Vorwort: Neuroimaging – was ist möglich, und wo sind die Grenzen?

Für die Weiterentwicklung der MRT erhielten der Amerikaner Paul Lauterbur und der Brite Sir Peter Mansfield 2003 den Medizinnobelpreis basierend auf Arbeiten zu Beginn der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Der Begründung der Akademie nach hätten sie die medizinische Diagnostik erneuert. Damit wurde diese Auszeichnung bereits viermal auf dem Gebiet der Kernresonanz vergeben (für die Entdeckung an die beiden USAmerikaner Felix Bloch und Edward M. Purcell 1952 für Physik, 1991 für den Schweizer Richard Ernst für Chemie).
2012 ist die MRT im Management von neurologischen Erkrankungen nicht mehr wegzudenken, wobei dies sicher auch für andere Neuroimaging-Techniken gilt. Ein wesentliches Kennzeichen der MRT ist ihre hohe Sensitivität, was neben diagnostischen Vorteilen auch die Gefahr von Zufallsbefunden oder Befunden mit fraglicher klinischer Relevanz birgt. Die Methode ist mittlerweile weit verfügbar: In OECD-Statistiken liegt Österreich in Europa bei der Zahl von Großgeräten deutlich an der Spitze (nur Island, USA und Japan haben mehr Geräte). So gab es 2006 in Österreich 16,8 MRTs pro 1 Million Einwohner, verglichen mit 7,7 in Deutschland.
Mit dem Ziele optimierten Versorgung von PatientInnen mit neurologischen Erkrankungen im Fokus nimmt die Neurologie eine Schlüsselposition in der Indikationsstellung ein. Ein verantwortungsvoller und zielgerichteter Einsatz von Neuroimaging setzt jedoch umfangreiches Wissen um deren Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Limitationen voraus. Folglich stellt die Ausbildung in diesen Bereichen auch einen wichtigen Schwerpunkt der Bemühungen der ÖGN dar.
In diesem Sinne wurde auch das vorliegende Themenheft gestaltet, welches eindrucksvoll die Breite, aber auch Tiefe der Methoden demonstriert und zugleich deren klinischen Stellenwert kritisch beleuchtet.
Mit Schlaganfall wird gleich zu Beginn ein medizinisch dringliches Thema von Univ.-Prof. Dr. Franz Fazekas, Medizinische Universität Graz, und Priv.-Doz. Dr. Jochen B. Fiebach, Center for Stroke Research Berlin (CSB) Charité Berlin, bearbeitet.
Mit multipler Sklerose beschäftigt sich der Artikel von Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Kapeller, Abteilung für Neurologie und Psychosomatik, LKH Villach, und Dr. Michael Khalil, Medizinische Universität Graz.
Bewährtes und Neues zum Neuroimaging bei Demenzen berichten Prim. Univ.-Prof. Dr. Susanne Asenbaum-Nan, Landesklinikum Amstetten und Amstetten-Mauer, und Univ.-Doz. Dr. Wolfgang Staffen, Medizinische Privatuniversität Salzburg.
Der Stellenwert des Neuroimaging in der Epilepsie wird von Dr. Giorgi Kuchukhidze, Medizinische Universität Innsbruck, und Univ.-Prof. Dr. Ekaterina Pataraia, Medizinische Universität Wien, erörtert.
Möglichkeiten der Bildgebung auf dem Gebiet der Parkinson-Syndrome werden umfassend von Univ.-Prof. Dr. Klaus Seppi, Univ.-Prof. Dr. Michael Schocke und Dr. Christoph Müller, Medizinische Universität Innsbruck, sowie Univ.-Prof. Walter Pirker, Medizinische Universität Wien, diskutiert.
Was die Methoden gegenwärtig und künftig auf dem Gebiet der amyotrophen Lateralsklerose zu leisten imstande wären, wird von Prof. Dr. Jan Kassubek, Universität Ulm, und DI Christian Langkammer, Medizinische Universität Graz, skizziert.
Mit der funktionellen MRT beschäftigen sich Assoz.-Prof. Christian Enzinger, Medizinische Universität Graz, und Univ.-Prof. Roland Beisteiner, Medizinische Universität Wien, in ihrem Beitrag.
Univ.-Prof. Siegfried Trattnig, Medizinische Universität Wien und Assoz.-Prof. Stefan Ropele, Medizinische Universität Graz, vermitteln uns schließlich mit ihrem Artikel “Hochfeld-MRT und technische Weiterentwicklungen” den Eindruck “die Zukunft ist jetzt” und geben Ausblicke auf Entwicklungen, die uns künftig weiter faszinieren, aber auch fordern werden.
Abschließend sei allen AutorInnen für Ihre wertvollen Beiträge gedankt. Wir hoffen dass Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, damit ein für Ihre Arbeit sinnvolles Kompendium in Händen halten.