Fortbildung: Raus aus dem Alltag!

Herr Prim. Fasching, im Jänner 2018 findet das 1. Oberlecher Stoffwechsel­seminar statt. Was hat Sie dazu ­bewogen, gemeinsam mit Prof. Ludvik und Prof. Prager die wissenschaftliche Leitung für diese Fortbildungsveranstaltung zu übernehmen?

Fasching: Wir drei engagieren uns bereits seit Jahren als wissenschaftliche Leiter oder Organisatoren von Ärztefortbildungen. Speziell in den letzten Jahren, in denen das Diplom-Fortbildungs-Programm (DFP) der Österreichischen Ärztekammer immer wichtiger und auch gesetzlich vorgeschrieben wurde, waren wir sehr aktiv und stets bemüht, hochwertige Fortbildungen zu organisieren.
Mit dem Oberlecher Stoffwechselseminar wollten wir ein neues Veranstaltungsformat ganz nach unseren eigenen Vorstellungen verwirklichen. Wichtig sind uns zwei Dinge: Zum einen möchten wir ein qualitativ hochwertiges Programm bieten, dass wir selber unabhängig und nach rein wissenschaftlichen Erkenntnissen und Kriterien zusammenstellen. Zum anderen soll die Fortbildung in einem angenehmen Ambiente stattfinden. Schließlich investieren die Ärzte ihre ohnehin knapp bemessene Freizeit, um der gesetzlich vorgeschriebenen Fortbildungsverpflichtung nachzukommen.

Was ist das Besondere am Oberlecher Stoffwechselseminar?

Ludvik: Wir haben bewusst das Format des Seminars gewählt, um eine konzentrierte und intensive Auseinandersetzung mit der Thematik sowie einen regen Gedankenaustausch zu ermöglichen. Dafür ist es wichtig, dass man abseits des normalen Berufsalltags etwas „abgeschieden und ungestört“ zusammenkommt. Das ist etwas ganz anderes, als am Abend noch schnell eine Fortbildungsveranstaltung zu besuchen.

Fasching: Wichtig ist uns die interdisziplinäre Ausrichtung der Veranstaltung. Wir möchten Kollegen aus den verschiedensten Fachbereichen einladen, die vielfältigen Aspekte der Endokrinologie und der Stoffwechselmedizin fächerübergreifend zu diskutieren und zu vertiefen. Gerade in der Interdisziplinarität liegt meiner Meinung nach das Spannende. Der Bereich der Endokrinologie und Stoffwechselmedizin ist so breit, dass uns in den vier Tagen bestimmt nicht langweilig wird! Neben Plenarvorlesungen sind auch Workshops und Falldiskussionen in kleinerem Rahmen geplant. Wir möchten eine möglichst praxisorientierte Fortbildung bieten.

 

 

Wie wird die Fortbildungsveranstaltung finanziert?

Prager: Unsere Fortbildungsveranstaltung wird durch Teilnahmegebühren finanziert. Aufgrund der zentralen Prämisse der Unabhängigkeit verzichten wir auf jegliches Sponsoring. In Zukunft wird es wohl ohnehin so sein, dass die Ärzte zumindest einen Teil ihrer Fortbildung selbst finanzieren werden müssen.

 

 

Welche Themenschwerpunkte sind ­geplant?

Ludvik: Ein Schwerpunkt liegt sicherlich auf der evidenzbasierten und praxisorientierten Diabetologie inklusive diabetischer Komplikationen (z. B. Augenerkrankungen). Andere wichtige Themen sind Fettstoffwechselstörungen und Erkrankungen der Schilddrüse. Hormonelle Erkrankungen der Frau (z. B. polyzystisches Ovarialsyndrom), hormonelle Kontrazeption und Hormon­ersatztherapie werden ebenfalls beleuchtet und auch interdisziplinäre Themen wie Stoffwechselstörungen in der Schwangerschaft stehen auf dem Programm.

Welches Zielpublikum möchten Sie mit dieser neuen Fortbildungsveranstaltung ansprechen?

Prager: Die Fortbildung eignet sich jedenfalls für Allgemeinmediziner und Internisten, Endokrinologen, Gynäkologen und Augenärzte. Sowohl niedergelassene Ärzte als auch Kliniker sind willkommen.

Fasching: Wir sind bemüht, die Fortbildung möglichst praxisnah zu gestalten, sodass die Teilnehmer Tipps und Empfehlungen für den Alltag in Praxis und Klinik mitnehmen können – natürlich basierend auf den neuesten wissenschaftlichen Standards. Was wir nicht wollen, ist eine hoch spezialisierte Veranstaltung, wo sich die besten Spezialisten des Fachgebietes untereinander austauschen. Im Gegenteil – uns ist die gemeinsame Diskussion mit Allgemeinmedizinern und niedergelassenen Internisten wichtig.

Warum ist es so wichtig, den ­niedergelassenen Bereich stärker in die Versorgung stoffwechselkranker Patienten einzubeziehen?

Prager: Weil es sich unter anderem um Erkrankungen handelt, die breite Schichten der Bevölkerung betreffen. Wenn man beispielsweise an Diabetes denkt, wo die Patientenzahlen stetig ansteigen, so werden die Spitalsambulanzen alleine die Versorgung nicht gewährleisten können. Es wird daher in Zukunft immer öfter so ein, dass diese Patienten auch im niedergelassenen Bereich behandelt werden müssen. Deshalb wollen wir im Rahmen dieser Fortbildungsveranstaltung ein gewisses Know-how und Basiswissen für die Behandlung stoffwechselkranker Patienten in der täglichen Praxis vermitteln.

Ludvik: In der Therapie der verschiedenen endokrinen Erkrankungen gab es in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte und zahlreiche Innovationen. Die Anforderungen an unseren Fachbereich steigen ständig, zum einen aufgrund der steigenden Patientenzahlen, zum anderen wegen der immer komplexeren Therapiemöglichkeiten. Um der wachsenden Herausforderung gerecht zu werden, ist die Kooperation zwischen spezialisierten Zentren und dem niedergelassenen Bereich extrem wichtig.

Stichwort Kooperation: Was ist wichtig für eine erfolgreiche, gute Zusammen­arbeit zwischen niedergelassenen ­Fachärzten und Klinikern?

Ludvik: Das Um und Auf ist Kommunikation, und hier gibt es Verbesserungsbedarf! Ein positives Beispiel für gute Zusammenarbeit ist das Disease-Management-Programm „Therapie Aktiv“ für Typ-2-Diabetiker – so etwas sollte es auch in anderen Bereichen geben. Idealerweise wird der Patient mit einer konkreten Fragestellung an ein spezialisiertes Zentrum überwiesen, wenn der niedergelassene Facharzt nicht weiterweiß. Nach Lösung des Problems sollte der Patient anschließend wieder im niedergelassenen Bereich weiterbetreut werden.

Fasching: Gerade der geplante Seminarcharakter der Veranstaltung soll helfen, Kommunikationsbarrieren abzubauen und die Vernetzung zwischen den Teilnehmern zu fördern.

 

 

Was muss eine gute Fortbildung Ihrer Meinung nach können?

Ludvik: Unabhängig muss sie sein.

Prager: Qualifizierte Vorträge und interdisziplinäre Betrachtungen finde ich spannend.

Fasching: Wissenschaftlich hochaktuell, aber gleichzeitig praxisorientiert, gerne auch an Kasuistiken aufgehängt. Ein Plus sind eine nettes Ambiente und angenehme Kollegen.

 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Fotos: Oliver Miller-Aichholz