Update Studienreform, Teil 1

Apotheker Krone: Was zeichnet sich im Moment an Veränderungen ab?

Prof. Spreitzer: „Nach ausführlichen Konsultationen zwischen Universität und Apothekerkammer ist die Interessenlage eigentlich klar und der Meinungsbildungsprozess abgeschlossen. Als Voraussetzung für den Start des Bachelor-Master-Studiums im Studienjahr 2014/15 muss im Jänner oder spätestens im Februar 2014 der Studienplan stehen, damit die Beschlussfassung in den Gremien rechtzeitig erfolgen kann“, erklärt Spreitzer. Er gibt dem Wunsch der Apothekerkammer gute Chancen, den Mag. pharm. anstelle des Masters zu erhalten. „Ich könnte mir vorstellen, dass es auf der Universität keinen Widerstand gibt. Allerdings wäre eine Gesetzesänderung notwendig“, gibt Spreitzer zu bedenken.

Wie bringt man die wissenschaftlichen Interessen der Universität und die taraorientierten Wünsche der Apothekerschaft unter einen Hut?

Prof. Spreitzer: „Es besteht bei uns Verständnis dafür, dass das Bachelor-Studium möglichst ohne pharmazeutische Inhalte auskommen soll und nur die Grundlagen für die pharmazeutischen Fächer vermittelt werden. Für eine qualifizierte Apothekentätigkeit reicht diese Ausbildung nicht. Es liegt aber bei der Apothekerkammer, das auch durchzusetzen“, meint Spreitzer.

Was bedeuten die Begriffe „Apo-Master“ und „Science-Master“?

Prof. Spreitzer: „Beide Worte sind Arbeitsbezeichnungen für die späteren Berufsfelder. Der Großteil der Studenten wird in die Apotheke, zur AGES oder in die Industrie gehen. Eine überschaubare Gruppe wird das Doktoratstudium beginnen. Der Studienplan für das Master-Studium der Pharmazie muss daher alle notwendigen Module beinhalten, also sowohl für die ‚Apo-Master‘-Laufbahn als auch für die ‚Science-Master‘-Karriere qualifizieren. Nur existiert im Augenblick noch kein Profil für den Science-Master. Man denkt z. B. an Englisch als Unterrichtssprache, an begrenzte Studienplätze usw.“, so Spreitzer.

Wird es nach der Reform noch ein einheitliches Studium der Pharmazie in Österreich geben?

Prof. Spreitzer: „Die Autonomie der Universitäten erlaubt unterschiedliche Studienpläne. Es wäre nicht wünschenswert, wenn ein Wechsel der Universität innerhalb von Österreich mit dem Nachholen von Wissensmodulen verbunden wäre“, so Spreitzer abschließend.z

Apotheker Krone: Wie weit sind die Vorbereitungen für die Umstellung vom Diplomstudium auf das Bachelor-Master-System gediehen?

Prof. Stuppner: „Wir sind nicht so weit wie die anderen Standorte“, schildert Stuppner und erklärt die Hintergründe dafür: „In den letzten 10 Jahren ist die Zahl der Pharmazie-Studierenden in Innsbruck um mehr als das Vierfache angestiegen, die Personal- und Raumressourcen sind aber mehr oder weniger dieselben geblieben. Dies führte zu einer enormen Belastung der Mitarbeiter, die derzeit kaum noch zu bewältigen ist. Das ist auch der Grund, dass wir wahrscheinlich nicht schon 2014/15, sondern erst im nachfolgenden Studienjahr beginnen werden können“, bedauert er in diesem Zusammenhang.

Wird es österreichweit einheitliche Studienpläne geben?

Prof. Stuppner: „Das streben wir an, aber die Pharmazeutischen Institute in Innsbruck, Graz und Wien haben unterschiedliche wissenschaftliche Schwerpunkte, die auch in die Lehre einfließen sollen“, stellt Stuppner klar. Es herrscht allerdings Übereinstimmung, dass nach dem Bakkalaureat ein problemloser Wechsel zwischen den Universitäten möglich sein soll. „Wir warten im Moment noch, welche Ergebnisse die Curriculare Arbeitsgruppe in Wien vorlegt“, sagt Stuppner und meint abschließend, dass das Konzept der Pharmazie in Graz interessant ist, eine praktische Umsetzung wegen des Umfangs aber schwierig zu sein scheint. Die Herausforderung besteht nämlich darin, nicht nur attraktive neue Studienpläne zu erstellen, sondern vor allem auch solche, die in Zukunft von Studierenden auch innerhalb der vorgegebenen Zeit studierbar sind.z

Apotheker Krone: Wie weit ist in Graz die Reform des Studium im Sinne des Bologna-Prozesses fortgeschritten?

Prof. Schmid: „In Graz wurde eine Unterkommission zur Erarbeitung eines neuen Studienplans Pharmazie vor über einem Jahr eingerichtet. Diese Unterkommission hat bereits eine Rohfassung für ein Bachelorstudium und für einen (All-in-one-)Master erarbeitet. Diese Rohfassung wird gerade optimiert und mit den anderen beiden Standorten Wien und Innsbruck auf Kompatibilität geprüft. Ziel ist es, ein innovatives, wissenschaftlich hochwertiges und in adäquater Dauer studierbares Pharmaziestudium anzubieten. Der neue Studienplan wird modular aufgebaut sein.“

Gibt es Grazer Besonderheiten bei der Ausgestaltung des Bachelor-Master-Studiums?

Prof. Schmid: „Da wir in Graz den Auftrag bekommen haben, nur ein Masterstudium zu entwickeln, wird es in diesem Master Spezialisierungsmöglichkeiten geben.“

Zeichnet sich schon ein spezielles Profil für das Pharmaziestudium in Graz ab, oder ist es noch zu früh, um davon zu sprechen?

Prof. Schmid: „Ziel für uns war es, Lehrinhalte neu zu überdenken und moderne Aspekte der Pharmazie zu transportieren.“

Ab welchem Studienjahr wird man in Graz nach dem neuen Studienplan inskribieren können?

Prof. Schmid: „Aus heutiger Sicht wäre es möglich, den neuen Studienplan ab dem Studienjahr 2014/15 anbieten zu können; dies war auch unsere Vorgabe.“

 

Im zweiten Teil zur Serie „Update Studienreform“ lesen Sie die Statements der Apothekerkammer, des Apothekerverbands und des VAAÖ.