Apothekenmesse 3.0

Messen für Apotheker:innen und deren Mitarbeiter:innen gibt es gar nicht so häufig. Die Austropharm entblättert sich nur alle zwei Jahre in Wien. Dann gibt es da noch die PKA Science Days und damit hat es sich in meiner Wahrnehmung auch schon mehr oder weniger wieder erledigt.

In Deutschland ist das Angebot marginal besser. Abgesehen von der im jährlichen Rhythmus zwischen München und Düsseldorf pendelnden expopharm findet man Fachausstellungen nur noch – wie in Österreich auch – in Kombination mit Kongressen oder anderen Fortbildungsveranstaltungen.

Wobei das jetzt so nicht stimmt. Richtig wäre: „fand man“. Denn dieses Jahr wurde die deutsche Messelandschaft, ich möchte fast sagen, revolutioniert. Das Kommende soll jetzt keine Werbung für das neue deutsche Apotheken-Messe-Konzept „die Apothekentour“ sein (wird es vermutlich trotzdem). Ich möchte nur aufzeigen, dass es auch anders und vor allem wirklich zeitgemäß geht.

Information und Wissen erleben statt nur hören

Wenn ich Sie frage „Was ist die Aufgabe einer Messe?“, wird Ihre Antwort vermutlich sein „Neue Informationen und Wissen transportieren“. Richtig? Grundsätzlich gebe ich Ihnen recht. Aber bei Messen ist es wie mit Museen. Ich war jüngst für eine ganze Weile in Dublin und habe dort auch die Ausstellungslandschaft genauer inspiziert. Da gibt es die authentischen Originalhäuser, wo jede Ecke dir zurufen könnte, was sie schon alles gesehen hat. Blöderweise ruft sie nicht, meist übernimmt das ein/e Führer/in oder der Audioguide. Ich war allerdings in Museen, da tat das tatsächlich die Ecke selbst. Oder die Wand. Oder das Bett. Mit Hilfe von Projektionen. Und ich habe auch eine Ausstellung besucht, bei der überhaupt nichts original, sondern alles animiert, interaktiv, zum Erleben und Mitmachen war. Wie cool! Das empfand ich als die eindrucksvollste Form der Geschichtsvermittlung.

Und so ähnlich war das Erlebnis nun bei der „Apothekentour“. Hier findet man nicht die überwältigende Masse an Aussteller:innen, wo man nach Minuten die Orientierung verliert, sondern 20 Pharmafirmen mit Top-Ständen. Alles irgendwie interaktiv zu erleben, mit Mitmachstationen, Fotopoints und Gewinnspielen.

Silent Vortrag

Am allercoolsten fand ich aber die Vorträge, die es natürlich auch gab. Mitten im Geschehen und trotzdem tipptopp zu verstehen. Denn die Besucher:innen bekamen bereits beim Betreten des Veranstaltungsgeländes einen Kopfhörer, der zwei Frequenzen abspielen konnte. Überraschung: Es gab zwei verschiedene Bühnen!

Und jetzt stellen Sie sich das ein bisschen vor wie eine Silent Disco – falls Sie davon schon gehört, gelesen oder gar selbst daran teilgenommen haben. Wenn man will, setzt man die Kopfhörer auf und hat ein 1A-Vortragserlebnis. Will man das Gehörte (oder auch sonst etwas) mit seinen Nachbar:innen besprechen, nimmt man die Kopfhörer ab, schnattert fröhlich drauf los und keinen stört es. Grandios!

Die Verpflegung war auch besucherfreundlich gelöst – und gratis! An einem Ende des Veranstaltungsbereichs gab es eine Auswahl an ziemlich leckerschmecker belegten Weckerln und einen immerzu vollgefüllten Getränkekühlschrank, am anderen Ende wurden Waffeln mit allerlei Gedöns sowie Kaffee und Tee kredenzt. Mjam! Nicht der Overkill, aber wirklich lecker. Mein persönliches Highlight war die Süßigkeiten-Bar mit verschiedenstem Gummizeugs zum Selbst-Zusammenstellen. Meine Naschtüte hat sogar bis zum Ende der Heimfahrt gereicht (das will tatsächlich was heißen!).

Spielplatz für Erwachsene

Ach ja, habe ich schon das Bällebad erwähnt? Nein, ich weiß. Aber es gab tatsächlich ein Bällebad, das jedes Kinderparadies vor Neid erblassen hätte lassen. In rosa! Mal ganz unter uns Mädchen: haben Sie nicht immer schon mal den Wunsch verspürt, alle Kiddies beim IKEA rauszuschmeißen und selbst ins Bällebad einzutauchen? Hier können Sie es ohne dass sie lebenslang Hausverbot beim Schwedentischler bekommen.

Sie haben es vermutlich bemerkt: ich war – und bin es immer noch – begeistert. Diese Messe war ein echtes Erlebnis, das alle Sinne ansprach, und ich wünsche Ihnen wirklich sehr, dass so etwas auch in Österreich etabliert wird.

Wenn Sie jetzt einwerfen möchten, dass ein für Sie vielleicht wesentlicher Punkt noch nicht erwähnt wurde: Geduld! Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. Nein, es gibt tatsächlich bei den Ständen keine Proben oder kleine Geschenke abzugreifen. Die bekommt man fein säuberlich gesammelt in einem Riesenpaket beim Nach-Hause-Gehen überreicht.

Habe ich Sie auf den Geschmack gebracht? Ich kann ja einmal beim Veranstalter nachfragen, ob wir das gemeinsam nach Österreich exportieren wollen. Sie werden meine erfolgreiche Intervention auf diesem Wege erfahren.