ABCSG – Aktuelle österreichische Mammakarzinom-Studien mit innovativen Ansätzen

ABCSG-18 geht von folgender Grundlage aus: Hormonrezeptor- positive Brustkrebspatientinnen – das sind etwa zwei Drittel aller Betroffenen – erhalten nach der Operation und Bestrahlung eine Antihormontherapie. In vielen Fällen sind es Aromatasehemmer, welche die Bildung des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen unterbinden und so Krebszellen am Wachstum hindern. Ein möglicher Nachteil dieser Behandlung ist, dass sich der reduzierte Östrogenspiegel negativ auf den Knochenstoffwechsel auswirkt und dadurch die Gefahr von Knochenbrüchen steigen kann. Diese „therapieinduzierte Osteoporose“ während einer Behandlung mit Aromatasehemmern soll verhindert werden. Dazu wird die Anwendung des Antikörpers Denosumab geprüft, der die Reifung von Osteoklasten behindert, die den bestehenden Knochen abbauen. Vorstudien haben gezeigt, dass eine nur alle 6 Monate verabreichte subkutane Injektion von Denosumab zu einer Verlangsamung des Knochenabbaus führt und Knochenbrüche verhindert werden.
Im Zug der wissenschaftlichen Arbeit hat sich herausgestellt, dass das Potenzial dieses Antikörpers noch wesentlich größer sein könnte. Es gibt Hinweise, dass er nicht nur gegen Osteoporose wirkt, sondern durch einen generellen Antitumoreffekt die Überlebenschancen der Patientinnen positiv beeinflusst. Auch dieser Aspekt wird jetzt im Rahmen von ABCSG-18 untersucht. Derzeit beteiligen sich bereits mehr als 2.100 Patientinnen, insgesamt sind 3.400 Brustkrebspatientinnen in Österreich eingeladen, an der Studie teilzunehmen. Denosumab könnte eine Alternative zu den derzeit in der Therapie verwendeten Bisphosphonaten sein. Diese Substanzen verringern das Risiko von Osteoporose bei einer adjuvanten endokrinen Therapie.

ABCSG-26 (SOLE) erweitert die Studienlandschaft in Österreich um einen neuen Behandlungsansatz für postmenopausale Hormonrezeptor-positive Brustkrebspatientinnen, die nach einer vorangegangenen 4- bis 6-jährigen adjuvanten endokrinen Therapie krankheitsfrei sind. Mehr als 150 Institutionen in Europa, Australien, Südamerika, Südafrika, Russland, Japan und demnächst auch Indien sind an den Forschungsarbeiten aktiv beteiligt. Insgesamt werden 4.800 Patientinnen für die Studienteilnahme benötigt. Österreich nimmt unter der Führung der ABCSG mit 18 Zentren teil und wird 600 bis 800 Patientinnen zur Studienteilnahme einschließen.
Ziel der Studie ist die Überprüfung der Hypothese, ob eine verlängerte Therapie mit Behandlungspausen – während der insgesamt 5 Jahre dauernden Therapie folgen nach 9 Monaten Behandlung jeweils 3 Monate Pause – einer durchgängigen 5- jährigen adjuvanten Therapie mit einem Aromatasehemmer überlegen ist. Die Vermutung hinter dieser Theorie: Der 3-monatige Entzug der Therapie ermöglicht eine gewisse östrogene Stimulation. Die verbliebenen und gegen Aromatasehemmer bereits resistenten Tumorzellen werden dadurch für die Fortsetzung der Therapie wieder empfänglich.
Die Studie ist vor kurzem gestartet. Sie ist die Fortsetzung von ABCSG-16/S.A.L.S.A. (Sekundäre Adjuvante Langzeit-Studie Arimidex), die sich mit der Frage befasst, wie lange man die Patientinnen nach einer erfolgreichen Operation nebenwirkungsarm therapieren soll und kann. Die weltweit üblichen 5 Jahre reichen allem Anschein nach nicht in allen Fällen aus, um eine Wiederkehr der Krankheit zu verhindern. S.A.L.S.A. vergleicht eine verlängerte 2-Jahres- mit einer 5-Jahres-Therapie. Für diese größte Studie Österreichs ist die Randomisierung bereits geschlossen. An S.A.L.S.A. beteiligen sich 3.486 Frauen in 75 Zentren. Die ersten Ergebnisse werden 2014 erwartet.

ABCSG-28 (POSYTIVE) umfasst zwei Gruppen von primär metastasierten Mammakarzinompatientinnen. Die erste Gruppe von Patientinnen bekommt entsprechend dem aktuellen medizinischen Standard eine Chemo- oder eine endokrine Therapie. Der Tumor wird dabei nicht in jedem Fall, sondern nur nach Lokalkontrolle bei Bedarf operativ entfernt. Weil es aber sinnvoll sein könnte, diesen Primärtumor zu operieren, um therapierefraktäre Krebsstammzellen oder vom Primärtumor ausgehende Signale wie Wachstumsfaktoren etc. zu eliminieren, wird der Tumor bei der zweiten Gruppe operativ entfernt. Im Rahmen der Studie wird untersucht, ob diese Gruppe einen Behandlungsvorteil gegenüber der nicht-operierten Gruppe hat. Die Hypothese eines Benefits durch die Entfernung des Primärtumors wird durch retrospektive Analysen an mehr als 10.000 Patientinnen weltweit gestützt.

Die Einschlusskriterien für Brustkrebspatientinnen bei ABCSG- 28:
• unbehandeltes synchron metastasierendes invasives Mammakarzinom mit Primärtumor in situ
• Primärtumor jeglicher Größe muss identifiziert worden sein, die Entfernung des Primums mit negativem Resektionsrand möglich sein
• histologisch nachgewiesenes invasives Adenokarzinom der Brust
• die Lokalisation der Metastasen muss radiologisch nachgewiesen sein, Biopsie nicht nötig

Von der Teilnahme ausgeschlossen sind Patientinnen
• bei denen R0-Resektion nicht möglich ist
• mit einem inflammatorischen Mammakarzinom
• mit Hirnmetastasen
• bei denen Anästhesie oder OP nicht möglich wäre
• mit einer zweiten unbehandelten Krebserkrankung
• mit einer anderen malignen Erkrankung innerhalb von 5 Jahren (Ausnahmen: In-situ-Gebärmutterhalskrebs, Plattenepithelkarzinom oder Basalzellkarzinom der Haut)
• mit rezidivierendem Karzinom
• die schwanger sind oder stillen
• die an einer anderen Lokaltherapie-Studie teilnehmen

ABCSG-32 ist eine neue neoadjuvante Phase-II-Studie, bei der herausgefunden werden soll, ob die Kombination mit dem nicht-pegylierten liposomal verkapselten Doxorubicin (NPLD) zur Standardtherapie zu einer Verringerung der kardialen Toxizität führt. Darüber hinaus wird untersucht, ob das NPLD eine Antitumorwirkung zeigt. 100 Patientinnen mit HER2-positivem frühen Brustkrebs werden an der Studie teilnehmen können, die vor kurzem begonnen wurde. An der Studie beteiligen sich 12 ABCSG-Zentren in Österreich, die Randomisierung soll innerhalb von 30 Monaten abgeschlossen sein.

ABCSG-25 (PANTHER) vergleicht die Effekte einer individuell auf die Brustkrebspatientinnen abgestimmten dosisdichten Chemotherapie mit einer Standardchemotherapie. Bei der individuellen Chemotherapie erhalten die betroffenen Frauen am Beginn der Therapie die Wirkstoffe Epirubicin und Cyclophosphamid und werden anschließend nach einer 3-wöchigen Pause mit dem Wirkstoff Docetaxel behandelt. Die jeweilige Dosis wird an Veränderungen des Blutbildes angepasst, die von der Behandlung ausgelöst werden, sie ist deshalb von Patientin zu Patientin unterschiedlich. In der Kontrollgruppe erhalten dagegen alle Patientinnen eine Standard-Chemotherapie, beginnend mit Fluorouracil, Epirubicin und Cyclophosphamid und nach einer 3-wöchigen Pause Docetaxel ohne Anpassung an individuelle Laborwerte. 450 Patientinnen können in Österreich teilnehmen. Die Studie läuft nur noch einige wenige Monate.

ABCSG-15 (IBIS II) steht Patientinnen offen, die sich in den letzten 6 Monaten wegen eines duktalen Carcinoma in situ (DCIS) einer Brustkrebsoperation unterzogen haben, zwischen 40 und 70 Jahre alt sind und ihre Menopause bereits hinter sich haben.
In der Studie wird die Frage untersucht, welches der beiden antihormonellen Medikamente –Tamoxifen oder Anastrozol – das erneute Auftreten der Erkrankung effizienter verhindert.