Medizingeschichte – Alfons von Rosthorn – ein Liebling Asklepios’

Alfons (Edler) von Rosthorn wurde am 19. September 1857 in dem kleinen Ort Oed nahe Gutenstein im Piestingtal in Niederösterreich in eine kunstsinnige und musikalische Familie geboren. Rosthorn war nach seiner chirurgischen Ausbildung Schüler von Theodor Billroth (1829–1894), Assistent von August Breisky (1832–1889) sowie schließlich von Rudolf Chrobak (1843–1910) in Wien.

In der goldenen Periode der 2. Wiener medizinischen Schule: Von Breisky und Chrobak übernahm er die für die Wiener Schule typische exspektative Haltung in der Geburtshilfe. Von Chrobak besonders gefördert, erhielt er 1891 die Venia legendi in Wien. Im Jahr 1892 wurde er außerordentlicher Universitätsprofessor. 1894 folgte die Berufung als Ordinarius an die Frauenklinik der Deutschen Karl-Ferdinands-Universität in Prag. Dort führte er noch vor Ernst Wertheim (1864–1920) die von Wilhelm Alexander Freund (1833–1917) beschriebene, erweiterte (radikale) abdominelle Totalexstirpation des Uterus ein. Die Berufung nach Heidelberg 1902 ermöglichte ihm seine fruchtbarste wissenschaftliche Periode. Nach 6 Jahren erfolgreicher Tätigkeit an der weltoffenen Universität Heidelberg erhielt er 1908 die ersehnte Möglichkeit zur Rückkehr nach Österreich: mit der Berufung als Nachfolger Rudolf Chrobaks nach Wien an die neu errichtete 2. Universitäts-Frauenklinik, seine letzte Station. Bedauerlicherweise konnte er hier nur etwas mehr als ein Jahr wirken (1909). Alfons von Rosthorn erlag als exzessiver Raucher nach vorausgegangenen Anfällen einer Angina pectoris schließlich am 9. August 1909 auf der Jagd in der Steiermark einem Herzinfarkt, nur 52 Jahre alt. Sein Nachfolger an der 2. Universitäts-Frauenklinik in Wien wurde Ernst Wertheim.

Überliefert sind die überragende technisch- operative Gewandtheit von Rosthorns, weiters seine überaus feinfühlige Art am Krankenbett, seine besondere Fähigkeit zur Diagnosestellung, seine straffe und doch aufgeschlossene Klinikführung sowie seine hervorragende Fähigkeit als akademischer Lehrer. Das wichtigste Ereignis seines Wirkens in Wien aber war die Einrichtung eines eigenen histopathologischen Laboratoriums an der 2. Frauenklinik.

Sein wissenschaftliches Œuvre umfasste über 120 gynäkologische und geburtshilfliche Publikationen. Die wissenschaftlichen Hauptinteressen von Rosthorns lagen im klinisch-morpholo gischen Bereich. Hervorzuheben ist das mit Rudolf Chrobak gemeinsam herausgegebene Werk über Erkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane aus dem Jahr 1908.

Was bleibt, ist die Erinnerung an einen wissenschaftlich sehr fruchtbaren und exzellenten Frauenarzt sowie an einen typischen Repräsentanten der goldenen Periode der 2. Wiener medizinischen Schule vor dem 1. Weltkrieg, dem noch eine glänzende wissenschaftliche Zukunft hätte beschieden sein können.