Bedarfsgerechtes Wohnen in Pflegeeinrichtungen

Der österreichische Architekturwettbewerb für den Holz- und Leichtbau von BAU.GENIAL stand heuer unter dem Schwerpunkt „Gesundheit und Pflege“ und zeigte vorbildhafte Lösungen für bedarfsgerechtes Wohnen in Pflege- und Gesundheitseinrichtungen. Aus den Einreichungen lassen sich folgende Trends festmachen:

Nutzerqualität

Die Bedeutung der Architektur und die Bedürfnisse älterer und kranker Menschen sind eng miteinander verwoben. Um für alle Bewohner uneingeschränkt nutzbar zu sein, muss sich das Gebäude an deren Bedürfnissen orientieren und barrierefrei sein. Bereits in der Planungsphase ist eine intensive Absprache zwischen Betreibern, Bauherren, Architekten und ausführenden Unternehmen notwendig. Gemeinsam erarbeiten sie die Anforderungen an eine zukünftige Gesundheits- und Pflegeeinrichtung.

Hausgemeinschaftsmodell

Pflege- und Gesundheitseinrichtungen werden zunehmend nach dem Hausgemeinschaftsmodell für generationenübergreifende Zwecke geplant und gebaut. Die familiäre Wohnatmosphäre steht mehr im Mittelpunkt. Komfortable Wohn- und Aufenthaltsräume, in denen gemeinsam gekocht und gegessen wird, sind im Trend. Um dem erhöhten Bewegungsdrang vieler Bewohner zu entsprechen, werden weitläufige Gartenanlagen und Grünflächen mit natürlichen Begrenzungen angeboten. Der Bezug zur örtlichen Umgebung ermöglicht den Bewohnern die Teilnahme am täglichen Leben der Gesellschaft.

Tageslicht und Sonnenschutz

Das Innen und Außen verschmilzt durch große Glasflächen. Architekten legen besonders viel Wert auf Tageslicht in den Räumen sowie effizienten Sonnenschutz. Moderne Bauelemente fügen sich in das örtliche Architekturbild zeitgemäß ein und bilden eine Symbiose mit dem Außenbereich. Die Innenräume sind freundlich und hell gestaltet, indem viele Räumlichkeiten nach Süden ausgerichtet sind. Der konstruktive Sonnenschutz inklusive Beschattung findet in den Neubauten aus Holz immer mehr Beachtung und wurde in vielen eingereichten Projekten vorbildlich gelöst.

Natürliche Materialien

Bei allen Projekten haben Bauherren aktiv natürliche Materialien wie Holz, Naturstein oder Kautschuk eingefordert. Der Baustoff Holz wird für die Außenwände, die Fassaden und die Oberflächen eingesetzt. Holzoberflächen in den Innenräumen schenken ein warmes und behagliches Gefühl. Projekte mit teils großem Holzmaterialeinsatz für Innen- und Außenbereiche zeigen, dass Holz ein verbindendes Element ist.

 

Siegerprojekte auf einen Blick
Die Jury hat die Gebäude nach Architektur, fachgerechtem Holzeinsatz, benutzerorientierter Funktionalität, konstruktiven Lösungen und Nachhaltigkeit bewertet. Barrierefreiheit und der vorbildliche Holzeinsatz für bedarfsgerechtes Wohnen in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen standen dabei im Vordergrund. Einer der drei Hauptpreise ging an das Architektenteam rund um Arch. DI Dietger Wissounig für seinen modellhaften Lösungsansatz bei der Planung von Pflegewohnheimen. Mit den beiden eingereichten Pflegewohnheimen Peter Rosegger und Erika Horn in Graz zeigt Wissounig, wie der Einsatz konstruktiver Elemente aus Holz sowie die außergewöhnliche Qualität für ein bedarfsgerechtes Tageslichtkonzept umgesetzt wurden. Das vorgegebene Bauherrenmodell bietet altersgerechtes Wohnen in kleinen Einheiten mit einem Gemeinschaftsansatz. Beide Pflegewohnheime wurden in Passivhausbauweise erbaut und mit dem EU Green Building Zertifikat ausgezeichnet.
Arch. DI Simon Speigner von SPS Architekten hat mit dem Seniorenwohnhaus in Hallein eine neue Heimat für betagte Menschen geschaffen. Der serielle Charakter der modularen Holzbauweise überzeugte den Bauherrn und auch die BAU.GENIAL Jury. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades und der daraus resultierenden günstigeren und schnelleren Bauweise in Passivhausqualität erhält das Architektenteam SPS den BAU.GENIAL Preis für modulare konstruktive Systemlösungen. Der Neubau in Massivholzbauweise mit 136 Zimmern konnte innerhalb von zwei Monaten fertiggestellt werden.
Das Pflegezentrum Gurgltal in Imst ist das erste Wohn- und Pflegeheim in Tirol, das nach dem Hausgemeinschaftsmodell errichtet wurde. Die Arbeitsgemeinschaft Moser-Kleon-Moser rund um den Architekten DI Bruno Moser hat die urbane Herausforderung vorbildlich gelöst. Die Bewohner können am städtischen Leben teilnehmen und befinden sich in einer bedarfsgerechten und modernen Betreuungsumgebung. Die Farbkontraste im Bodenbereich sind besonders für sehschwache Personen im Alltag hilfreich.