Dysmenorrhö – welche Diagnostik ist wann nötig?

Es sollten primäre und sekundäre Dysmenorrhö unterschieden werden: Primäre Regelschmerzen setzen kurz nach der Menarche ein und können bis zur Menopause anhalten. Die verstärkte lokale Sekretion von Prostaglandinen und MMPs (Matrix- Metalloproteinasen), bedingt durch das Absinken des Progesteronspiegels am Zyklusende, sind wesentliche Faktoren, welche an der primären Form beteiligt sind. Die konsekutive verstärkte Kontraktion des Myometriums als auch zusätzliche Vasokonstriktion können als Hauptauslöser für die Stimulation von Schmerzfasern angesehen werden. Sekundäre Dysmenorrhö kann durch folgende Ursachen bedingt sein:

  • häufige Ursachen:
    • Endometriose und/oder Adenomyose
    • chronische PID − Polypen und submuköse Myome
    • IUD
  • seltene Ursachen:
    • kongenitale anatomische Anomalien
    • Zervikalstenose
    • Retroversio uteri
    • Asherman-Syndrom
    • Allen-Masters-Syndrom
    • Pelvic-Congestion-Syndrom

Abklärung: Somit sollte bei jeder Patientin mit Dysmenorrhö neben Anamnese eine Speculum- Tastuntersuchung und Vaginalsonografie als Standardabklärung durchgeführt werden. Besonderes Augenmerk ist auf die Darstellung des hinteren Scheidengewölbes mit geteilten Specula (tief infiltrierende Endometriose), die vollständige sonografische Abbildung des inneren Genitale (Adenomyose, Ovarialendometriose, Myome, kongenitale Anomalien) und idealerweise die Vaginalsonografie der Harnblase und der Rektumvorderwand (Blasen-, Darmendometriose) gerichtet werden. Die zusätzliche Durchführung einer ergänzenden MRT sollte im Bezug auf die Abklärung bei Adenomyose/ Endometriose die Darstellung in 3 Ebenen, T2-Wichtung und Fettsuppression beinhalten sowie Angaben zur Junktionalzone und Beschaffenheit der Blase und des Rektosigmoids als auch der pelvinen Venen (Vv. ovaricae, Plexus uterovaginalis bei Pelvic-Congestion-Syndrom) beinhalten. Bei Verdacht auf tief infiltrierende Endometriose sollte unbedingt eine sekundäre Hydronephrose durch Ureterenbeteiligung durch einen kurzen sonografischen Blick auf diese Organe ausgeschlossen werden.

Verstärkte Awareness für Endometriose als Ursache gefordert: In der täglichen klinischen Praxis stehen dem Facharzt beinahe alle notwendigen Mittel zur differenzierten Abklärung zur Verfügung. Die tägliche Praxis ist jedoch oft durch Zeitdruck und Überlastung durch Routineuntersuchungen geprägt. Eine von unserer Arbeitsgruppe vor kurzem abgeschlossene internationale Studie zum Thema Diagnoseverzögerung bei Endometriose ergab eine mittlere Zeitdauer von über 11 Jahren bis zur endgültigen Diagnosestellung. Das verstärkte Augenmerk auf Endometriose als Hauptursache der sekundären Dysmenorrhö und die Kooperation mit Endometriosezentren und deren Spezialambulanzen könnte in Zukunft diese Zeitspanne reduzieren.