OTC-Markt braucht Reformen

In Ihrem Maßnahmenkatalog „5 Schritte für den OTC-Markt“ warnt die Interessengemeinschaft österreichischer Heilmittelhersteller und Depositeure (IGEPHA) die Gesundheitspolitik davor, den OTC-Markt weiterhin zu vernachlässigen. „Vieles könnte in unserem Land gesundheitspolitisch effizienter laufen, würde das Bekenntnis zu OTC-Produkten erkannt und auch genützt werden. Dazu braucht es sinnvolle und dringend notwendige Reformen, die den Zugang zu OTC im Sinne einer aktiven Prävention erleichtern“, hebt IGEPHA-Präsident Dr. Gerhard Lötsch hervor. Kritik allein wird das System nicht ändern, deshalb hat die IGEPHA praxisrelevante Vorschläge zur Verbesserung der Self Care erarbeitet.

Maßnahme 1: Forderung nach mehr Self Care in Österreich

In Österreich stehen derzeit nur 93 rezeptfreie Wirkstoffe zur Verfügung. In Deutschland sind es zum Vergleich immerhin 123. National unterschiedliche Reglementierungen behindern den heimischen OTC-Markt in seinem Wachstum. Daher bedarf es eines europaweit harmonisierten Katalogs rezeptfreier Wirkstoffe. Auch die Regulatorien hinsichtlich Zulassung müssen reformiert und die Gebühren für langjährig bewährte Wirkstoffe müssen gesenkt werden.

Maßnahme 2: Förderung von OTC durch die Sozialversicherung

Die IGEPHA fordert einen erleichterten Zugang zu OTC-Arzneimitteln für sozialversicherte Patienten. Als „vernünftige Option“ sollen geeignete OTC in eine eigene Gruppe in den Erstattungskodex (EKO) der Sozialversicherung mit dem Vermerk eines 100-prozentigen Selbstbehalts aufgenommen werden. Dies würde sich positiv auf das stark belastete Gesundheitssystem auswirken, denn gemäß einer Gesundheitsökonomiestudie der IGEPHA erspart jeder Euro, der für OTC-Produkte ausgegeben wird, dem österreichischen Gesundheitssystem 5,20 Euro an direkten Kosten. Das in Deutschland erprobte Grüne Rezept würde sich als attraktiver Lösungsansatz anbieten. Ärzte werden durch diese Maßnahme auf die Produktgruppe der OTC hingewiesen, und es wird ihr Bewusstsein für sichere und kostengünstige Behandlungsalternativen geschärft.

Maßnahme 3: Ausbildung der Pharmazeuten erweitern

Berufsrelevante Kommunikation soll in Form von praxisbezogenen Patienten-Kunden-Gesprächsübungen in das Pharmazie- und auch in das Medizinstudium aufgenommen werden, um den angehenden Pharmazeuten und Ärzten das Rüstzeug zum „Gesundheitscoach“ mitzugeben.

Maßnahme 4: keine unkritische Liberalisierung

Die Sicherstellung des Verbraucherschutzes steht für die IGEPHA an oberster Stelle. Dies kann nur durch ein qualitätsgesichertes Arzneimitteldistributionssystem mit einer festgelegten Aufgabenteilung zwischen Arzneimittelhersteller, Großhandel und Apotheke gewährleistet werden. Gleichzeitig lehnt die IGEPHA eine unkritische Liberalisierung des OTC-Marktes durch die Öffnung von schwer kontrollierbaren Vertriebskanälen (bspw. Drogeriemärkte, Tankstellen) ab.

Maßnahme 5: Regulierungsmaßnahmen mit Bedacht

Die IGEPHA fordert die Regierung auf, bei allen Regulierungsmaßnahmen stets den Erhalt des Unternehmensstandortes Österreich zu berücksichtigen. Übergangsfristen für Gesundheitsprodukte sollen mindestens ein Jahr betragen.