Pränatale bildgebende Diagnostik – Einsatzgebiete der fetalen Magnetresonanztomographie

Bei folgenden Indikationen kann die MRT sinnvoll verwendet werden:

  • Beeinträchtigung der Aussage der US-Untersuchung auf Grund von für diese Modalität ungünstigen Bedingungen, wie z. B. erhöhter Body Mass Index der Schwangeren oder Anhydramnion
  • Nachweis oder Vermutung einer isolierten Fehlbildung des zentralen Nervensystems (ZNS) im US, mit der Fragestellung: ist die Fehlbildung tatsächlich isoliert? Liegt beispielsweise eine isolierte Balkenagenesie vor, oder gibt es assoziierte Fehlbildungen, die sich auf die Prognose auswirken? Der Einsatz von MR-Methoden, die über die reine morphologisch-anatomische Bildgebung hinausgehen (z. B. die Darstellung des Verlaufs von Faserbündeln im Hirn) hat sich dabei als hilfreich erwiesen.
  • Bei Fehlbildungen außerhalb des ZNS kann die MRT besonders bei folgenden Pathologien Zusatzinformationen liefern:
  • kongenitale Zwerchfellhernien: hier hat sich gezeigt, dass die Kombination der Beurteilung der MR-Lungensignale und der Volumetriedaten prognostisch gut verwertet werden kann. Das Gleiche gilt für andere Lungenpathologien, wie zystisch-adenomatoide Malformationen, Sequester und bronchogene Zysten
  • Darmpathologien (Stenosen, Atresien, Malrotationen): Die Flüssigkeit in den Darmschlingen stellt sich auf so genannten T2-gewichteten Sequenzen hyperintens (hell) dar, auf T1-gewichteten Sequenzen imponiert Mekonium hyperintens (Abb.).
  • Nierenpathologien sind oft mit reduzierter Fruchtwassermenge verbunden. Dies ist für die MR-Methode kein Problem – in solchen Fällen können sowohl die pathologisch veränderten Nieren selbst als auch eventuelle begleitende Pathologien dargestellt werden.
  • Vorzeitiger Blasensprung: Hier kann mit der MR-Methode eine Einschätzung der Lungenreife erfolgen, was besonders um die 23.–26. Schwangerschaftswoche die Entscheidung über das weitere Vorgehen erleichtert.
  • Erworbene Störungen, wie zerebrale Infarkte oder Blutungen, können mittels MR sensitiv und in frühen Stadien erfasst werden. Diese Indikationen ergeben sich aus dem Verdacht einer Infektion oder beispielswiese an Hand von schlechten Arteria-cerebri-media-Dopplerwerten.
  • Im Fall ungeklärter Aborte oder Totgeburten bei vorhergehenden Schwangerschaften kann eine MRT zur Darstellung einer möglichen Ursache erfolgen. Das Gleiche gilt für Fälle mit einem eventuell genetisch determinierten familiären Syndrom.
  • Andere Indikationen haben sich in den letzten Jahren ergeben: Steht beispielsweise ein Schwangerschaftsabbruch im Raum, so wird die MRT oft als vom US unabhängige Methode eingesetzt, um die Diagnose zu sichern. Weiters kann die MRT in Fällen grenzwertig normaler US-Befunde zur Rückversicherung eingesetzt werden, dass keine Pathologie vorliegt, was für die meisten werdenden Eltern begrüßenswert ist.

 

 

Kontraindikationen zur Durchführung einer MRT setzen sich aus allgemeinen KI zusammen (also solchen, die auch bei anderen Indikationen keine MRT zulassen, wie etwa Herzschrittmacher oder bestimmte metallische Implantate) und solchen, die mit der Situation der schwangeren Patientin zusammenhängen: z. B. sollte/kann keine MRT durchgeführt werden, falls keinerlei Konsequenz aus der eventuellen Zusatzinformation gezogen wird, falls die Schwangere stark klaustrophob ist (und eine Sedierung ablehnt) bzw. wenn das Körpergewicht über 150 kg liegt.

Untersuchungsablauf: Um der Schwangeren die Angst vor der Untersuchung zu nehmen, hat es sich als sinnvoll erwiesen, sie möglichst genau über den Ablauf und die zu erwartenden Konsequenzen aufzuklären. Ein spezielles Aufklärungsblatt steht zur Verfügung (siehe www.perinatal.at). Diese Aufklärung soll möglichst schon in der Praxis/Ambulanz stattfinden und nicht erst am Tag der Untersuchung. Bei der MR-Untersuchung wird die Schwangere so gelagert, wie es für sie am angenehmsten ist (die Abb. zeigt eine Untersuchung in Linksseitenlage). Die Anwesenheit einer Bezugsperson während der Untersuchung wird von den meisten Schwangeren begrüßt. Die Untersuchungszeit beträgt durchschnittlich 30–40 Minuten, je nachdem wie viele Bildserien auf Grund von Beeinträchtigung durch fetale Bewegungen wiederholt werden müssen. Der Untersuchungsablauf richtet sich nach der klinischen Fragestellung, die als erste abgeklärt wird. In jedem Fall werden jedoch der gesamte Fetus sowie die extrafetalen Strukturen untersucht. Auf diese Weise gelingt es oft, komplexe Syndrome zu definieren.
Der schriftliche Befund liegt dann nach 24–48 Stunden vor. Im Gegensatz zum US, wo die Befundung meist „online“ erfolgt, müssen im MRT bis zu 2.000 Bilder angeschaut werden, außerdem brauchen eventuell durchzuführende Messungen (z. B. Lungenvolumetrie) Zeit.