Regelmäßiger Progesteronabfall

Am Zyklusende löst der Abfall des Progesteronspiegels eine gesteigerte Bildung von Prostaglandinen und Endothelin aus, die zu einem spastischen Verschluss der Arterien in der Gebärmutterschleimhaut führen. Dadurch kommt es zu einer akuten Ischämie und das oberflächliche Schleimhautgewebe stirbt ab. Mit der Menstruation muss schließlich die geschädigte Schleimhaut zusammen mit Blut und Schleim ausgeschwemmt werden. Gleichzeitig wird dann auch die Ausschüttung von GnRH, FSH und LH nicht mehr unterdrückt, wodurch ein neuer Zyklus beginnen kann.

28–32 Tage

Der normale Menstruationszyklus schwankt meist zwischen 28 und 32 Tagen. Definitionsgemäß gilt der Tag, an dem die Menstruationsblutung einsetzt, als erster Tag des neuen Zyklus. Während die Follikelphase individuell unterschiedlich ist, ist die Lutealphase – die Zeitspanne zwischen Eisprung und Einsetzten der Regel – jedoch immer genau 14 Tage. Spannendes Detail am Rande: Bei jeder Blutung verliert eine Frau etwa 60 bis 70 ml Blut – eine ziemlich große Menge, die auch das Unwohlsein an den starken Regeltagen erklärt.

PMS – 1 Name, viele Symptome

Der Beschwerdenkatalog beim PMS ist außerordentlich lang, es zählen doch etwa 150 Symptome dazu. Dominant sind jedoch Ödemneigung, Gewichtszunahme, Völlegefühl, Mastodynie, depressive Verstimmungen, Schlaflosigkeit sowie Kopfschmerzen. So verschieden wie das Beschwerdebild ist auch der Verlauf. Bei manchen Frauen beginnen die Symptome zur Zeit des Eisprungs und steigern sich bis zum Einsetzen der Menstruation; bei anderen wiederum zeigen sich Beschwerden erst gegen Ende der Lutealphase.

Alles die Schuld der Hormone?

Verständlicherweise hat die Estrogen-Gestagen-Imbalance in der Lutealphase eine zentrale Rolle bei der Entstehung der PMS-Symptome. Als Auslöser diskutiert werden allerdings auch Störungen im Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) sowie ein generell verminderter Serotoninspiegel. Scheinbar ebenfalls nicht zu vernachlässigen dürften nutritive Faktoren wie ein Mangel an Kalzium, Magnesium oder essenziellen Fettsäuren sein.

1. Empfehlung: Mönchspfeffer

Mönchspfeffer ist sicher die wichtigste Heilpflanze bei menstruellen Beschwerden. Die Früchte des Vitex agnus castus enthalten einige Verbindungen, die strukturell den Sexualhormonen und zwar v. a. Progesteron ähneln. Die pharmakologische Wirkung wird dabei dem Zusammenspiel der Inhaltsstoffe ätherische Öle, Iridoidglykoside sowie Flavonoide zugeschrieben. Für den Extrakt ist mittlerweile eine dopaminerge, prolaktinsenkende Wirkung eindeutig nachgewiesen. Infolge der Prolaktinreduktion sinken nämlich überhöhte Dopaminspiegel und damit auch der Hemmeffekt auf die Sekretion von GnRH ab, und die FSH- und LH-Freisetzung normalisiert sich.

B-Vitamine empfehlen

Vitamine des B-Komplexes, vor allem Pyridoxin dürften bei der Annahme, dass Vitamin B6 als wichtiger Kofaktor in der Serotoninsynthese fungiert, ebenfalls eine gute Verkaufsempfehlung sein. Studien zeigen für Pyridoxin außerdem einen beschleunigten Östrogenabbau in der Leber, wodurch der Gestagen-Östrogen-Quotienten positiv beeinflusst werden kann.

Unterschiede zur Dysmenorrhö

Schmerzhafte Tage sind sicher kein Ausnahmefall; ein NSAR zur Beseitigung der Regelschmerzen gilt daher als Routineverkauf. Kommen zu den krampfartigen Beschwerden im Unterbauch aber auch Übelkeit, Erbrechen, Kreuzschmerzen, Kopfschmerzen, Diarrhö und Schwindel hinzu, spricht man von Dysmenorrhö, die definitionsgemäß kein Symptom des PMS ist. Hier wird als Auslöser der Beschwerden eine übermäßige Prostaglandin-Bildung der Gebärmutterschleimhaut vermutet. Dauerkontraktionen des Uterus führen zudem zu einer Akkumulation von anaeroben Metaboliten, die wiederum lokale Typ-C-Schmerzneuronen stimulieren. Treten die krampfartigen Schmerzen jedoch plötzlich auf, sollten Grunderkrankungen wie Myome, Endometriose oder Einengungen des Gebärmutterhalskanals vom Gynäkologen ausgeschlossen werden.

Schmerz lass nach

NSAR hemmen die Prostaglandinsynthese und reduzieren meist auch die Kontraktilität des Uterus. Neben Ibuprofen ist auch Naproxen eine gute Empfehlung. Die Tagesmaximaldosis von Ibuprofen liegt übrigens bei 1.200 mg; eine hohe Einzeldosis kann daher die besonders schmerzhaften Stunden gut abdecken. Haben die Schmerzen jedoch einen hohe krampfartigen Komponente, ist ein Spasmolytikum wie Butylscopolamin empfehlenswert; natürlich vorausgesetzt, es liegen keine Kontraindikationen wie Blasenentleerungsstörungen, Engwinkelglaukom oder Myasthenia gravis vor.

Homöopathie – gute Wirkung gesichert

Bei Schmerzen wird Homöopathika generell nicht allzu sehr vertraut. Zwar oft zu Unrecht, allerdings kann man das Vertrauen dem Kunden nicht immer anschaulich machen. Zur Behandlung der anderen PMS-Beschwerden rund um den Menstruationszyklus eignet sich die Homöopathie allerdings hervorragend. Je nach Beschwerdebild kommen beispielsweise Chamomilla bei wehenartigen Kontraktionen, Magnesium phosphoricum bei Unterleibskrämpfen, Pulsatilla bei psychischen Beschwerden und Cimicifuga bei starker Blutung und Kopfschmerzen zum Einsatz.

Migräne im Rhythmus des Zyklus

Hormonschwankungen sind wesentliche Triggerfaktoren zur Auslösung eines Migräneanfalls. Gerade zur Zeit des Eisprungs und zu Beginn der Menstruation sind Migräneattacken daher häufig. Als Auslöser des Kopfschmerzes gilt allerdings einmal nicht der Progesteronabfall, sondern das Absinken des Östrogenspiegels. Eine herkömmliche Migräneprophylaxe mit Betarezeptorblockern, Flunarizin oder Topiramat wirkt deshalb in diesem Fall nicht. Beste Empfehlung sind NSAR, bei sehr starker Migräne können eventuell auch Triptane sowie Östrogensubstitutionen zum Einsatz kommen.