Analkarzinom, Peniskarzinom, Kopf-Hals-Tumoren – HPV-assoziierte Tumoren

Analkarzinom

Frauen mit CIN/VIN oder VAIN haben auch ein erhöhtes Risiko für Analkarzinom: In den USA steigt die Inzidenz von Analkarzinomen bei Männern und Frauen. Als Vorläuferläsion gilt die hochgradige anale intraepitheliale Neoplasie (HGAIN). Wie häufig diese Veränderungen vorkommen, ist weitgehend unbekannt, da Prävalenz und Inzidenz von HGAIN bislang in nur wenigen Bevölkerungsgruppen überhaupt untersucht wurden. Fest steht allerdings, dass HIV-positive Männer und Frauen besondere Risikogruppen darstellen; ein HGAIN wird bei 25% der HIV-negativen, hingegen bei 43% der HIV-positiven Männer und bei 9% der HIV-positiven Frauen gefunden. Immunsupprimierte Personen haben generell ein höheres Risiko als die Gesamtbevölkerung. Aktuelle Daten zeigen weiters, dass es bei 8% der HIV-negativen Frauen, bei denen eine CIN/VIN/VAIN diagnostiziert wurde, zu einer HGAIN kommt und damit auch ein erhöhtes Risiko für Analkarzinom besteht.
Der Verdacht auf HGAIN wird primär durch einen zytologischen Befund erhoben, die Diagnose dann histologisch über eine hochauflösende Anoskopie, nach Biopsie, gestellt. Allerdings hat die Zytologie in diesen Fällen eine noch geringere Sensitivität als die Zervixzytologie. Eine Evaluierung der Wertigkeit zusätzlicher Tests, etwa auf HPV-DNA oder -RNA oder auch zelluläre Biomarker wie p16, ist derzeit Gegenstand von Untersuchungen. Die Primärprävention fokussiert auf die Impfung. Der quadrivalente HPV-Impfstoff ist inzwischen (in den USA) auch zur Prävention des Analkarzinoms für Männer und Frauen zwischen 9 und 26 Jahren zugelassen.

Peniskarzinom

Etwa die Hälfte der Peniskarzinome ist HPV-assoziiert – HPV 16 dominiert: Peniskarzinome sind selten, ihre Inzidenz ist populationsabhängig. Sie lag in den USA in den Jahren 1998 bis 2003 bei 0,81 pro 100.000 Männer. Weltweit betrachtet hängt sie eng mit dem Auftreten von Zervixkarzinomen zusammen. Es ist heute zweifelsfrei nachgewiesen, dass HPV-Infektionen mit Peniskarzinomen bzw. präneoplastischen Läsionen des penilen Epithels (PINs) assoziiert sind. Etwa die Hälfte der Peniskarzinome ist HPV-positiv. HPV-assoziierte PINs gelten zudem als Vorläufer warziger oder basaloider Peniskarzinome. Unklar ist allerdings, wie hoch die Progressionsrate ist. Ein Blick auf die HPV-Subtypen, die für das Peniskarzinom von Bedeutung sind, zeigt eine klare Dominanz von HPV 16. In einem systematischen Review wurden bei 45% aller invasiven Peniskarzinome eine HPV-Infektion nachgewiesen, wobei HPV 16 mit einem Anteil von 60,2% der häufigste Subtyp war, gefolgt von HPV 18 mit 13,3% und den HPV-Typen 6/11 mit 8,1%.

Kopf-Hals-Tumoren

Risiko für Kopf-Hals-Tumoren durch orale HPV-Infektionen: Seit 2007 zählt die International Agency for Research on Cancer aufgrund überzeugender epidemiologischer und molekularbiologischer Evidenz HPV 16 zu den Risikofaktoren für oropharyngeale Tumoren. Orale HPV-Infektionen sind mit einer Prävalenz von etwa 5% im Vergleich mit anogenitalen HPV-Infektionen allerdings relativ selten. Bei 25% dieser Fälle handelt es sich um eine Infektion mit dem Subtyp HPV 16. Risikofaktoren für orale HPV-Infektionen sind, anders als bei anogenitalen Infektionen, ein höheres Lebensalter, Sexualpraktiken und Rauchen. Zur Häufigkeit persistierender oraler HPV-Infektionen gibt es kaum Daten. Die Clearance-Rate ist insgesamt hoch, bei der Subgruppe von Älteren und Rauchern wurden allerdings erhöhte Persistenzraten festgestellt. Die einzige prospektive Studie zum Zusammenhang persistierender Infektionen mit Kopf-Hals-Tumoren zeigte ein 14-fach erhöhtes Risiko für oropharyngealen Krebs bei HPV-16-L1-Seropositivität in Proben, die im Mittel 9 Jahre vor der Diagnose “Krebs” entnommen wurden.

Starke Assoziation zwischen HPV und OSCC: In einem systematischen Review untersuchte eine Arbeitsgruppe der Universität Turku den Zusammenhang zwischen HPV und oralen Karzinomen (OSCC – Oral Squamous Cell Carcinoma) sowie oralen, potenziell malignen Erkrankungen (OPMD – Oral Potentially Malignant Disorders). In diesem Review wurden mittels PubMed und EMBASE randomisierte, kontrollierte Studien, Kohortenstudien und Cross-Sectional-Studien erfasst, wobei letztlich für die Beurteilung des Zusammenhangs bei OSCC 1.885 Fälle und 2.248 Kontrollen ausgewertet werden konnten, für die Beurteilung bei OPMD 956 Fälle und 675 Kontrollen. OSCC korrelierte signifikant mit dem Nachweis von HPV-DNA (OR: 3,98) und dem Auftreten von HPV 16 (OR: 3,86). Auch OPMD waren HPV-assoziiert (OR: 3,87). In einer Subgruppenanalyse der OPMD-Patienten fand sich auch ein Zusammenhang zwischen HPV und oraler Leukopenie (OR: 4,03), oralem Lichen planus und epithelialer Dysplasie. Fazit der Autoren: es gibt eine starke Assoziation zwischen HPV und OSCC bzw. OPMD.