Zusammenhalt statt ­Zersplitterung

Kosteneffektivität, Strukturveränderungen, Transparenz im Gesundheitswesen waren zentrale Diskussionsthemen beim Health Care Symposium der Pharmig Academy. Mag. Philipp Lindinger, AUSTROMED-Geschäftsführer, war mit am Podium.

 

„Volkswirtschaftliche Auswirkungen einer Innovation können nur unter Einbeziehung des Nutzens bewertet werden. Dazu fehlt derzeit die Datenbasis.“

Mag. Philipp Lindinger,
AUSTROMED-Geschäftsführer

 

Medizinischer Fortschritt findet zweifelsohne statt, aber gibt es in einem solidarischen Gesundheitssystem für den Einzelnen den Anspruch auf die beste medizinische Versorgung? Und wer bestimmt den Preis dafür bzw. brauchen wir neue Ansätze bei der ­Bewertung von innovativen Leistungen? Führende heimische Gesundheitsexperten diskutierten über Kosteneffektivität, den notwendigen strukturellen Wandel und funktionierende Ärzte-Arbeitsmodelle und waren sich über den Status quo rasch einig: Der Trend geht derzeit klar in Richtung stärkerer Partikularinteressen und eines sinkenden Willens, Herausforderungen in Kooperation zu meistern. Prof. DDr. Christian Köck, Geschäftsführer Health Care Company GmbH, knüpfte in seiner Keynote an diesen Gedanken an und sprach von einem Politik- statt einem Politikerversagen, wenn der Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenlebens durch Partikularinteressen gefährdet ist. Es sei die Verantwortung jedes Einzelnen, endlich Kosteneffektivität und rationale Strukturen in das Gesundheitssystem zu bringen und kollektive Interessen mit privatwirtschaftlichen in Einklang zu bringen.

 

 

Wesentlich ist für Pharmig-Präsident Dr. Robin Rumler dabei die Transparenz: „Die Industrie muss klar aufzeigen können, was der Wert eines Arzneimittels ist.“ Die Verringerung von Krankenstandstagen, eine schnellere Rückkehr ins Arbeitsleben, kürzere Spitalsaufenthalte, diese Faktoren seien in die Debatte um die Medizinprodukte- und Arzneimittelkosten mit aufzunehmen, forderte Lindinger in diesem Zusammenhang. Transparenz auf allen Kostensektoren, das sei auch laut Univ.- Prof. Dr. Judit Simon von der MedUni Wien eine Notwendigkeit, um einzelne Komponenten im System bewerten zu können.

Die Teilnehmer waren sich auch darüber einig, dass Reformen nur erfolgreich umgesetzt werden können, wenn sich alle Stakeholder im Gesundheitswesen mit den Vertretern der Politik an einen Tisch setzen. „Wir müssen in einen vom Kooperationsgedanken getragenen Diskurs treten, Transparenz walten lassen und gemeinsame Ziele verfolgen“, resümiert Rumler.

 

Zukunftsstrategien für die ­Medizinprodukteindustrie

In Kooperation mit der AUSTROMED wurde ein Positionspapier der IV-Landesgruppen Wien, Niederösterreich und Burgenland erstellt, das sich vorrangig dem Thema von Medizinprodukten im Spannungsfeld zwischen Innovation und Forschung, öffentlicher Auftragsvergabe und Refundierung widmet. Einerseits profitiert das Gesundheitswesen von Innovationen, da es zu Effizienz- und Effektivitätssteigerungen kommt. Derzeit kommen diese Innovationen aber erst sehr spät auf den heimischen Markt und werden zudem nicht oder nur eingeschränkt erstattet. Die Folgen sind Nachteile für Patienten und Mehrkosten für das System sowie ein deutlich negatives Signal für den Innovations-standort Österreich.

Das Positionspapier kann auf der Webseite von Austromed heruntergeladen werden.