Das große Problem heißt: Nachfolgermangel. Apotheken werden finanziell immer weniger lukrativ, die Bürokratie steigt ins Unermessliche, das E-Rezept (das irgendwann ja wohl doch funktionieren wird) spielt den Onlineapotheken noch mehr in die Hände, da in Deutschland Rx-Versand erlaubt ist, und nicht zuletzt erobert nun eine Generation den Arbeitsmarkt, der die Work-Life-Balance wichtiger ist als Verantwortung und Kohle.
14 Monate lang nach neuer Leitung gesucht
Wobei das mit dem Geld nicht so ganz stimmt. Aufgrund des komatös leergefegten Arbeitsmarktes können Wechselwillige oder auch frisch Ausgebildete gerade mit ganz ordentlichen Gehaltsforderungen aufschlagen. Aber Volldienst will kaum jemand, Nachtdienste schon gar nicht und bloß keine Verantwortung.
In unserem Apothekenverbund konnten wir eine offene Filialleiterstelle erst 14 Monate nach der Ausschreibung neu besetzen. Dabei befindet sich die Apotheke in guter Verkehrslage im Ballungsraum Stuttgart ohne übermäßigem Arbeitsaufkommen. Also eigentlich eine Traumstelle – sollte man meinen.
Kein Nachfolger – keine Gesundheitsversorgung
Und in ebendiesem Setting wird es für Apotheker:innen auf dem Weg in den Ruhestand ohne familiären Ambitionsnachwuchs immer schwieriger, den Laden an den Mann oder die Frau zu bringen. Das führt mittlerweile tatsächlich dazu, dass Apotheken verschenkt werden. Weil das für die Bald-nicht-mehr-Besitzer immer noch freudvoller ist, als ihr Lebenswerk komplett einzustampfen und liebgewonnene Stammkund:innen unversorgt zurück zu lassen.
2021 wurden deutschlandweit 369 Apotheken geschlossen. Im ersten Halbjahr 2022 waren es bereits 235. Ein Trend, der sich so in Zukunft sicher fortsetzen wird, wenn Politik und Bevölkerung nicht umdenken und dem wichtigen Gesundheitsnahversorger Apotheke mehr Anerkennung (in Form finanzieller Zuwendung) zuteilwerden lassen.