Präsidentenwechsel bei der MKÖ

Am 31. Mai 2012 dieses Jahres widerfuhr dem längst zurückgezogenen Ehrenmitglied die Ehre, ab Oktober in der Rolle des Ersten Vorsitzenden (vulgo Präsident) in die MKÖ zurückkehren zu dürfen. Dies war der einzige Karrieresprung in meinem Leben, der binnen weniger Minuten via SMS abgemacht war. Wiewohl seit meinen Anfängen in der GIHÖ im Jahre 1999 in erster Linie mit dem Thema „fäkale Inkontinenz“ befasst, hat der stete Dialog mit Vertretern aller medizinischer Fachrichtungen mein Wissen um neue Perspektiven bereichert. Diese erlauben eine umfassendere Sichtweise von Beckenboden, Anorektum und Urogenitaltrakt wie auch ein Interesse an unterschiedlichen Funktionsstörungen.
Die Ausbildung von hochspezialisierten Ärzten, welche mit allen Kompartments des kleinen Beckens gleicherweise vertraut sind, ist Zukunftsmusik, darf aber als attraktives Ziel der medizinischen Entwicklung nicht aus den Augen gelassen werden.
Den Boden für die Wissenschaft vom Beckenboden aufzubereiten ist eine der ­wesentlichen Aufgaben der MKÖ, die prädestiniert ist für eine fruchtbare Verschmelzung von Erkenntnissen durch unkomplizierten Gedankenaustausch zwischen allen Berufsgruppen. Letzteres war immer die Stärke unserer Gesellschaft, über die Grenzen der Bundesländer hinweg – spontan bei interdisziplinärem Management von einzelnen Patienten, regelmäßig bei kleineren Fortbildungsveranstaltungen, kulminierend während der Jahrestagungen.

Vordringliches Anliegen der MKÖ bleibt die bestmögliche Betreuung von inkontinenten Betroffenen durch alle in ihr vertretenen Berufsgruppen. Dementsprechend ist die Zertifizierung von weiteren Beckenbodenzentren zu fördern und die Liste von Ansprechpartnern im niedergelassenen Bereich zu pflegen. Deren flächendeckendes Netz ist die effektivste Unterstützung für unsere Beratungsstellen.
Zweifelsohne impliziert der Begriff „Beckenbodenzentrum“ eine Zuständigkeit für Menschen mit auch anderen Funktionsstörungen als jene des unwillkürlichen Verlustes von Harn oder Stuhl. Unsere Klientel erwartet zu Recht, dass Spezialisten für den Beckenboden sich zum Beispiel gleicherweise Entleerungsstörungen des Darmes, Missempfindungen in der Blasenregion und Senkungsbeschwerden des weiblichen Genitales widmen.
Das breite Spektrum von Funktionsstörungen jener Organsysteme, die einander im kleinen Becken am nächsten kommen, hat in den letzten Jahrzehnten Vertreter vieler Berufsgruppen mit verschiedenen Vereinigungen auf den Plan gerufen (MKÖ, AUB, KSB, ACP). Einer gegenseitigen Annäherung zur Nutzung von Synergien mag förderlich sein, dass einige Spezialisten bereits mehr als einer dieser Gesellschaften angehören. In diesem Sinne rege ich eine vermehrte Teilnahme an den Tagungen anderer einschlägiger Organisationen (z. B. „MKÖ goes AUB“), ebenso an wie die Planung synchroner Veranstaltungen an einem Ort (z. B. „ACP meets MKÖ“).

Der (nunmehr vermeintliche) Ruhestand hat mir erlaubt, das Amt von Mons Fischer zu übernehmen, dem ich für die Perfektion danke, mit welcher er die Führungsrolle wahrgenommen hat!
Ich bitte jedes einzelne Mitglied der MKÖ, sich mit Anliegen und Anregungen jederzeit an mich persönlich zu wenden. Dank des Wirkens meiner Vorgänger scheinen keine drängenden Veränderungen vor mir zu liegen, sondern ausschließlich die Aufgaben der seriösen Fortsetzung des Weges, den Helmut Madersbacher vor mehr als 20 Jahren begonnen und konsequent bestimmt hat. Dies hat nicht alleine einen schönen Teil des Berufslebens seiner Weggefährten geprägt, es verdanken ihm auch viele Tausende Betroffene in Österreich ihre nachhaltig gebesserte Lebensqualität.