Unfallchirurgen diskutieren neue ­Herausforderungen

Im Oktober trifft sich die Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) im Rahmen der Jahresversammlung in Salzburg, um ihre Mitglieder nicht nur über aktuelle medizinische Innovationen zu informieren, sondern mit ihnen auch über wichtige organisatorische, politische und strategische Weichenstellungen zu beraten. Nicht zuletzt aufgrund der derzeitigen Zusammenführung der Unfallchirurgie mit der Orthopädie ist der Gesprächs- und Informationsbedarf groß. DAS MEDIZINPRODUKT sprach mit dem Präsidenten der ÖGU, Prof. Mehdi Mousavi, er ist auch wissenschaftlicher Leiter der Jahrestagung, über Inhalte und Zielsetzungen der Veranstaltung.

Welche Themen werden im Mittelpunkt der diesjährigen Jahrestagung stehen?

Mousavi: Fachlich werden wir uns auf der Jahrestagung besonders den Verletzungen des Beckenrings und des Acetabulums bzw. der Versorgungsstrategie der hüftnahen Frakturen widmen. Beide Themen gehören zu den Kernaufgaben der Unfallchirurgie in Österreich. Aufgrund der steigenden Anzahl älterer Patienten sind wir einerseits mit ganz neuen Verletzungsmustern im Beckenring- und Acetabulumbereich konfrontiert, andererseits nimmt die Zahl hüftnaher Frakturen, die fast ausschließlich ältere und betagte Patienten betreffen, massiv zu und ist dadurch zu einem großen Versorgungsthema geworden. Aus politischer Sicht steht natürlich die Fächerzusammenlegung bzw. die Ausgestaltung des neuen Faches Orthopädie und Traumatologie auf dem Programm.

Was sind bei der Zusammenführung der beiden Fächer die größten Herausforderungen?

Mousavi: Ein ganz entscheidendes Thema ist die Facharztausbildung im neuen Fach. Unsere Aufgabe ist es, die Ausbildungsqualität in den jeweiligen Schwerpunkten Orthopädie und Unfallchirurgie trotz der zunehmenden Breite zu erhalten. Was uns derzeit auch sehr beschäftigt, sind die notwendigen organisatorischen Anpassungen der Abteilungen in den Spitälern aufgrund der Zusammenlegung. Wir werden uns auf der Jahrestagung genau ansehen, wie der aktuelle Stand bei der Zusammenlegung auf regionaler und Landesebene ist und darüber diskutieren, wie eine sinnvolle Organisation in den neuen Abteilungen aussehen muss, um die Patienten optimal versorgen zu können.

Wie ist das (Gesprächs-) Klima zwischen den beiden Fachgesellschaften in den laufenden Verhandlungen zur Zusammenführung?

Mousavi: Das Klima ist sehr gut. Wir kommunizieren ja schon seit Jahren intensiv miteinander, haben unter anderem auch gemeinsam das Curriculum für das neue Fach erstellt. Inzwischen haben wir auch bereits einen neuen Dachverband gegründet: Die Österreichische Gesellschaft für Orthopädie und Traumatologie. Sie wird zukünftig die gemeinsamen Agenden unserer beiden Fachgesellschaften nach außen vertreten, auch die politischen Angelegenheiten. Die beiden etablierten Fachgesellschaften bleiben jedoch erhalten. Die neue gemeinsame Gesellschaft dient sozusagen als zusätzlicher Verband mit klar definierten Aufgabenstellungen.
Das Junge Forum der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie führt aktuell eine Umfrage bezüglich der Übergangsregelungen für das neue Sonderfach Orthopädie und Traumatologie durch, weil (Zitat) „viele KollegInnen mit den momentanen Übergangsregelungen sehr unzufrieden sind“.

Was wird mit den Ergebnissen der Umfrage weiter geschehen?

Mousavi: Die Umfrage ist von mir initiiert worden, weil wir ein Stimmungsbarometer haben wollen, wie es vor allem den jungen Fachärzten mit der Umstellung aktuell geht: Wie denken sie darüber? Wo sehen sie die Hauptschwierigkeiten? etc. Wir werden uns die Ergebnisse der Umfrage sehr genau ansehen, sie im Rahmen des Kongresses präsentieren und gemeinsam diskutieren.

Ein anderes ganz aktuelles Thema ist das viel diskutierte österreichweite Traumanetzwerk. Wie ist dazu der aktuelle Stand?

Mousavi: Wir haben unsere Ideen zur Polytraumaversorgung auf den Tisch gelegt. Jetzt läuft der politische Prozess. Die Fachgesellschaft ist hier intensiv eingebunden, daher bin ich zuversichtlich, dass unsere Ideen auch politisch umgesetzt und im Rahmen des Österreichischen Strukturplans Gesundheit verbindlich festgeschrieben werden.

Wie viele Teilnehmer erwarten Sie zur diesjährigen Jahrestagung?

Mousavi: Nach aktuellem Anmeldestand werden rund 800 Teilnehmer nach Salzburg kommen, dazu zahlreiche internationale Gäste und Gastredner, vorwiegend aus dem deutschsprachigen Raum, aber verstärkt auch aus unseren östlichen Nachbarländern.