Architektur kann Mobilität unterstützen

Die Planung einer sicheren Pflegeumgebung stellt für Architekten und Planer eine große Herausforderung dar. Es ist nicht nur wichtig, den physischen und psychischen Bedürfnissen von Patienten und Personal gerecht zu werden, sondern auch den finanziellen Rahmen des Trägers einzuhalten. Gleichzeitig ist evident, dass die Frühmobilisation von bettlägerigen Patienten zu kürzeren Liegezeiten und besseren Prognosen führen kann und damit durchaus kostendämpfende Auswirkungen hat. Was liegt also näher, als bereits bei der Planung auf ein „mobilitätsfreundliches“ Klima zu achten? Denn wenn Pflegebedürftige motiviert werden sollen, das Bett zu verlassen, auf die Toilette zu gehen oder zu duschen, ist neben der Anleitung durch den Arzt und der pflegerischen Unterstützung nicht zuletzt auch entsprechend funktioneller Raum erforderlich, der für unterschiedliche Hilfsmittel und den Einsatz von Arbeitstechniken in guter ergonomischer Haltung erforderlich ist. Das führt schließlich auch zu höherer Mitarbeiterzufriedenheit und weniger krankheitsbedingten Ausfällen.

Sichere Arbeitsumgebung fördern

Die moderne Ausrüstung für das Arbeiten mit Pflegebedürftigen und die hygienische Versorgung sind oft für die Verwendung durch nur eine Pflegekraft ausgelegt. Verletzungen treten häufig dann auf, wenn der Platz für den Einsatz ordnungsgemäßer Ausrüstung und Techniken nicht ausreicht. Jeder Hebevorgang, jeder Transfer und jede Mobilisierungsaktivität stellt ein Risiko dynamischer und statischer Überbelastung dar. Es ist äußerst wichtig, das Verletzungsrisiko durch plötzliche oder wiederholte Kraftaufwendungen bei der Arbeit so effektiv wie möglich zu reduzieren.
Dynamische Überbelastung tritt auf, wenn eine Pflegekraft einen Pflegebedürftigen ganz oder teilweise anhebt. Allgemein gelten 23 kg als maximal zulässiges Gewicht für das Anheben durch eine Einzelperson als akzeptabel. Befindet sich der Körper über längere Zeiträume in der gleichen ungünstigen Arbeitsposition, so kommt es zu einer statischen Überbelastung. Normen legen dazu tolerierbare Winkel und Zeit für das Beugen des Oberkörpers vor, jedoch in der praktischen Arbeit werden diese Vorgaben selten berücksichtigt. Um die statische Überbelastung zu minimieren, ist es wichtig, höhenverstellbare Hilfsmittel bereitzustellen.

Auf Stauraum achten

Während die Verwendung von Hilfsmitteln in der Pflege zwar erfreulich zugenommen hat, wurde auch erkannt, dass in gewissen Situationen nicht auf vorhandene Produkte zurückgegriffen wird. Das liegt daran, dass Pflegekräfte erst danach suchen müssen oder die Ausrüstung weit entfernt vom Einsatzort verstaut ist. Es ist daher wichtig, in der Planungsphase dafür zu sorgen, dass die Produkte betriebsbereit, zugänglich und einfach zu erreichen sind und sich in der Nähe des Pflegebedürftigen befinden. Da ein Großteil der Ausrüstung akkubetrieben ist, muss besonderes Augenmerk auf die Ladestation und damit auch auf den Standort und die Energieversorgung gelegt werden.

Beispiel: Pflegeumgebung Bett

Sowohl für pflegebezogene Tätigkeiten als auch für soziale ­Aktivitäten ist es wichtig, genügend Raum rund um das Bett einzuplanen. Es braucht Platz für einen Nachttisch, allerdings muss ausreichend Platz vorhanden sein, um den Tisch an die Seite zu bewegen und den Pflegekräften ihre Arbeit zu ermöglichen. Es sollte Platz vorhanden sein, damit sich Besucher bequem hinsetzen können, egal ob der Pflegebedürftige im Bett zurückgelehnt ist oder liegt. Es muss außerdem genügend Platz auf beiden Bettseiten vorhanden sein, um Patienten, die an einen Rollstuhl gebunden sind, zu bewegen und persönliche Gegenstände unterzubringen. Für verschiedene Mobilitätsstufen ist der Platzbedarf unterschiedlich.

 

Quelle: Funktionelles Design für Mobilisierung und Ergonomie, ArjoHuntleigh Ratgeber, Für Architekten und Planer, Malmö, Jänner 2015