Alles easy

Welche Farbe verbinden Sie mit Apotheke? Weiß?
Lasse ich gelten – durch den Arbeitsmantel. Aber sonst? Ich vermute, es ist rot – etwas, das Österreich und Deutschland gemeinsam haben. Auch wenn das Apotheken-A unterschiedlich ausgestaltet ist, so leuchtet es doch in beiden Ländern an jeder Apothekenfront im strahlenden Tomatenrot. Oder eher Blutrot, vermutlich.

International gesehen verbindet man Apotheken weitestgehend mit Grün – einer Farbe, die sich auch in Deutschland immer mehr durchzusetzen beginnt. Allerdings nicht als grünes Kreuz, sondern in der gesamten Apotheken-Aufmachung. Und neben der frühlingsgrünen Fassade lächelt immer häufiger noch eine freundliche grün-weiße Kapsel irgendwo von der Eingangstüre oder aus dem Schaufenster.

Einmal drin gibt’s kein Entkommen

Wenn Sie dieses Szenario sehen, befinden Sie sich mit großer Wahrscheinlichkeit vor einer Easy-Apotheke. Und ich empfehle Ihnen ganz stark: Schauen Sie sich die Pillenbude auch von innen an. Sie werden sich mitten in einer Ladengestaltung wiederfinden, die Sie nochmals zurück vor den Eingang treten und auf das Firmenschild blicken lassen wird: Ja, es handelt sich tatsächlich um eine Apotheke. Ehe Sie aber einen Apotheker sehen (oder eine Apothekerin oder eine:n PTA oder sonstwelches pharmazeutisches Personal), werden Sie durch eine riesige Freiwahl geführt – oder besser geschleust. In kleinen Serpentinen windet sich der Gang flankiert von Regalen zum rückwärtigen Bereich der Verkaufsfläche. Abkürzen wie bei IKEA? Keine Chance.

Hinten angekommen erwartet Sie der klassische Apothekenschalter – mit allen erwarteten Apothekenleistungen und (zumindest in meinem Testlauf) einem unglaublich kompetenten und gut geschulten Team. Ich durfte sogar einen Blick ins Backoffice werfen und war abermals ziemlich baff: Was sich hier so abspielte, war weit entfernt von reiner Lagerverwaltung.

Easy Vorurteile abbauen

Easy-Apotheken sind nach einem speziellen Konzept aufgebaut und arbeiten nach einer Art Franchise-Modell. Ich gestehe, dass meine Meinung (oder nennen wir es passender: „mein Vorurteil“) von dieser Apotheken-Variante eher wenig freundlich war. Bis eben zu dem Moment, als ich das erste Mal eine solche „Filiale“ besuchen durfte. Seither hat sich meine Sichtweise sehr verändert. Ich halte es nun für ein durchaus modernes Konzept, das die „Apothekenqualität“ keineswegs verramscht, sondern einfach neu definiert.

Jetzt macht natürlich eine Schwalbe keinen Sommer, und eine Easy-Apotheke ist nicht aussagekräftig für alle derzeit etwa 140 grünen Outlets mit der winkenden Kapsel. Genau deshalb fordere ich Sie auf: Wenn Sie einmal in Deutschland unterwegs sind und (mehr oder weniger) zufällig an einer Easy-Apotheke vorbeikommen, schauen Sie sich diese an!
Aber Achtung: Wenn Sie einmal den Apotheken-Gang betreten haben, gibt es kein Zurück mehr. Dann werden Sie durch den ganzen Verkaufsraum geschleust. Nur einen kurzen Blick reinzuwerfen, geht weder für Kund:innen noch für neugierige Kolleg:innen.