Wellan zieht positive Bilanz

Apotheker Krone: Wie ist Ihre Bilanz?

Max Wellan: Wir haben gut Kurs gehalten in den turbulenten Zeiten. Man muss unterscheiden, was von außen kommt und was man selbst gestalten kann. Ich bin mit einem Sieben-Punkte-Programm angetreten und habe einen Großteil davon bereits umgesetzt.

Was ist das beispielsweise?

Wellan: Die Stärkung der Apothekerkammer als verlässlicher und ernstzunehmender Partner im Gesundheitswesen, das Zukunftsprojekt „Pharmakogenetik“ und die Positionierung der Apotheke als Ort der Sicherheit und Transparenz. Mit der Antifälschungskampagne ist uns viel an Meinungsbildung gelungen. Hier haben wir sicher ein breites Bewusstsein geschaffen für die Gefahren, die es auch im Internet gibt. Gelungen ist uns auch die Etablierung des Themas Medikationsmanagement. Das war vor vier Jahren noch kein Thema. Jetzt haben bereits 1400 Apotheker entsprechende Kurse gemacht. Der nächste Schritt ist bereits gesetzt: Medikationsmanagement wird honoriert.

Wie funktioniert das genau?

Wellan: Die Uniqa schreibt 35.000 ausgewählte Patienten an, die für ein Medikationsmanagement in Frage kommen und denen die Kostenübernahme dafür angeboten wird. Wichtig ist, dass hier entsprechend viele Apotheker teilnehmen, damit wir das auch flächendeckend anbieten können. Die Uniqa zahlt 120 Euro pro Medikationsanalyse.

Mit welcher Rücklaufquote beziehungsweise tatsächlichen Teilnahme rechnen Sie hier? Es werden wahrscheinlich nicht alle 35.000 Patienten mitmachen.

Wellan: Die Uniqa erwartet aus Erfahrungen früherer Aktionen, dass etwa fünf bis zehn Prozent mitmachen. Das ist ein wunderbarer Einstieg für die Umsetzung unseres Projektes, wo wir an einer entsprechenden Patientengruppe zeigen, was es bringt. Der Uniqa geht es hier weniger um die direkten Arzneimittelkosten als darum, zu verhindern, dass es aufgrund falscher Einnahmen oder unerwünschter Wechselwirkungen zu Spitalseinweisungen kommt. Das zeigt das volkswirtschaftliche Potenzial. Für 2017 führen wir bereits sehr konkrete Verhandlungen mit weiteren Versicherungen.

Kritiker werfen Ihnen vor, dass das Lobbying im Hauptverband nicht ideal funktioniert. Ist da ein Deal mit dem größten Privatversicherer nicht hinderlich?

Wellan: Der Hauptverband ist über unser Projekt informiert, legt aber den Fokus zur Zeit auf Kosteneinsparungen bei Arzneimitteln und nicht auf Innovationen und Nutzen. Bei Medikationsmanagement werden vorzüglich Krankenhauskosten und Pflegekosten eingespart, das erklärt vielleicht das zurückhaltende Engagement des Hauptverbandes. Ich bin jedoch zuversichtlich, dass Medikationsmanagement in fünf Jahren auch von den gesetzlichen Krankenkassen honoriert wird. Der erfolgversprechendste Ansatz sind dabei die Primärversorgungszentren. Dort kann unsere strukturierte und honorierte Serviceleistung sinnvoll etabliert werden.

Wie sieht Ihre weitere Bilanz aus?

Wellan: Ein anderer Punkt war die Geschlossenheit und der Zusammenhalt. Trotz des aktuellen Wahlkampfgepolters gibt es etwa beim EuGH-Entscheid zur Bedarfsprüfung eine einstimmige Entscheidung im Präsidium und im Kammervorstand, wie wir weiter vorgehen. Bei wichtigen Punkten agieren wir geschlossen. Auch in der internen Kommunikation ist viel passiert. Wir haben das Service für Apotheken ausgebaut und starten gerade das Social-Media-Projekt. Dazu kommt die APO-App mit ihren neuen Funktionen. Sie ist in der Zwischenzeit die meistgeladene Gesundheitsapp. Das zeigt, dass Apotheker auch mit der Zeit gehen und neue Kommunikationskanäle nutzen. Auch in Sachen Qualität haben wir einiges getan – etwa mit einer ersten Qualitätsrichtslinie der Apothekerkammer. Die wurde in Pensionistenheimen auch umgesetzt.

Und die Bereiche, die nicht so gut gelaufen sind? Sie haben das EuGH-Urteil zur Bedarfsprüfung genannt.

Wellan: Diesen Beschluss haben wir uns nicht gewünscht. Was aber sehr gut gelaufen ist, waren die weiteren Schritte und der Umgang mit dem gesamten Urteil. Wir haben den Sommer über zugebracht, um einen Drei-Phasen-Plan zu entwickeln. Die Linie wurde wie gesagt einstimmig festgelegt, und die Umsetzung läuft bereits. Das Ministerium hat sofort einen Erlass gemacht. Ziel ist nun eine Änderung auf der gesetzlichen Ebene, die Klarheit schafft und letzte Zweifel ausräumt. Wir müssen aber auch alle als Apotheker unsere Kultur im Zusammenhang mit Verfahren verbessern.

Inwiefern?

Wellan: Wir müssen uns als Berufsstand fragen, wie es gelingen kann, dass weniger Verfahren auch bis zu den Höchstgerichten getrieben werden. Dafür braucht es mehr als jetzt eine Gesetzesreparatur. Es müssen im kommenden Jahr auch weitere Dinge geregelt werden, wie die Themen der Filialapotheken, die Verlegungen und die Nachtdienste. Durch unsere beständige Arbeit haben wir die mediale Unterstützung und die politische Rückendeckung. Beim Fernabsatz sind uns ja auch gute Lösungen gelungen. Im einen oder anderen Fall ist er eine Ergänzung, insgesamt bleibt der Fernabsatz aber eine Randerscheinung. Die Apotheke vor Ort ist und bleibt der wichtigste Gesundheitsnahversorger für die Bevölkerung.

Gab es in Ihrer Amtszeit grobe Misserfolge?

Wellan: Nein. Es gab aber Projekte wie das Fehlermanagementsystem ApoCIRS, wo ich erwartet hatte, dass es besser läuft. Beim Thema Qualitätsmanagement hätte ich mir insgesamt stärkere Fortschritte gewünscht.

Was ist mit der wirtschaftlichen Situation der Apotheker?

Wellan: Die schleichende Ausdünnung bei den Kassenarztstellen, ein kontinuierlicher Preisverfall bei vielen nicht patentgeschützten Produkten und in den Jahren 2012 und 2013 zu wenige Innovationen haben sich negativ auf die wirtschaftlichen Ergebnisse der Apotheken ausgewirkt. Wir müssen neue Wege finden: nämlich Honorierung von Leistungen, wie das Medikationsmanagement.

Und die Klage von dm, mit dem Ziel, OTC verkaufen zu können: Ist hier nicht zu erwarten, dass diese Bemühungen irgendwann einmal erfolgreich sein werden?

Wellan: Wer der Arzneimittelsicherheit Bedeutung beimisst, wird die Medikamente in den Apotheken sehen und nicht beim Diskonter. Das ist unsere klare Kommunikationslinie, und aufgrund unserer kontinuierlichen Überzeugungsarbeit sehen das auch der Gesetzgeber und die wesentlichen Stakeholder im Gesundheitswesen so.

 

 

Zu Gast bei der Apotheker Krone Mag. pharm. Max Wellan (47) ist seit Sommer 2012 Präsident der Österreichischen Apothekerkammer. Er sieht sich als Teamspieler mit viel sportlicher Erfahrung: Von 1986 bis 1991 war er Mitglied des österreichischen Basketball-Nationalteams.

Zu Gast bei der Apotheker Krone
Mag. pharm. Max Wellan (47) ist seit Sommer 2012 Präsident der Österreichischen Apothekerkammer.
Er sieht sich als Teamspieler mit viel sportlicher Erfahrung: Von 1986 bis 1991 war er Mitglied des österreichischen Basketball Nationalteams.