Rauchen beeinflusst Wirksamkeit der Strahlentherapie bei Prostatakrebs

Mehrere Studien haben bereits gezeigt, dass zwischen Rauchen und Prostatakarzinom- Inzidenz und -Mortalität ein Zusammenhang besteht. E. Steinberger et al. von der Abteilung für Radioonkologie am Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York, USA, zeigten nun, dass Rauchen während der Strahlentherapie das Risiko, am Prostatakarzinom zu versterben, und das Risiko der strahlentherapiebedingten urogenitalen Toxizität erhöht.

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Die Studienkohorte setzte sich aus 2.358 Patienten zusammen, die zwischen 1988 und 2005 im Memorial Sloan Kettering Cancer Center, New York, eine Strahlentherapie aufgrund eines lokal begrenzten Prostatakarzinoms erhielten. Das Follow-up betrug 95 Monate, gut 48 % der Patienten erhielten eine neoadjuvante Hormontherapie.

Definitionen

(Nicht-)Raucher: 41 % der Patienten waren Nichtraucher 7,6 % der Patienten rauchten aktuell, und knapp 50 % waren ehemalige Raucher. Als „aktuelle Raucher“ wurden Patienten definiert, die zum Zeitpunkt der ersten Konsultation und zu Beginn der Strahlentherapie rauchten. „Ehemalige Raucher“ waren jene, die vor Beginn der Strahlentherapie zu rauchen aufgehört hatten, egal ob dies wenige Wochen (kurz) oder Jahre (lang) vor Beginn der Strahlentherapie war.

PSA-Rezidiv: Ein PSA-Rezidiv wurde als ein Anstieg des PSA-Werts um mehr als 2 ng/ml über den Nadir definiert, was durch mindestens eine weitere Messung bestätigt sein muss (Phoenix-Definition).

Ergebnisse

Einfluss von Rauchen auf die Tumorkontrolle

PSA-Rezidivrisiko: Aktuelle Raucher hatten ein höheres Risiko eines biochemischen Rezidivs nach Strahlentherapie. Die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit eines PSA-rezidivfreien Überlebens lag bei jenen Patienten, die zum Zeitpunkt der Bestrahlung rauchten, bei 52,4 %, bei ehemaligen Rauchern bei 62,6 % und bei Nichtrauchern bei 66,4 %. (p = 0,03, log-rank test). Die multivariate Analyse zeigte, dass aktuelle Raucher ein signifikant erhöhtes Risiko für ein PSA-Rezidiv hatten (HR 1,37, 95%-KI 1,04–1,84; p = 0,03). Andere Variable, die das Risiko für ein biochemisches Rezidiv signifikant erhöhten, waren das Tumorstadium, der PSA-Wert vor Therapie und der Gleason Score. Alter, Packungsjahre und Dauer des Tabakkonsums hatten keinen Einfluss auf das PSA-Rezidiv-Risiko. Neoadjuvante Therapie und eine höhere Strahlungsdosis wiederum senkten das PSA-Rezidiv-Risiko signifikant.

Risiko für Fernmetastasierung: Auch hier zeigten sich Unterschiede zwischen Nichtrauchern, ehemaligen Rauchern und jenen, die zum Zeitpunkt der Bestrahlung rauchten. Die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit für fernmetastasenfreies Überleben betrug bei aktuellen Rauchern, ehemaligen Rauchern und Nichtrauchern 72,2 %, 85,8 % und 87,3 % (p < 0,001). Aktuelle Raucher hatten eine signifikante Zunahme an Fernmetastasen (HR 2,30; 95%-KI 1,57–3,36; p < 0,001). Bei ehemaligen Rauchern zeigte sich nur ein Trend zur Zunahme ab (HR 1,12: 95%-KI 0,85–1,47, p = 0,42). Andere Variable, die das Risiko zur Fernmetastasierung signifikant beeinflussten, waren erneut das Tumorstadium und der Gleason-Score. Das Risiko, am Karzinom zu versterben, war für aktuelle Raucher verglichen mit Nichtrauchern (competing-risk multivariate analysis) mehr als doppelt so hoch (HR 2,25; 95%-KI 1,30–3,88; p < 0,001).

Einfluss von Rauchen auf die strahlenbedingte urogenitale Toxizität

Auch hier zeigte sich, dass das Risiko für strahlentherapiebedingte urogenitale Nebenwirkungen für Männer, die während der Behandlung rauchten, deutlich höher war als für Nichtraucher. Aktuelle und auch ehemalige Raucher hatten ein größeres Risiko für Grad-≥2-urogenitale Spättoxizitäten. Die 10-Jahres-Wahrscheinlichkeit einer Grad-≥2-urogenitalen Spättoxizität betrug bei aktuellen Rauchern 14,6 %, bei ehemaligen Rauchern 12,8 % und bei Nichtrauchern 8,7 % (p = 0,016). Zwischen Packungsjahren bzw. Dauer des Tabakkonsums und urogenitaler Toxizität gab es keinen signifikanten Zusammenhang.

Diskussion: Die Studienautoren betonen, dass sich bislang nur wenige Studien mit dem Zusammenhang zwischen Rauchen und dem Risiko einer Toxizität durch Strahlentherapie beim Prostatakarzinom auseinandergesetzt hatten. Die vorliegende retrospektive Studie belegt laut Autoren, dass sowohl aktuelle als auch ehemalige Raucher, und zwar unabhängig von der Menge und der Zeitdauer des Tabakkonsums, ein erhöhtes Risiko für eine langfristige urogenitale Toxizität durch Strahlentherapie haben. Die Studie bestätigt frühere Studien, dass bei Prostatakarzinom-Patienten, die rauchen, das Risiko für ein biochemisches Rezidiv und für Fernmetastasen nach ausschließlicher Strahlentherapie erhöht ist; ebenso wie das Risiko, am Prostatakarzinom zu versterben.

Ärzte sollen Patienten zum Rauchstopp animieren: Die Autoren fordern, dass behandelnde Ärzte ihre Patienten darüber aufklären müssten, dass Rauchen die Wirksamkeit der Therapie beeinträchtigt und auch das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Patienten sollen zur Teilnahme an einem Rauchstopp-Programm vor Therapiebeginn animiert werden.

Steinberger E et al., BJU International, Jan 2015;