Vielversprechender sind Biowachse wie Bienenwachs, Karnaubawachs oder Candelillawachs – nachwachsende Rohstoffe, die schnell biologisch abbaubar sind. Auch mit Beerenwachs, Reiswachs oder Sonnen­blumenwachs werden zurzeit Experimente durchgeführt.8

Wichtige Nährstoffe

„Schönheit von innen“ wird vor allem durch die richtige Zufuhr von Mikronährstoffen erzielt. Die Haut ist auf die Zufuhr von Vitamin A, Vitamin B2, Vitamin C, Biotin und Zink angewiesen. Negativ wirken sich Lebensmittel mit hoher glykämischer Last aus. Mit Karotten und Tomaten kann man einen natürlichen Lichtschutzfaktor „essen“. Ein strahlendes Äußeres hängt auch von der Zufuhr hochwertigen Proteins ab, denn dieses ist essenziell für die Bildung von Kollagen.

 

Literatur:

1 Studie Naturkosmetik 2014

2 Kosmetik transparent, Pressepaket April 2014

3 AGES, 27. 08. 2013

4 Katiyar SK et al., Photochem Photobiol 1999

5 Yoshida T et al., Journal of Leukocyte Biology 2010

6 Bulteau AL et al., Antioxidants & Redox Signaling 2006, DOI: 10.1089/ars.2006.8.136

7 Krutmann J et al., Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2008

8 Kumpmann I., Informationsdienst Wissenschaft 13. 06. 2014