Wenn es öfter mal „zu spät“ ist

Den Satz „… und oft ist es dann schon in die Hose gegangen“ oder ähnliche Formulierungen hört man häufig bei älteren Damen und Herren, die sich nach langem Leidensdruck dazu durchgerungen haben, endlich ihr einschränkendes Problem anzusprechen: Harninkontinenz.

Neben einem normalen Alterungsprozess und allgemeiner Schwächung der glatten Muskulatur können Medikamenteneinflüsse, Zerebrospinalstörungen und Primärerkrankungen wie benigne Prostatahyperplasie unangenehme Auswirkungen auf die Blase haben. Auch Operationen mit oder ohne Kathetersetzung, Harnwegsinfekte und Pilzerkrankungen des Urogenitaltraktes können eine zumindest vorübergehende Reizblase mit Harninkontinenz zur Folge haben.

Deutlich wahrgenommen werden die Auswirkungen oft erst durch unkontrolliertes Austreten von Harn, meist jedoch geht dem ein längerer kaskadenartiger Prozess voraus, deren Grundursache manchmal nicht genau geklärt werden kann. Einerseits kann die Speicherung in der Blase gestört sein, indem die Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand eine volle Blase vermelden, obwohl kaum Flüssigkeit gesammelt wurde. Andererseits kann eine Sphinkterschwäche ungewollt Harn austreten lassen. Die Auswirkungen sind jedenfalls gleich und für die Betroffenen sehr unangenehm.

Bei Auftreten von Blasenschwäche sollte die Krankengeschichte überprüft und eine maligne Erkrankung ausgeschlossen werden können. Bei Männern mit Prostataerkrankungen ist der austretende Harn oft nur eines von vielen den Urogenitaltrakt betreffenden Symptomen, weshalb eine regelmäßige Kontrolle durch den Urologen bei Männern ab dem 40. Lebensjahr ratsam ist.

Auch bei Frauen treten Inkontinenz und andere Blasenbeschwerden mit dem Älterwerden immer häufiger auf. Erfolgreich vorbeugen kann man aber mit regelmäßigem Beckenbodentraining, am besten schon ab dem Jugendalter. Es gilt aber: Dafür ist es nie zu früh und nie zu spät.

Wenn es bereits zur regelmäßigen Angelegenheit geworden ist, helfen bei leichter Blasenschwäche kleine Slipeinlagen, bei stärkeren Beschwerden Pantys zur Einmalverwendung, die diskret, geruchsneutral und optisch unauffällig sind.

Da auch häufig Spasmen der Harnblase einen Austritt von Flüssigkeit bewirken, können Spasmolytika wie Tolterodin, Trospiumchlorid oder auch Butylscopolamin eingesetzt werden, um die glatte Muskulatur der Blase zu entspannen. Eine Operation stellt den letzten Ausweg dar, ist allerdings mit erneuter Erhöhung des Infektionsrisikos verbunden.

Freiverkäuflich bieten sich viele Möglichkeiten zur Linderung der Beschwerden: Kürbiskernextrakte bedingen sowohl bei Männern als auch bei Frauen eine deutliche Reduktion der Beschwerden bei Reizblase und Harninkontinenz, bei Männern durch die hemmende Wirkung auf die 5α-Reduktase, bei Frauen durch Hemmung der Aroma­tase. Ein beliebter Wirkstoff bei Blasenbeschwerden ist auch der Sägepalmenextrakt, dessen Wirkung unter anderem durch die enthaltenen Sterole die Symptome lindern soll und Entzündungen im Urogenitaltrakt entgegenwirken kann. Die Wirkung gilt allgemein als umstritten, allerdings wird sie immer wieder durch zahlreiches Kundenfeedback bestätigt.

Homöopathisch stehen bei Reizblase und Inkontinenz zum Beispiel Alumina und Xerophyllum zur Verfügung, bei häufigem Harndrang kann das Schüßler-Salz Nummer 5 helfen.

Traditionell wird oft die Goldrute in Form von Tee bei Blasenschwäche angewendet; sie soll helfen, reizende Stoffe und Bakterien auszuschwemmen. Schachtelhalm und Brennnessel unterstützen das Ausspülen der Blase und der unteren Harnwege. Allgemein helfen harntreibende Tees und elektrolytreiche Getränke, die Blase zu trainieren und die gesunde Funktion zu erhalten.