Ich muss gestehen, dass ich in den letzten Wochen mit wechselnden Gefühlen zwischen Neid und Mitleid zu Ihnen nach Österreich geschaut habe. Sind Sie doch in der Alpenrepublik weit voraus, was COVID-Testungen in der Apo betrifft. Freilich merke ich, welche enorme Kraftanstrengung das für Sie bisweilen bedeutet, und ich ziehe meinen Hut, wie schnell viele von Ihnen grandios organisierte Teststraßen aufgebaut haben. Schließlich hat das keiner von uns zu irgendeinem Zeitpunkt seiner Ausbildung oder auch des bisherigen Berufsweges gelernt.
Aber ich finde es auch eine tolle Chance für die Apotheken, zu zeigen, was alles in uns steckt! Dass wir neue Felder erobern können, die kein Onlineversand zu bestellen im Stande ist.
In Deutschland lief bzw. läuft das Testen in den Apos eher schleppend an. Wochenlang lag ich meinem Chef im Ohr, doch eine Möglichkeit für Selbstzahler anzubieten. Endlich ENDLICH hat er sich dazu durchgerungen, und seit einer Woche bohren wir nun eifrig in der Nase – was streng genommen nicht stimmt. Denn eigentlich „piksen“ wir mit unserem Stäbchen in den Rachen (vorausgesetzt, man trifft den richtigen Nasengang).
Wenn’s nach meinem Chef geht, aber nicht mehr lange. Er will lieber popeln, also unter den Nasenflügeln rumrühren – oder überhaupt die Leute spucken lassen. Im Unterschied zu den Vorgaben bei Ihnen ist hierzulande beim Apo-Testen alles erlaubt, was als Test beim BfArm gelistet ist.
Ich persönlich lege ja mehr Wert auf meinen eigenen Komfort als den meines Kunden und finde daher den Rachenabstrich durchaus fein. Ein Schelm, wer denkt, dass ich ein gutes Gefühl dabei empfinde, wenn so mancher g’standene Mann am Sesselchen vor mir herumwetzt und tapfer das Freudentränchen wegblinzelt, das mein Abnahmebürstchen beim Rachenkitzeln hervorruft.
Womit ich mich wirklich gar nicht anfreunden mag, sind Spucktests. Zu Hause im Wohnzimmer (oder in welchem Raum auch immer man sich zum Sekretabsondern am wohlsten fühlt) dürfen die lieben Kunden gerne rumschleimen und rotzen, was sie wollen, aber bitte nicht vor mir. Mein Chef wiederum findet die Option richtig superduper, und die ersten Testkits lauern bereits drohend im Schubschrank – werden aber noch geflissentlich von mir ignoriert. Vermutlich werde ich noch lange in der Nase bohren, während meine Kollegen fleißig das Spucksackerl aufhalten.
Aber mal ehrlich: Welche Außenwirkung mögen Sie lieber? Dass der Kunde geflissentlich einen Schleimbatzen in Ihre Richtung spuckt und sich wundert, dass es für die Analyse seines Rotzes einen Apotheker braucht, oder doch lieber, dass Ihr Delinquent … pardon: Ihre Testperson mit Respekt und Ehrfurcht vor Ihrem langen Stäbchen folgsam das Näschen hebt und Ihnen danach noch dankt, weil Sie so freundlich und sanft waren? Eben!