Krebshilfe fordert einen nationalen Schulterschluss

Der diesjährige Weltkrebstag wurde weltweit unter dem Motto „Krebs – wussten Sie …“ begangen. Das erklärtes Ziel bestand darin, mit den häufigsten Mythen rund um das Thema Krebs aufzuräumen und die Bevölkerung und die Politik über Fakten und notwendige Schritte zu informieren. Ein Mythos besteht darin, Krebs als reine Gesundheitsfrage zu sehen. Faktum ist, dass Krebs keine reine Gesundheitsfrage ist: Abgesehen von dem Schock der Diagnose, der verständlichen Angst um die Gesundheit und dem menschlichen Leid hat eine Krebserkrankung fast immer auch weitreichende wirtschaftliche und soziale Auswirkungen für Patient, Angehörige, Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Gesundheitssystem (z. B. Jobverlust, vorzeitige Pensionierung, Pflegebedarf, unzureichende Sozialversicherung bei Selbständigkeit). Ein weiterer Mythos rankt sich um Krebs als Erkrankung älterer Menschen. Faktum ist, das Krebs Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen betrifft. Jährlich erkranken in Österreich etwa 37.000 Menschen an Krebs. Bei Männern treten 16 % aller Krebserkrankungen vor dem 55. Lebensjahr auf, bei Frauen sind es 23 %. Es zeigt sich zwar eine deutliche Zunahme des Erkrankungsrisikos mit steigendem Alter, dennoch gibt es Krebsarten, die vorwiegend Kinder und junge Menschen treffen (z. B. Leukämie, Krebserkrankungen des lymphatischen Systems).

Überparteilicher, nationaler Schulterschluss: Wir brauchen einen überparteilichen, nationalen Schulterschluss, um alle Vorkehrungen zu schaffen, rasch jene Programme einzuführen, die sich in anderen Ländern bereits bewährt haben. Ein „Meilenstein“ im heimischen Gesundheitswesen besteht darin, dass das nationale Brustkrebs-Früherkennungsprogramm im Herbst 2013 nun doch eingeführt wird. Ganz wesentlich wird sein, dass Frauen in Österreich über die Einführung dieses Programms informiert und motiviert werden, daran teilzunehmen. Unumstritten ist auch die Wichtigkeit eines nationalen Darmkrebs-Früherkennungsprogramms. Wir hoffen sehr, dass auch dieses bald Realität wird, denn die Darmspiegelung ab dem 50. Lebensjahr kann Darmkrebs weitgehend vermeiden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die HPV-Impfung in ihre allgemeinen Impfempfehlungen aufgenommen. Österreich ist das einzige Land Europas (EU 17), in dem bis heute noch kein öffentliches HPV-Impfprogramm etabliert oder auch nur beschlossen wurde. Daher gibt es auch keine österreichweite Regelung, was etwaige Zuschüsse zur Impfung betrifft. Es ist uns völlig unverständlich, warum dies in Österreich noch nicht möglich ist. Wir appellieren daher seit Jahren wiederholt an die politisch Verantwortlichen, ein öffentliches und österreichweites HPV-Impfprogramm einzuführen.
Krebspatienten müssen davor geschützt werden, dass sie durch die Erkrankung unverschuldet in finanzielle Not geraten. Dazu gehört u. a. auch die Einführung eines stufenweisen Wiedereinstiegs in das Arbeitsleben nach Krebs. In Österreich ist der berufliche Wiedereinstieg für Krebspatienten so geregelt, dass sie sofort wieder voll, 100 % der Normalarbeitszeit arbeiten müssen. Ein Darmkrebspatient mit externem Darmausgang wird aber seinem Beruf als Lagerarbeiter nicht gleich wieder zu 100 % nachgehen können und notgedrungen einen Antrag auf Berufsunfähigkeit stellen, bis zu dessen Entscheid Monate vergehen, ohne finanziellen Ausgleich. In anderen Ländern ist es möglich, stufenweise (über prozentuelle Arbeitszeit, 30 %, 50 % …) wieder ins Arbeitsleben zurückzufinden, was die Gewöhnung an die Beanspruchung erleichtert und verhindert, dass Arbeitnehmer womöglich schnell wieder ausfallen.