Hunderttausende Menschen befinden sich momentan aufgrund kriegerischer Konflikte auf der Flucht. Sie werden an unterschiedlichen Punkten in Österreich von freiwilligen Helfern und NGO versorgt und gepflegt. Die großen Hilfsorganisationen sind aktiv im Einsatz und bieten eine medikamentöse Erstversorgung der Flüchtlinge an. Erhalten Flüchtlinge den Status als Asylwerber, werden sie mit einem e-card-Ersatzbeleg ausgestattet, um ihnen vollen Zugang zur Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Die Versorgung mit Arzneimitteln und Medikamenten erfolgt dann über das Sozialversicherungssystem und damit über die öffentlichen Apotheken in Österreich. Hauptproblem ist jedoch die große Anzahl an Flüchtlingen, die sofortige Hilfe benötigen und noch keinen Asylstatus haben.
Viele Apotheken halfen von Anfang an mit. Mit ihrem Engagement und ihrer Professionalität inspirierten sie nun offenbar den restlichen Arzneimittelsektor. Pharmafirmen und Apotheken starteten jetzt gemeinsam eine große Initiative. Die Apothekerkammer koordiniert mit pharmazeutischen Großhändlern und der pharmazeutischen Industrie ab sofort die Spendenaktion „Flüchtlinge in Österreich“. „Nennen Sie den Betrag, den Sie als Medikamentenspende ausgeben möchten direkt bei Ihrem Großhändler. Diese sind in Kontakt mit unterschiedlichen Hilfsorganisationen, wie zum Beispiel dem Roten Kreuz und wissen genau, welche Arzneimittel akut gebraucht werden“, sagt die Pressesprecherin der Apothekerkammer, Gudrun Kreutner. Die Rechnung des Großhändlers kann dann als Spende abgeschrieben werden.
Parallel zur institutionellen Bewegung der Branche gibt es auch einzelne Initiativen verschiedener Apotheken und Pharmafirmen. Eine davon ist die Apotheke Eichgraben. Seit Weihnachten 2014 Flüchtlinge aus allen Teilen der Welt in Eichgraben aufgenommen wurden, ist das Engagement aller Beteiligten sehr groß. Um die Flüchtlinge willkommen zu heißen, bekamen sie Weihnachtspäckchen mit Pflegeprodukten und Spielzeug für Kinder. Die Neuankömmlinge wurden von Anfang an gut integriert und umsorgt. Auf der Facebook-Seite MOSAIK (Miteinander Offen Sein, Annehmen, Interkulturell Kennenlernen) werden die täglichen Aktivitäten veröffentlicht. Dazu zählen Sprachkurse, Wanderungen oder gemeinsames Kochen. In Kooperation mit der Pfarre Maria Anzbach, die regelmäßig Kleider nach Rumänien führt, schickt die Apotheke Eichgraben außerdem laufend eine Auswahl an Medikamenten nach Rumänien. Es handelt sich dabei hauptsächlich um Medikamente, die für Langzeitbehandlungen notwendig sind. Diese werden direkt an Ärzte weitergegeben, um den Menschen eine bessere Versorgung vor Ort bieten zu können. Der Inhaberin Mag. pharm. Birgit Biehl ist der persönliche Kontakt der handelnden Personen wichtig, damit Arzneimittel nicht in unbefugte Hände gelangen. Gemeinsam mit der Caritas spendet die Apotheke Eichgraben fehlende Medikamente und bringt sie an Bahnhöfe in Wien. Weiters wird Kleidung für Traiskirchen gesammelt, die dann privat ins Flüchtlingslager gebracht wird. Meist kommen die Flüchtlinge nur mit dem, was sie am Leib tragen, und brauchen dringend zusätzliche Kleidung.
Viele Pharmafirmen haben ebenfalls eine große Zahl an internen Projekten laufen. Novartis, beispielsweise, hat in Wien eine interne Sachspenden-Sammlung initiiert und wird diese an eine NGO im Bereich der Flüchtlingshilfe weitergeben. Global gibt es ein Spendenprogramm, bei dem die Spenden der Mitarbeiter vom Unternehmen verdoppelt werden. Die Spenden gehen an das Rote Kreuz. Der Konzern hat für alle Mitarbeiter ein globales Spendenprogramm eingerichtet und unterstützt das Ute-Bock-Flüchtlingsprojekt in Österreich mit Sachspenden. Auch Baxalta beweist viel Engagement. Seit kurzer Zeit läuft das Projekt „B-Engaged“. Es beruht auf drei Bausteinen: Die Mitarbeiter sammeln Geld, und die Firma verdoppelt den gespendeten Betrag unter dem Motto „1 + 1 = 4“. Damit unterstützen sie den Welcome Truck, um flexibel und strukturiert auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge einzugehen und Versorgungsengpässe zu vermeiden, sowie das interkulturelle Psychotherapiezentrum JEFIRA in Niederösterreich. Außerdem stellt der Vorstand den Mitarbeitern einen Sozialtag zur Verfügung, um direkt vor Ort in Traiskirchen zu helfen. Zeit sei das kostbarste Gut, das jeder den Flüchtlingen schenken kann – und das sogar während der regulären Arbeitszeit. Auch Pfizer spendet Medikamente an die Caritas, und die Belegschaft sammelt Sachspenden für die Unterkünfte. Im Rahmen eines Freiwilligenprogramms „Pfizer Corporate Volunteering Days“ werden Ausflüge mit und für Flüchtlinge organisiert. Einige Mitarbeiter helfen ebenfalls beim Omni.bus mit. Hier können sich direkt vor Ort in Traiskirchen die Bedürftigen Kleidung und Sachspenden abholen. Mitarbeiter werden vom Unternehmen freigestellt, um aktive Hilfe in sozialen Einrichtungen zu leisten. Regelmäßige Kooperationspartner sind einige Caritas-Einrichtungen und JUCA.
Helfen auch Sie? Egal ob Initiativen, Spenden oder Aktionen: Erzählen Sie uns von Ihrem Engagement – wir werden in der Apotheker Krone darüber berichten.