Studium light hilft vor allem der Industrie

Wer im nun beginnenden Studienjahr ein Studium der Pharmazie beginnen will, musste sich Anfang September einem Aufnahmetest stellen. Während es in Wien ein Gerangel geben dürfte weil die Zahl der Teilnehmer (805) jene der Plätze (686) überstieg, sollte in Innsbruck und Graz alles klar sein: Trotz hoher Anmeldezahlen für die Prüfungen erschienen am Ende weniger Studierende, als es Plätze gibt. Insgesamt werden im Herbst 1.315 Studenten mit einem Pharmaziestudium beginnen.

An den Unis wird ab heuer wie berichtet das bisherige Diplomstudium Pharmazie auf das zweistufige „Bologna-System“ mit Bachelor- und Masterstudium umgestellt. Wer bereits ein Diplomstudium begonnen hat, kann es im alten Curriculum noch bis 2023 abschließen. Das neue sechssemestrige Bachelorstudium für „Pharmazeutische Wissenschaften“ ermögliche vor allem den Berufseinstieg in analytischen und diagnostischen Laboratorien oder in der pharmazeutischen Industrie, betonte Univ.-Prof. Dr. Martin Schmid, Vorsitzender der Curricularkommission für die neue Studienarchitektur in Graz.

An das Bakkalaureat könne das viersemestrige Masterstudium „Pharmazie“ angeschlossen werden, welches die für die Arbeit in der Apotheke nötigen fachspezifischen Inhalte vermittelt, betont auch Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ecker vom Deptartment of Pharmaceutical Chemistry und Vorsitzender der Curricularkommission an der Uni Wien. „Wir haben die Lehrinhalte modernisiert und entrümpelt. Das Studium wird schlanker, es hat aber künftig zehn statt neun Semester und am Ende neue Inhalte in den Bereichen Medikationsmanagement, Evidence-based Pharmacy und klinische Pharmazie“, sagt er.

Dass mit dem Bakkalaureat ein „Apotheker light“ entsteht, sieht Ecker nicht – im Gegenteil. „Wir haben alle Lehrinhalte, die für einen Apotheker wichtig sind, ins Masterstudium geschoben und im Bakkalaureat die analytischen Inhalte.“ Hier gebe es auch Rückmeldungen der Pharmaindustrie und der AGES, dass es Bedarf an solchen Leuten mit einem Bakkalaureat etwa für die Qualitätssicherung geben würde. Kurz: „Wer die ersten sechs Semester gemacht hat, könnte etwa in einem Analyselabor arbeiten, aber nicht in einer Apotheke.“ Ecker: „Jeder PKA ist da besser geeignet als jemand mit einem Bakkalaureat. Und es ist für den Apotheker auch günstiger.“ Er sehe keinen Grund, dass hier Studierende des ersten Teiles bereits als „Apotheker light“ zur Konkurrenz für fertige Apotheker werden könnten. Dazu kommt, dass es den oft zitierten „Bak. pharm.“ gar nicht geben wird. Wer ein Bakkalaureat fertig hat, darf den akademischen Titel „Bachelor of Science“ (BAS) tragen.

Private Studienangebote im Kommen

Interessant wird sein, wie sich private Studienangebote auswirken. In Salzburg und Wien bieten Privatunis nun auch ein Pharmaziestudium an. So will etwa Salzburgs medizinische Uni (PMU) neben Ärzten auch Pharmazeuten ausbilden. Bald soll feststehen, wie der Lehrgang aufgebaut wird und ob ihn die Zulassungsstelle in Wien absegnet. Der neue Pharmazie-Lehrgang soll maximal fünf Jahre dauern. Es soll ein innovatives Studium werden, das zum Ansehen der Paracelsus Medizin-Uni passe, heißt es dort. Mehr will deren Management noch nicht verraten. Eine Marktstudie zeigte, dass es in Österreich und Deutschland noch großen Bedarf an Studienplätzen für Pharmazie gibt. In Österreich bieten bisher drei staatliche Unis solche Studiengänge an: Graz, Innsbruck und Wien.

Auch an der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien wird wie berichtet ab sofort das bestehende Studienangebot um eine medizinische Fakultät erweitert. Innerhalb dieser Fakultät werden Studiengänge in Humanmedizin, Zahnmedizin und Pharmazie angesiedelt. Das Organisations- und Ausbildungskonzept zielt auf eine Harmonisierung der Lehrinhalte ab, denn das Bachelorstudium in Humanmedizin ist im Sinne eines Studium generale ein gemeinsames Grundstudium für Ärzte, Pharmazeuten und Zahnärzte. Darauf aufbauend schließen jeweils dreijährige Masterstudiengänge mit Spezialisierung auf eine der Fachrichtungen an. Die Harmonisierung der Lehrinhalte in den ersten sechs Semestern gewährleiste sowohl einen engen Austausch zwischen den verwandten Richtungen als auch eine größtmögliche Mobilität zwischen den Studiengängen, heißt es von Seiten der Privatuniversität.