Versandhandel: Diese Apotheken wollen es wissen

Die Maria-Lourdes-Apotheke in Wien, die Lindenapotheke in Innsbruck, die Albarelli-Apotheke in Wien, die Apotheke der Barmherzigen Brüder in Linz, die Rothlauer-Apotheke in Graz, die Urania-Apotheke in Wien, die Wiener Auge-Gottes-Apotheke und die Rupertus-Apotheke in Stumm im Zillertal. Das sind jene acht Apotheken, die sich mit der Öffnung des Versandhandels am 25. Juni bei der Agentur für Sicherheit und Gesundheit (AGES) registrieren ließen. Online gegangen sind aber nur fünf davon. Der Rest arbeitet noch am Start oder plant erst für den Herbst. Dazu kommen jene Versandapotheken, die schon bisher aus Deutschland oder Tschechien nach Österreich geliefert haben.

Damit ist man noch weit von jenen Zahlen entfernt, mit denen das Gesundheitsministerium rechnet. Dort geht man in der so genannten Fernabsatzverordnung, die den Versandhandel regelt, davon aus, dass bis zu zehn Prozent der heimischen Apotheken eine Onlineapotheke aufsperren werden. Aktuell sind es rund sechs Promille. Während das Ministerium allerdings von einem Maximum ausgehen muss, um den bürokratischen Aufwand für die Überwachung zu beziffern, ist es für Handelsexperten viel interessanter, welchen Marktanteil Onlineapotheken am Ende wirklich erreichen werden. Und hier gilt die Situation in Deutschland als Richtwert. Knapp 20 Jahre nach der Marktöffnung haben sich die Umsätze dort bei etwa zehn Prozent eingependelt.

Was mit dem Start der Fernabsatzverordnung auffiel, waren allerdings die Meinungen der potenziellen Konsumenten in den jeweiligen Internetforen rund um die Berichterstattung. Dort zeigte sich – analog zu einer Umfrage der Apothekerkammer in den vergangenen Wochen –, dass das Wissen über Arzneimittel und die rechtlichen Rahmenbedingungen dürftig ist. So wurde kaum zwischen rezeptpflichtigen und rezeptfreien Arzneimitteln unterschieden, obwohl der Fernabsatz nur für Letztere gilt. Selbst Drogerien wurde da die Möglichkeit zugesprochen, schon jetzt rezeptfreie Medikamente verkaufen zu können.

Eine repräsentative Umfrage der Apothekerkammer unter 1.000 Personen im April und Mai 2015 zeigte bereits, dass die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher (48 Prozent) nicht weiß, dass der Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten im Internet verboten ist. Mag. pharm. Max Wellan: „Die Apothekerschaft setzt sich vehement für mehr Arzneimittelsicherheit ein und sieht es als ihre Aufgabe, die Onlinekundinnen und -kunden auf das gesundheitliche Risiko, das von Arzneimittelfälschungen ausgeht, zu warnen. Was rezeptpflichtig ist und was nicht, ist jedoch für viele Kundinnen und Kunden nicht klar.“ So gaben 31 Prozent der Befragten an, das Potenzmittel Viagra sei rezeptfrei.

Die Debatten im Netz zeigten aber auch, dass das Hauptargument für den Kauf im Internet der Preis ist. Hier wiederum warnen Handelsspezialisten die niedergelassenen Apotheken in einen Wettkampf mit Preisdumping einzutreten. Die Stärke der Apotheken sei ihre Beratungsqualität, und diese müssten sie ausbauen, sagt etwa Mag. Peter Voithofer, Direktor bei der KMU Forschung Austria.