Online-Bilanz zeigt: Kunden kaufen lieber in Apotheken

Seit Juni 2015 dürfen auch österreichische Apotheken rezeptfreie Medikamente über Webapotheken anbieten und innerhalb des Landes verschicken. Eine Studie des Marktforschungsunternehmens IMS HEALTH zeigt nun, wie die aktuelle Situation am Apothekenmarkt von Apotheken selbst bewertet wird und wie sich der Handel entwickeln könnte. Ein halbes Jahr nach dem Start zeigt sich jedenfalls: Der erwartete – und von manchen befürchtete – Boom blieb bisher aus. Ende des Jahres wurden mittels Online-Fragebögen 556 Apotheken von IMS HEALTH zur aktuellen Situation befragt. Der Rücklauf war mit 33 Prozent ausgesprochen hoch.

Für den Onlineversand haben sich aktuell nur 24 Apotheken bei der AGES registriert und das entsprechende Sicherheitssiegel beantragt. Der Versandhandelsanteil am gesamten rezeptfreien Apothekengeschäft wird dementsprechend relativ gering eingeschätzt: Mehr als ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass dieser etwa vier bis fünf Prozent ausmacht. Der Durchschnittsumsatz pro Bestellung wird auf 16 bis 45 Euro geschätzt. Der große Erfolg, den man sich vom Versandhandel erhoffte, blieb vorerst also aus, analysiert Erika Sander, Country Managerin IMS HEALTH Österreich.

Die Entwicklung in Deutschland zeigt ihrer Ansicht nach, wohin die Reise des Versandhandels in Österreich gehen könnte: „Anfangs holten sich rund 3.000 Apotheken in Deutschland eine Lizenz, 800 davon stiegen tatsächlich in den Markt ein. Derzeit teilen sich etwa 30 Apotheken den Versandhandelsmarkt, wobei diese als Spezialgroßhändler zu sehen sind und weniger als Apotheken im klassischen Sinn. Österreich wird sich vermutlich ähnlich entwickeln.“ Sander erwartet künftig eine Kombination aus klassischem Verkauf und dem Onlineversand. Die Kompetenz einer stationären Apotheke, die hinter einem Onlineshop steht, stärke das Vertrauen auf Kundenseite. „Die Befürchtung, dass der Onlineversand niedergelassene Apotheken beeinträchtigen könnte, dürfte sich also nicht bewahrheiten.“

Sander ortet aber bereits erste Anzeichen dafür, dass mehr Verkaufskanäle den stationären Apotheken zusätzlichen Umsatz bringen. Onlineverkäufe ersetzen demnach nicht den klassischen Verkauf in der Apotheke, der mit einer fachlichen Beratung einhergeht – vielmehr können über die Onlinekanäle neue Zielgruppen angesprochen und damit neue Absatzmöglichkeiten erschlossen werden.

Fälscher weiterhin im Fokus

Die Apothekervertretungen warnen indes erneut vor dem bedenkenlosen Kauf von Arzneimitteln im Internet. So würden mittlerweile auch Websites gefälscht, um den Kunden eine sichere und kompetente Bezugsquelle vorzugaukeln. Obwohl es in Österreich weiterhin illegal ist, rezeptpflichtige Arzneimittel online zu verkaufen oder zu kaufen, locken internationale Fälscherbanden mit gefinkelten Tricks Kunden auf ihre Websites und jubeln ihnen gefälschte Ware zu zum Teil horrenden Preisen unter.

Die AGES Medizinmarktaufsicht, die dem Gesundheitsministerium untersteht, hat in den vergangenen Jahren mehr als 4.000 Verdachtsproben analysiert. 95 Prozent aller dieser getesteten Proben waren gefälschte oder illegale Produkte, oftmals mit anderen Inhaltsstoffen als deklariert und in falscher Dosierung. Der Polizei, den Zoll- und Gesundheitsbehörden gelingen nach wie vor laufend Aufgriffe von gefälschten Medikamenten aus dem Internet.

„Die Medikamente in unseren Apotheken sind sicher, noch nie hat es in den öffentlichen Apotheken eine Fälschung gegeben“, betont Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Apothekerkammer Oberösterreich, in einer Aussendung. Auch im Ausland überlege man nun strengere Regelungen bei der Ab­gabe von rezeptpflichtigen Arzneimitteln im Onlineversand, berichtet die Präsidentin. Denn dort ist wie etwa in Deutschland der Vertrieb von rezeptpflichtigen Produkten bisher erlaubt. Die entsprechende Versandhandelsrichtlinie der EU konnte von den einzelnen Mitgliedsländern unterschiedlich umgesetzt werden. Österreich blieb hier betont streng.z