Zentrale Rolle der Mikro-RNA 155 bei der Entstehung der autoimmunen erosiven Arthritis

Mikro-RNA sind relativ neu entdeckte Regulatoren vieler zentraler biologischer Prozesse. Die Rolle von Mikro-RNA in der Entstehung der Arthritis war bislang nicht bekannt, obwohl die Expression einiger Vertreter in humanem arthritischem Gewebe nachgewiesen werden konnte. Dies gilt vor allem für zwei bestimmte Mikro-RNA: die Mikro- RNA 155 und die Mikro-RNA 146.

Micro RNA 155 controls the development of autoimmune arthritis

S. Blüml1, M. Bonelli1, B. Niederreiter1, A. Puchner1, G. Mayr1, S. Hayer1, M. I. Koenders2, W. B. van den Berg2, J. S. Smolen1, K. Redlich1
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Department of Rheumatology, Medical University Vienna, Austria, 2Department of Rheumatology, Nijmegen Medical Center, Nijmegen, Netherlands

EULAR 201, Abstract Nr. THU0257

Mausmodell: Fehlen von Mikro-RNA 155 verhindert zwei zentrale Prozesse

In unserer Arbeit konnten wir nun zeigen, dass eine dieser Mikro-RNA, Mikro-RNA 155, für die Entstehung experimenteller autoimmuner erosiver Arthritis von zentraler Bedeutung ist. Ihr Fehlen verhindert die Entstehung der Arthritis im Rahmen eines Modells der humanen rheumatoiden Arthritis praktisch vollständig.

Autoreaktive Lymphozyten: Im Laufe der Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Ursache dieser Protektion die zentrale Rolle der Mikro-RNA 155 für die Entstehung autoreaktiver Lymphozyten ist. Weder autoreaktive T-Zellen noch autoreaktive B-Zellen, die beide Grundvoraussetzungen für die Entstehung einer autoimmunen Arthritis wie z.B. der chronischen Polyarthritis sind, konnten bei Fehlen der Mikro-RNA 155 gebildet werden.

Erosive Knochenzerstörungen: Darüber hinaus ist Mikro-RNA 155 auch für die Entstehung von erosiven Knochenzerstörungen wichtig. Sie fördert nämlich die Bildung von Osteoklasten, jenen Zellen, die die Erosionen verursachen.

Resümee

Diese Daten zeigen, dass die Mikro-RNA 155 zwei zentrale Prozesse, die bei der Entstehung der autoimmunen Arthritis von großer Bedeutung sind, reguliert. Einerseits fördert die Mikro- RNA 155 die Bildung autoreaktiver Zellen, begünstigt so also die Entstehung von Autoimmunität; andererseits die Entstehung von Osteoklasten, die Mediatoren der lokalen Knochenzerstörung im Rahmen der Arthritis.
Aus diesem Grund könnte die Mikro-RNA 155 ein potenzielles Ziel therapeutischer Interventionen bei der rheumatoiden Arthritis sein.

Dr. Stephan Blüml
Klinische Abteilung für Rheumatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität, Wien