„Werbeverbot bremst den Versandhandel“

Apotheker Krone: In wenigen Tagen startet der Versandhandel von rezeptfreien Arzneimitteln. Sie sind bereits registriert und auch schon länger online. Wie geht das?

Pia Baurek-Karlic: Ja, aber wir haben keine Arzneimittel verkauft. Es wurden lediglich Kosmetika verkauft, die es auch in Apotheken gibt – und Nahrungsergänzungsmittel. Wir hatten ursprünglich mit dem Start des Fernabsatzes 2014 gerechnet und sind im Herbst 2013 mit der Website gestartet. Als sich das dann verzögert hat, haben wir die Zeit genutzt – für Testläufe und Verbesserungen. Es zeigt sich, dass das Ganze sehr aufwendig ist.

Wie funktioniert das genau, und wie komplex ist die Registrierung?

Baurek-Karlic: Beavit.at ist eigentlich nur ein IT-Dienstleister, der die Software anbietet. Die Registrierung durch die AGES war einfach und rasch erledigt. Die Prüfung erfolgte dann in mehreren Schritten. Wir haben uns generell überlegt, ob wir IT-Lösungen zukaufen oder das selbst entwickeln. Wenn wir uns das schon antun, wollten wir es selbst machen und nun können wir das theoretisch auch Dritten anbieten. Mein Mann ist Unternehmensberater, hat viele Kunden im IT-Bereich und ist im Venture-Capital-Segment tätig. So hatten wir breiten Support auf allen Ebenen und auch Kontakte zu Softwareentwicklern. Der Versand erfolgt aber direkt aus der und über die Urania-Apotheke.

Also aus der Apotheke Ihrer Eltern. Sie selbst sind keine Pharmazeutin?

Baurek-Karlic: Ich habe Wirtschaft und Kunstgeschichte studiert. Ich kenne die Apotheke, weil ich quasi darin aufgewachsen bin und in den verschiedensten Bereichen mitgeholfen habe – etwa in der Verwaltung und Buchhaltung. Jetzt manage ich nur das Portal. Die Auftragseingänge, die Abwicklung der Bestellungen und alles rundherum erfolgen in der Apotheke.

Wie beurteilen Sie generell die Entwicklungen im Versandhandel?

Baurek-Karlic: Unser Beispiel – und da hat die Apothekerkammer auch recht – zeigt, dass die Menschen nicht unterscheiden können, was nun erlaubt und was verboten ist. Das Bewusstsein bei den Kunden zur Unterscheidung, was rezeptfrei oder rezeptpflichtig ist, und was etwa Nahrungsergänzungsmittel sind, ist nicht da. Dazu kommt, dass das auch in anderen Ländern unterschiedlich geregelt ist. Hier wird aber auch das Werbeverbot zum Problem. Wir dürfen eigentlich nicht werben. Damit geht diese Information verloren.

Also Kritik an gesetzlichen Hürden?

Baurek-Karlic: Wenn ich mit einer Website keine Werbung machen darf, findet mich niemand. Hier haben ausländische Apotheken einen Vorteil. Wenn ich die Website nicht nach Google optimieren kann, sondern nach AGES optimieren muss, bremst das sicherlich den Versandhandel. Das ist vielleicht aber auch das Ziel.

Bisher haben sich in Österreich nur wenige Anbieter registrieren lassen. Sehen Sie hier Regulative als Bremser oder ist einfach zur Kenntnis zu nehmen, dass Apotheker das Geschäftsmodell nicht interessiert?

Baurek-Karlic: Zum einen verstehe ich die Angst der Kammer nicht, dass sie versucht zu bremsen. Sie bekommt durch Versandapotheken ja auch mehr Kammerumlage. Ich bin froh, dass die AGES hier sehr neutral agiert. Aber es zeigt sich auch, dass der Fernabsatz sehr komplex ist. Es ist auch noch vieles offen – etwa die Höhe der Gebühren. Ich denke, dass es schon einige Apotheken gibt, die starten wollen, aber erst einmal abwarten und den Markt beobachten.

Das klingt nach Ausrede für einen schwachen Start. Experten haben bereits vor Monaten erwartet, dass sich der Andrang in Grenzen halten wird. Ist das nicht alles viel Lärm um nichts?

Baurek-Karlic: Wer das wirklich machen will, hat einen enormen Aufwand. Das ist mindestens so viel, wie eine ganze Standortapotheke zu betreiben. Es ist also auch mit hohen Kosten verbunden. Man steckt ja viel Geld in die Website, in die Software dahinter, in Suchmaschinenoptimierung und vieles mehr. Man kann das nicht einfach machen, indem man halt eine Website bastelt und dann sofort 300 Kunden mehr hat.

Wie sehen Sie die künftigen Entwicklungen im Versandhandel? Welchen Stellenwert kann er am Markt einnehmen?

Baurek-Karlic: Wir erwarten uns schon eine kräftige Umsatzsteigerung – wenn auch nicht gleich ab dem 25. Juni. Es ist ja auch Sommer und das Geschäft wird sicherlich im Herbst anziehen. Ich denke aber nicht, dass es eine starke Konkurrenz für einen Flächenstandort wird, sondern zusätzliches Geschäft bringt. Wir sehen das bereits mit den Produkten, wenn wir etwa kosmetische Überraschungs- und Geschenkpakete anbieten. Die gehen sehr gut – zum Muttertag haben wir davon 300 Stück verkauft. Das ist aber eben gar nichts im Arzneimittelbereich. Langfristig erwarte ich aber eine Öffnung auch für rezeptpflichtige Arzneimittel.

Analog zu Deutschland? Das wird ja bisher in Österreich von allen Seiten ausgeschlossen.

Baurek-Karlic: Ja, aber irgendwann wird es schon allein durch die elektronische Gesundheitsakte ein elektronisches Rezept geben.

Kommen wir noch zu den wirtschaftlichen Fakten: Wie sehen Ihre Zahlen aus, wie läuft das Geschäft wirklich?

Baurek-Karlic: Dazu kann und möchte ich derzeit noch nichts sagen. Wir sind zudem ja auch nur der IT-Dienstleister, machen die Software zum Paketdienst DPD und so weiter. Das eigentliche Geschäft und die eigentliche Arbeit erfolgen in der Apotheke – vom Bestellungseingang über die Bearbeitung, die Prüfung und den Versand. Es wird etwa die ganze Versendung gefilmt, damit wir auch auf Kundenreklamationen vorbereitet sind. Ich kann nur soviel sagen, dass in der Apotheke auch eine zusätzliche Person angestellt worden ist.