Versandhandel: Gemischte Gefühle nach erstem Jahr

Die Spannung im Vorfeld war groß: Würde der Start des Versandhandels für rezeptfreie Arzneimittel die Apothekenbranche auf den Kopf stellen, oder ist der Onlinestart ein Sturm im Wasserglas? 30 Apotheken haben bisher bei der beim BASG der AGES eine Onlineapotheke registrieren lassen. Das ist mehr, als Beobachter erwartet haben. Die Apotheker Krone fragte nach, wie sich die Geschäfte entwickelt haben. Ergebnis: Während sich manche Anbieter nach eigenen Angaben gut entwickeln, haben andere den Versuch mangels Erfolg wieder eingestellt.

„Wir wollten Kunden ein Service bieten, dringend benötigte Arzneimittel so schnell und unkompliziert wie möglich nach Hause zuzustellen. Oft gibt es Situationen, in denen man nicht oder nur schwer zur nächsten diensthabenden Apotheke kommt – und auch kein Freund oder Verwandter zur Verfügung steht“, sagt Stefan Sommeregger, Sohn der Konzessionärin der Wiener Albarelli-Apotheke und verantwortlich für Apothekenlieferservice.at. Das Angebot sei sehr positiv aufgenommen worden, berichtet er: „Unsere Kunden sind höchst zufrieden. Gerade bei Müttern mit kranken Kindern ist das besonders zu spüren.“ Das größte Problem sei aber das fehlende Bewusstsein der Kunden, dass man Arzneimittel auch sicher im Internet bestellen kann.

 

 

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Ähnlich argumentiert Ernst Stampfl von der Regenbogen Apotheke in Graz, der mit Apoonline.at am Start ist. „Wir wollten den Markt nicht kampflos den ausländischen Anbietern überlassen. Der Kunde ist es gewohnt, im Internet zu recherchieren und zu bestellen. Und wenn keine österreichische Apotheke anbietet, wird eben im Ausland gekauft. Das muss ja nicht sein.“ Er will das Internet aber auch als „großes Schaufenster verwenden, um den Kunden darauf aufmerksam zu machen, was eine Apotheke alles anbieten kann. Das Internet habe ihm zwar neue, zusätzliche Kunden gebracht, aber es sei schwierig, auf sich aufmerksam zu machen durch die vielen Verbote und Auflagen, denen die österreichischen Apotheken unterworfen sind. Da reiche es nicht, einen Shop einfach online zu stellen. Vom Konsumenten sei zudem nicht immer einsehbar, dass internationale Anbieter mit anderen Voraussetzungen kämpfen. „Er kauft dort, wo ihm sein Wunsch erfüllt wird und von wo das Paket kommt, ist uninteressant.“ Er rechnet, dass sich der österreichische Anbietermarkt in wenigen Jahren bereinigen wird und nur einige überbleiben werden, wie es sich auch in Deutschland gezeigt hat.

Ivo Rothlauer (Valsona.at) sieht das ähnlich: „Jede Idee wird klein geboren, deshalb möchten wir auch in Zukunft weiter daran arbeiten, unseren Kunden die Abwicklung noch sicherer und schneller bieten zu können.“ Mag. Wolfgang Bencic von der Apotheke Donnerskirchen hingegen hat seine Versandapotheke vorerst wieder auf Eis gelegt: „Derzeit zu hoher personeller Aufwand.“

Auch Silvio Schauner von der Rupertus Apotheke im Zillertal berichtet über hohen Aufwand. „Man darf sich nicht vorstellen, dass man einen Shop eröffnet und die Kunden sind sofort da. Das ist ein langer, kostenintensiver Weg: viele 1000 Stunden für das Marketing, den Webshop, das Managementhandbuch, die Einschulung der Mitarbeiter, die Behördenkontakte sind notwendig.“ Er zeigt sich dennoch zufrieden und spürt, „dass wir das Richtige getan haben. Die Zuwächse sind im Geschäftsfeld Webshop höher als in anderen Geschäftsfeldern – wenngleich noch auf niedrigem Niveau.“